DMSB: Die Kritik wächst – Hans Stuck ist gefordert
Die IDM kommt vom Regen in die Traufe
Jahrelang habe ich die umstrittenen Funktionäre des Weltverbands FIM als Stegreifkomödianten bezeichnet. Denn ihre dilettantische Vorgehensweise nahm oft kabarettistische Züge an. 1992 hat dann die FIM wegen ihrer Ahnungslosigkeit die Macht im GP-Sport an die Dorna verloren und ihren Einfluss samt den kommerziellen Rechten verkauft. Seither darf sie im GP-Sport nur noch die Siegerehrungen durchführen. Alle technischen und sportlichen Vorschriften tüfteln die Dorna, die Teams und Hersteller aus.
Die Situation beim Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) erinnert mich dramatisch an jene der FIM vor dem Jahr 1992. Der Landesverband wird von vielen Betroffenen kritisiert.
Der Verband sollte der Förderung des Motorsports in Deutschland dienen, aber so manches, was die Lizenznehmer schildern, erinnert eher an Schikanen. Das beginnt bei den rustikalen Methoden bei der Lizenzausstellung (Fax, Bargeld usw.), es setzt sich fort bei illegalen Lizenzgebühren für Motorrad-WM-Fahrer (GP und SBK), denen die Kosten für die A-Lizenz (299 Euro) widerrechtlich aufgebürdet wird, es führt zum Vorwurf der Industrie-Hörigkeit, zu Unvereinbarkeiten, zum Verdacht auf illegale Ausnützung einer marktbeherrschenden Stellung, zum mehrfachen Vorwurf, es würden schriftliche Zusagen nicht eingehalten, es kracht in den unterschiedlichen Serien und Meisterschaften, die Zukunft der DTM nach der Saison 2017 steht in Zweifel, es gibt Ärger mit der VLN und der GT3. Die auf dem Sterbebett befindliche IDM wird von Jahr zu Jahr von Nahtoderlebnissen heimgesucht.
Dass der DMSB als Landesverband, der auf seinem Hoheitsgebiet auch einen Motorrad-GP austrägt, von 1992 bis mindestens 2013 von der FIM (bezahlt durch die Dorna) jährlich zweckgebunden ca. 125.000 US-Dollar zur Förderung des Nachwuchses im Motorradstraßensport bekam und bisher niemand bekannt ist, der einen Cent davon gesehen hat, passt ins Bild. Es fällt schwer, in diesem Zusammenhang das Wort Korruption zu vermeiden.
Rund 2,7 Millionen US-Dollar – verschollen. DMSB-Präsident Hans Joachim Stuck versprach 2013 Aufklärung. Leere Worte.
Im DMSB-Vorstand und Präsidium sitzen zweifellos einige ehrenwerte Herrschaften. Aber sie lassen ihren Club der toten Dichter anscheinend lieber mit dem Verdacht auf Korruption in Verbindung bringen, als einmal ernsthaft nachzuforschen.
Der zuständige ehemalige Generalsekretär Christian Schacht wurde in die neue DMSB Wirtschafts GmbH wegbefördert.
Der DMSB e.V. soll gemeinnützig sein und ideellen Zwecken dienen. In Wirklichkeit machen die Maßnahmen bei den Lizenzvergaben eher den Eindruck von Gewinnoptimierung.
Genaue Angaben zur Anzahl der Lizenznehmer gibt es nicht. Insider behaupten: In rund 40 Jahren ist sie von 8000 auf 1500 geschrumpft. Ein Armutszeugnis. Bei jedem im normalen Geschäftsleben stehenden Betrieb würden bei allen Beteiligten die Alarmglocken schrillen. Was macht der DMSB? Eine App.
Wegen der vielen hochnäsigen, selbstherrlichen DMSB-Funktionäre laufen die Lizenznehmer in Scharen davon. Der Ruf nach einem neuen Verband wird immer lauter.
20 Jahre wird der DMSB jetzt alt, er ist ein Zusammenschluss aus OMK (Motorrad) und ONS (Automobil), seine Trägerverbände sind der übermächtige ADAC und dessen Juniorpartner DMV und AvD. Stuck hat versprochen, man werde im 20. Jahr des Bestehens näher an die Lizenznehmer heranrücken.
Warum hat der DMSB diese geistreiche Idee nicht schon in den ersten 20 Jahren gehabt?
