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Hockenheim-Ring GmbH: Klartext nach IDM-Finale

Von Esther Babel
Am Hockenheimring gibts viel zu tun

Am Hockenheimring gibts viel zu tun

Jochen Nerpel, Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH, äußert sich zur Kritik der Fahrer und gewährt Einblicke in die Lage der Rennstrecke, räumt mit einigen Punkten auf und erklärt die Planung.

Beim IDM-Finale 2024 auf dem Hockenheimring hatte es von den Piloten Kritik am Zustand der Strecke gehagelt und sie machten ihrem Ärger ordentlich Luft. Der daraus resultierende SPEEDWEEK.com-Artikel kam dann bei der Hockenheim-Ring GmbH nicht gut an. Der IDM-Promoter hält sich nach wie vor bedeckt. Jochen Nerpel, Geschäftsführer der Hockenheim-Ring GmbH, nahm sich nun die Zeit, in einem ausführlichen SPEEDWEEK.com-Interview die Kritik der Fahrer aufzuklären. «Der Artikel hat tatsächlich geschmerzt», startete Nerpel das Gespräch. «Ich weiß nicht, wie oft mir der betreffende Artikel zugeschickt worden ist.»

Mit der Kritik an den sanitären Anlagen ist man rasch fertig. «Mir ist nicht bekannt, wo der Fahrer, der das bemängelt hat, zur Toilette oder zum Duschen gegangen ist», meinte Nerpel. «Alle WC wurden im März dieses Jahres erneuert. Die kompletten sanitären Anlagen in den letzten drei Jahren.»

Die Kerbs

Intensiver geht der Geschäftsführer auf die Strecken-Bedingungen ein, die nicht wirklich exzellent waren, ein Fakt, den er auch gar nicht bestreitet. Doch es lag weniger an vermeintlich nicht getaner Arbeit als an einer knappen Planung und Pech mit äußeren Umständen. «Ja, es stimmt», so Nerpel, «an einige Stellen waren die Kerbs blank. Wir mussten in diesem Jahr die Kerbs teilweise demarkieren, also die komplette Farbe entfernen. Unter anderem war dies eine Auflage des DMSB. Das geht allerdings nur mit speziellen Maschinen, die z.B. auf Flughäfen verwendet werden.» Mit über 2.500 bar Wasserdruck rückt man der Farbe dann zu Leibe. Doch solche Maschinen sind nur schwer verfügbar. Eine Planung von neun Monaten waren laut Nerpel nötig.

Während der Aufbau-Phase zur Veranstaltung der NitrOlympX war es dann endlich so weit, und man legte mit der Arbeit an den Kerbs los. Der Grund ist simpel: Wenn man die Kerbs einfach immer nur überstreicht, erreicht man mit der Zeit stellenweise eine Farbdicke, die zum Sicherheitsrisiko wird. «Farbreste könnten abplatzen», so die Erklärung. Und man braucht ein passendes Zeitfenster, um mit den Arbeiten zu beginnen.

Eine Woche vor dem IDM-Lauf fand auf dem Hockenheimring das Glücksgefühle Festival von Lukas Podolski statt. Die Kerbs vorher mit neuer Farbe auszustatten, wäre wenig sinnvoll gewesen. Denn mit dem Aufbau des Festivals ratterte mehr als ein LKW und ein Gabelstapler über das Gelände. Nicht förderlich für frischgestrichene Kerbs. «Das Demarkieren der sechs betreffenden Kurvenabschnitte hatte einen mittleren fünfstelligen Betrag gekostet. Der Preis für die neue Farbe beläuft sich aktuell auf ungefähr gleicher Höhe, ohne den Arbeitseinsatz.» Gestrichen wird mit einer speziellen FIA-Farbe, die einen Anteil von feinem Granulat für die Haftung enthält. Nicht wirklich Gabelstapler-tauglich und man hätte wieder von vorne anfangen können.

Am Ende ging dem Arbeitstrupp schlicht die Zeit aus, um das Projekt fertigzustellen. Das miese Wetter war daran nicht ganz unschuldig.

Die Verschmutzung

Bis eine Woche vor der IDM lief noch alles so halbwegs nach Plan. Doch das Wetter nach dem Festival brachte die Planung ins Wanken. Nach dem Abbau an drei kompletten Regentagen dürfte das Gelände eher an eine Schlammschlacht von Wacken als an eine Rennstrecke erinnert haben. Die Strecke, vor allem im Bereich des Motodroms, war eine einzige Schlammwüste, die keine Glücksfühle produzierte, sondern Kopfzerbrechen bei den Verantwortlichen und Überstunden bei den Angestellten der Hockenheim-Ring GmbH.

