Max Neukirchner: «Schmitter war höchst motiviert»
Mit zwei Siegen und zehn Podestplätzen ist Max Neukirchner (36) der erfolgreichste Deutsche in der Superbike-WM. Der Sachse aus Gablenz im Landkreis Görlitz fuhr insgesamt 148 Rennen in der WSBK, nach seinem Rücktritt Ende 2017 blieb er der Szene als Riding-Coach, Teammanager und aufmerksamer Beobachter erhalten.
Bei der German Speedweek in Oschersleben war Max Neukirchner, der im Februar zum ersten Mal Vater wurde, ein vielbeschäftigter Mann. Überwiegend kümmerte er sich beim 8-Stunden-Rennen zur Endurance-WM um das Yamaha-Werksteam von YART, dem Yamaha Austria Racing Team, dem er immer auch noch als Ersatzfahrer zur Verfügung steht.
Neukirchner: «Hauptsächlich aber coache ich die Fahrer auf der Rennstrecke, von der Ernährung her, was man in den Pausen isst und was man besser nicht zu sich nimmt. Ich habe das ja gelernt. Ich rate immer mehr zur Ernährung mit flüssigen Kohlenhydraten, das ist beim Langstreckenrennen wichtig, da die Stoffe sehr schnell vom Körper aufgenommen und in Energie umgesetzt werden können. Die Fahrer haben dann eine andere Performance, sie fühlen sich nicht so schlapp, als wenn sie Nudeln oder so etwas gegessen haben. Das dauert viel zu lange, bis der Körper das aufnimmt und in Energie umgesetzt hat.»
Auch seine Trainerausbildung kommt Neukirchner zugute. «Ich beobachte die Endurance-Piloten an der Strecke und vergleiche sie miteinander, wenn wir zum Beispiel einen unterschiedlichen Spritverbrauch festgestellt haben. Der eine dreht den Gashahn voll auf, der andere weniger, einer fährt in der Kurve einen niedrigeren Gang, einer einen höheren. Durch diese Dinge wird der Spritverbrauch natürlich beeinflusst. Wir schauen uns aber auch Fahrer anderer Teams im Vergleich zu unseren an, mit welchem Schwung zum Beispiel jemand die Kurve anfährt.»
Neukirchner wäre auf der Langstrecke selbst noch als Pilot permanent aktiv, wäre da nicht das Verletzungspech gewesen. «Ja, ich wäre immer noch dabei, wenn ich nicht die Unfälle gehabt hätte und mir mein rechter Oberschenkel nicht schon zum vierten Mal kaputt gegangen wäre», gesteht der Sachse etwas wehmütig, «ich will mich Stück für Stück zurückziehen und auch andere Sachen machen, als selbst Rennen zu fahren. Mit meinem eigenen Projekt Top-Superbike habe ich ja auch viel zu tun und es macht mir total Spaß, als Riding-Coach tätig zu sein.»
Bei der IDM in Oschersleben unterstützte Max Neukirchner die Superbike-Piloten Dominic Schmitter (25) aus der Schweiz und den 21-jährigen Österreicher Jan Mohr. Beide sind auch in seiner Instruktionsschule tätig. Neukirchner: «Bei Jan habe ich Fehler am Motorrad gesehen und bin mit meinem Datarecorder-Mann zu ihm gegangen und wir haben besprochen, was verbessert werden kann, denn wir hatten einiges gefunden.»
Dominic Schmitter holte sich bei seinem ersten IDM-Einsatz in diesem Jahr 31 Punkte ab. «Schmitter war höchst motiviert, das sah man auch insgesamt an seiner Körpersprache», so Neukirchner, «vor allem im ersten Rennen hat er eine Superleistung abgeliefert, was mich total erstaunt und ich so nicht erwartet hatte. Er war so was von sich selbst überzeugt, dass ich gesagt habe, er solle mal die Bälle flach halten, aber er weiß eben, dass er es kann. Und das finde ich sehr faszinierend an ihm. Ich betreue ihn jetzt auch bei der Superbike-WM in Misano, wo er mit einer Wildcard fährt.»