Der Verband hat den Aufbruch in die neue Zeit verschlafen. Im Faulbett des Monopols macht sich gern Beharrungsvermögen breit.
Ich wundere mich, warum Lizenznehmer immer noch ohne Widerstand 140.- Euro für eine Auslandsstartgenehmigung bezahlen, obwohl im EU-Gebiet kein Ausland existiert. Und wenn eine Motorrad-Enduro-Legende wie Arnulf Teuchert ein dreitägiges Six-Days-Revival bestreitet, muss er eine Jahreslizenz lösen. Dienst am Kunden sieht anders aus.
Auch die Tatsache, dass sich die Lizenzgebühren verteuern, wenn man nicht Mitglied beim ADAC, DMV oder AvD ist, halte ich für abwegig. Solche Zwangsmitgliedschaften haben im Jahr 2017 nichts mehr verloren.
Viele Machenschaften des DMSB haben ein Ablaufdatum. Wir treffen auf vorsintflutliche, verkrustete Strukturen, es fehlt seit Jahrzehnten ein frischer Wind, die Macher sind grossteils 60 oder 70 Jahre alt.
Niemand muckt auf, jeder will sein Amt behalten, Widerstandsnester werden ausgerottet, deshalb wurden in der IDM verdiente Funktionäre wie Rüdiger Merdes, Emil Braun und Kai Homes vergrault und entmachtet.
In der Internationalen Deutschen Motorrad Meisterschaft (IDM) existiert rund sechs Wochen vor dem ersten Rennen (nur sechs sind geplant) offiziell noch kein Promoter, kein sportlicher Ausrichter, keine Internetpräsenz. Laut Reglement soll es die Klassen IDM Superbike, Superstock 600, Superstock 300, eine Gespann-IDM und vier Markencups geben.
In der Weltmeisterschaft ist das Mindestalter für die neue 300-ccm-Klasse auf 15 Jahre festgeschrieben. Der ADAC wollte für Deutschland ein Mindestalter von 18 Jahren, um seine armseligen Nachwuchsserien (Northern Europe Cup und ADAC Junior Cup) nicht zu gefährden.
Das heißt: Der ADAC kocht sein eigenes Süppchen, ohne Rücksicht auf Verluste. Aus dem Junior-Cup ist ohnedies seit fünf Jahren kein WM-Talent mehr entstanden, die Moto3-Serie (sieht heißt jetzt NEC) wurde ins benachbarte Ausland deportiert. Warum ein deutscher Automobilclub eine europaweite 250-ccm-Moto3-Klasse ausrichtet, versteht sowie kein Mensch.
So werden aus den Pannenhelfern die Pannenverursacher.
Dass der bisherige IDM-Promoter Bert Poensgen im Zusammenhang mit DMSB und ADAC öffentlich von «mafiösen Strukturen» sprach, ist nicht verwunderlich.
Von Aufbruchstimmung ist beim DMSB nichts zu spüren.
Nein, ich habe nicht das geringste Interesse, beim DMSB einen Umsturz herbeizuführen. Das müssen die Betroffenen selbst in die Hand nehmen.
Das Leben ist zu kurz, um sich mit den Schreibtischtätern aus Frankfurt herumzuschlagen. Ich bin ja kein Leidtragender, sondern nur verwunderter Zuschauer.
Ohne Lizenznehmer verliert der DMSB seine Daseinsberechtigung.
Viele Aktive, Teamchefs und Veranstalter sind verärgert, aber sie steigen bisher nicht auf die Barrikaden.
Viele wandern enttäuscht in ausländische Rennserien aus. Oder sie wenden sich professionellen Racing-for-Fun-Veranstaltungen zu.
Und ich frage mich: Lieber Hans Stuck, du warst ein populärer, erfolgreicher und charismatischer Rennfahrer.
Was ist aus dir geworden?
Ein Lobbyist? Ein willfähriger Hüter des DMSB-Grals? Warum genießt du eine so geringe Wertschätzung in diesem Amt?
Unter dem Stuck-Regime ging der deutsche Fomel-1-GP verloren.
Es kracht im Gebälk beim DMSB; eine Erfolgsstory sieht anders aus.
Gibt es aktuelle Erfolge, die man dem DMSB zuschreiben könnte? Warum fällt mir da nichts Positives ein? Ich bitte um sachdienliche Hinweise.
Die Rädelsführer des Verbands wollen die Misere auf bewährte Weise aussitzen. Bei der FIM führte diese Methode zu einem bitteren Ende.