«Das wird mit einer Art Hochdruckreiniger sauber gemacht», erklärte Nerpel, «wobei der Wasserstrahl in einem bestimmten Winkel auf die Poren des Asphalts trifft. Doch mit einem Mal ist das nicht getan. Durch das Wasser und den vielen Schlamm haben sich die Poren immer wieder zugesetzt. Wir mussten den Prozess mehrfach wiederholen. Doch irgendwann ging dann die IDM-Veranstaltung los. Das war eine Erfahrung, die wir gemacht haben.» Die Lehren aus diesen Erfahrungen blieben nicht aus. Im kommenden Jahr sieht die Reihenfolge der Veranstaltungen ähnlich aus, doch zwischen Festival und IDM-Lauf wurde eine zusätzliche Woche eingeplant.

Die Finanzierung

Dass man sich mit Motorradsport-Veranstaltungen wie der IDM keine goldene Nase verdient, ist hinlänglich bekannt. Daher geht es auch bei der Hockenheim-Ring GmbH nicht ohne Events wie dem Glücksgefühle Festival oder dem AC/DC-Konzert, bei denen Hunderttausende Fans das Gelände bevölkern. «Das ist eine Art Querfinanzierung», rechnete Nerpel vor. «Ohne solche Großveranstaltungen könnten wir Events wie die IDM gar nicht zu dem Preis ausrichten. Wir sind kostentechnisch hart am Limit.» Denn auch vor der Hockenheim-Ring GmbH machen die allgemein steigenden Preise nicht halt. «Alleine die Kosten für den Einsatz des Sanitätsdiensts sind im März dieses Jahres um über 30 Prozent gestiegen. Obendrauf kommen immer noch Zahlungen an den DMSB für Gebühren und Lizenzen. Trotzdem konnten wir die Preise für die IDM stabil halten.»

Der Asphalt

Es ist kein Geheimnis, dass der Asphalt am Hockenheimring stellenweise seine besten Zeiten hinter sich hat. Neuerung ist in Aussicht. Aber einfach mal eben neuen Asphalt auftragen ist nicht zielführend. Die Planung für die neue Asphaltierung läuft bereits seit neun Monaten. Begleitet wird das Ganze von einem Ingenieur-Büro, das im ersten Schritt Kernbohrungen vornimmt. «Es betrifft zunächst vier Kurven», erläuterte der Streckenbetreiber. «Wir wollen jetzt erst mal wissen, warum der Asphalt dort kaputt ging. Denn erst dann macht es Sinn, das zu reparieren und zu verhindern, dass das Problem nach kurzer Zeit wieder auftritt.»

Asphaltiert wird anschließend mit einem speziellen, nicht im freien Handel erhältlichen Bitumen. Der ursprünglich von Shell hergestellte Bitumen wird nicht mehr produziert. Also ging die Suche nach einer neuen Firma los. Ebenfalls ist ein Mischwerk in der Nähe nötig, denn der angemischte Bitumen kann nur in einem kleinen Zeitfenster verarbeitet werden. Ein solches Mischwerk, in welchem z.B. Mischungen für den Autobahnbau hergestellt werden, zu finden, welches zudem bereit ist, die vom Hockenheimring benötigte Kleinstmenge an Bitumen zu mischen, entspricht laut Nerpel einem Sechser im Lotto. Kostenpunkt für die Maßnahme: eine knappe Million Euro.

Die Schadstelle

Besonders ein ca. DIN A 4 großes Asphaltstück hatte es nach dem Glücksgefühle Festival arg mitgenommen erklärt Nerpel. Mit Kaltasphalt zu arbeiten, machte auf die Schnelle keinen Sinn, da sich die Materialen nicht wie nötig verbinden. «Daher haben wir mit Beton gearbeitet und diesen eingeglättet», so die technische Erläuterung. So richtig toll fanden die Fahrer das trotz der Bemühungen der Betreiber nicht.

Das Fazit

An den Tatsachen wie der schmutzigen Strecke, den farblosen Kerbs und dem stellenweise schadhaften Asphalt ließ sich im Vorfeld nicht mehr rütteln. Geholfen hätte in dem Fall eine Portion Kommunikation mit den Teilnehmern, die sich ihren Eintritt mit dem Nenngeld erkauft hatten. Ein gewisses Maß an Aufklärung durch den Betreiber oder den Promoter bei den Aktiven hätte zwar an den Defiziten nichts geändert, bei den Fahrern aber sicherlich ein ordentliches Maß an Verständnis geweckt.

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