Ross Brawn mit Kritik an Formel E: Lahm und langsam
Ross Brawn
Umgekehrt gibt es auch aus dem Formel-1-Kosmos genug Menschen, die kein gutes Haar an der Elektroserie lassen.
Auch Formel-1-Sportchef Ross Brawn übte bei «F1 Fan Voice» nun Kritik an der Formel E. «Ich denke, wir müssen respektieren, was die Formel E macht und was sie erreicht. Aber wenn man sich die Größenordnung ansieht, dann kann man die Formel 1 und die Formel E nicht vergleichen. Die Formel E ist noch eine sehr junge Serie, wenn es um die Fans und die Anziehungskraft geht.»
Brawn: «Sie ist großartig, wenn es um das ganze Drumherum geht, aber die Rennen selbst sind ziemlich lahm im Vergleich zur Formel 1. Die Autos sind nicht wirklich schnell unterwegs und es fehlen auch die entsprechenden Persönlichkeiten.» Diese Kritik gibt es immer wieder: Zu langsam, zu leise, zu viele abgehalfterte, aussortierte Stars, die ihr Gnadenbrot bekommen oder den Durchbruch nicht geschafft haben.
Brawn weiter: «Ich denke, die Formel 1 wird sich dahingehend entwickeln, dass sie die richtige Mischung aus sportlicher Qualität, Relevanz und Fan-Engagement hinbekommt. Sollte in fünf oder zehn Jahren die Notwendigkeit bestehen, eine andere Form von Antrieb in der Formel 1 einzusetzen, dann werden wir das auch tun», verspricht Brawn. Und der Ingenieur fügt an: «Es gibt nichts, das uns davon abhält, in Zukunft rein elektrisch angetriebene Formel-1-Autos zu bauen.»
Letzteres stößt wiederum Agag sauer auf. Der Formel-E-Boss erklärte im Gespräch mit Motorsport.com: «Ross sagte, die Formel 1 könne in zehn Jahren rein elektrisch werden – das kann sie nicht. Denn wir haben für 25 Jahre einen exklusiven Vertrag mit dem Automobilweltverband FIA abgeschlossen – und wir haben erst vier davon hinter uns gebracht. Der früheste Termin für die Formel 1 wäre demnach 2039 – und das würde auch nur klappen, wenn wir unseren Vertrag nicht verlängern. Ich sehe keinen Grund, warum wir diese Vereinbarung mit der FIA nicht weiterführen sollten.»
«Uns steht also bis mindestens 2039 Exklusivität zu, deshalb wird es bis dann keine rein elektrische Formel 1 geben. Wenn sie mit mir darüber verhandeln wollen, ist das eine andere Frage, ich bin immer offen für Gespräche. Aber ohne mit mir zu reden gibt es für sie vor 2039 keinen Weg zum rein elektrischen Antrieb», stellt der Spanier klar.
Trotz der jüngsten Aussagen glaubt Agag nicht, dass sich die Formel-1-Oberen durch die Formel E bedroht fühlen. «Das müssen sie auch nicht», stellt er klar. «Ich weiß nicht, ob sie uns fürchten, vielleicht ist das so, aber das wäre wahrscheinlich falsch. Ich denke, wir sind sehr unterschiedlich und ergänzen uns bestens. Es gibt keine Konkurrenzsituation, das sind zwei Serien, die super zusammenpassen. Ich bewundere Ross Brawn, aber in diesem Fall hat er die Rechnung ohne uns gemacht.»