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Alain Prost: «Die Formel 1 hat sehr viele Probleme»

Von Mathias Brunner
Alain Prost

Alain Prost

​Der vierfache Formel-1-Champion Alain Prost sorgt sich um den Zustand seines Lieblingssports. Der 51fache Grand-Prix-Sieger fordert Änderungen in zahlreichen Bereichen.

Alain Prost macht sich Sorgen. Der Franzose beobachtet sehr genau, was in der Formel 1 passiert, und allein die TV-Berichterstattung vom ersten Grand Prix in Baku hat die Rennlegende tüchtig auf die Palme gebracht.

Im Rahmen der FIA-Sportkonferenz in Turin hat der frühere McLaren-, Ferrari- und Williams-Star erklärt: «Wir haben aus Aserbaidschan Bilder der Bordkamera von Lewis Hamilton gesehen. Er war am Fahren und gleichzeitig hat er über seine Probleme geschimpft. Alles sieht so einfach aus. Und doch redet er von riesigen Schwierigkeiten. Aber das kommt überhaupt nicht rüber. Schaut euch eine Bordkamera-Aufnahme von mir in Jerez 1990 an. Das erzeugt einen ganz anderen Eindruck von Dramatik. Und doch sind wir beide am Limit, Hamilton und ich.»

«Das Problem ist die Wahrnehmung. Wenn ich ein junger Mensch bin und mich in der Formel 1 jetzt nicht so gut auskenne, dann gucke ich mir das an und sage – pah, das kann ich an der PlayStation auch.»

«Ich hingegen finde, die Formel 1 muss schwierig ausschauen. Ich weiss, dass sie erheblich schwieriger ist als sie aussieht, aber das kommt im Fernsehen nicht rüber. Die Formel-1-Rennen sind gut, aber die Übertragung aus Baku war langweilig.»

«Ich konnte das Geschehen aus Aserbaidschan am Freitag und Samstag wegen Terminen nicht verfolgen, also beobachtete ich das Geschehen über die sozialen Netzwerke. Alle haben von Baku geschwärmt. Also habe ich mich sehr auf den Sonntag gefreut. Und dann hatte ich das Gefühl – das ist eine ganz andere Strecke, wovon reden die alle?»

«Alle sagten, das sein ein Hammerkurs, irre schwierig, mit tollen Ecken und Bögen und dann dieser unfassbare Speed auf der Geraden. Aber als Konsument vor dem Fernseher konnte ich das alles nicht nachvollziehen. Vielleicht liegt es an den Kamerapositionen. Die Autos vermitteln keinen Speed, das Fahren schaut ganz leicht aus.»

«Ich finde diese Fahrzeuggeneration sowieso merkwürdig. Die Fahrer müssen viel zu früh vom Gas, um den Schwung in die Kurven mitzunehmen und Sprit zu sparen. Ständig neigen die Räder zum Blockieren. Das sieht von aussen alles seltsam aus. Ich würde gerne mal ein Auto der jüngsten Generation fahren, um dem auf den Grund zu kommen. Ich kann verstehen, dass sich die Fahrer der älteren Garde, Alonso und Button und Räikkönen, frustriert sind. Bei den jungen Piloten ist das anders. Die kennen ja gar nichts anderes.»

Was Prost Sorgen macht: «Es wurde erreicht, dass sich viele langjährige Fans vom Sport abgewendet haben, aber wir scheinen die jungen Menschen nicht genügend fesseln zu können. Es wurden in den letzten zwanzig Jahren viele Entscheidungen gefällt, dich ich nicht für gut halte. Und es ist ganz schwierig, das nun wieder zu drehen. Im Grund müsste man einen Strich unter das alles ziehen und ganz neu anfangen. Aber klar weiss ich, dass das nicht geht.»

Ein Teil des Problems erkennt Prost auch bei der Art und Weise, wie die Formel-1-Berichterstattung immer mehr ins Bezahlfernsehen wandert: «Früher hatten wir bei TF1 acht Millionen Fans vor den Flimmerkisten, jetzt sind es im Digitalfernsehen bei Canal+ nicht mal 750.000. Aber so geht das nun mal, wenn man alles ins Pay-TV umsiedelt.»

«Dabei gucken die jungen Menschen gar nicht vorwiegend Fernsehen. Sie verfolgen das Tagesgeschehen auf ihren Smartphones und Tablets. Selbst wenn es uns gelingt, die jüngere Generation auf diesen Informationsmitteln zu erreichen, bin ich mir nicht sicher, ob wir je wieder die Einschaltquoten von früher erreichen.»

«Wir müssen mehr Mittel und Wege finden, die Fans wieder vor Ort zu begeistern. Die Fans müssen mehr zu sehen bekommen. Das Ganze muss bezahlbar sein. Formel 1 darf finanziell für die Zuschauer nicht zu elitär werden.»

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