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Joonas Kylmäkorpi: Morphium und künstliches Becken

Von Ivo Schützbach
Wenn am Donnerstag der Langbahn-GP in Herxheim über die Bühne geht, dann wird der vierfache Weltmeister Joonas Kylmäkorpi fehlen. Er war viel schwerer verletzt, als zuerst angenommen.

Als Fredrik Lindgren in Warschau zu seinem zweiten Speedway-GP-Sieg raste und damit die alleinige WM-Führung übernahm, sahen wir auch mehrfach Joonas Kylmäkorpi im Fernseher eingeblendet. Emotional wie selten zuvor – und an Krücken. Er ist seit kurzem Crew-Chief im Team Lindgren, befasst sich mit der Technik, hilft bei der Abstimmung und bläut «Fast Freddie» die nötige Ernsthaftigkeit ein.

Im November 2016 gab der Motorrad-Weltverband FIM bekannt, dass Kylmäkorpi eine Dauer-Wildcard für den Langbahn-GP 2017 erhält und in den Sport zurückkehrt. Wenig später zog sich der Finne bei der Vorbereitung auf das Dirt-Track-Rennen «Superprestigio» in Barcelona schwere Beckenverletzungen zu, auch ein Oberschenkel war gebrochen.

Am 31. März gab Kylmäkorpi den monatelangen Kampf um seine Fitness auf und erklärte seinen Rücktritt. An jenem Wochenende war er mit Ducati-Werksfahrer Chaz Davies und MV-Agusta-Ass Leon Camier bei der Superbike-WM in Aragón, vier Wochen später traf ich ihn in Assen. Obwohl vierfacher Weltmeister, bleibt der 37-Jährige im Superbike-Paddock weitgehend unerkannt.

SPEEDWEEK.com bat ihn zum Interview.

Joonas, wie geht es dir nach deiner schweren Verletzung?

Direkt danach machte ich gute Fortschritte, später wurde es immer schlimmer. Seit März konnte ich nur noch laufen, wenn ich Morphium nahm. Da wurde mir klar, dass ich ein künstliches Becken brauche.

Jeder Rennfahrer weiß, dass die Karriere durch eine Verletzung beendet werden kann. Deshalb bedauere ich auch nichts. Ich habe in meiner Karriere so viel erreicht, meinen Rücktritt konnte ich sehr gelassen überlegen.

Du bist allgemein sehr Motorsport-interessiert. Kannst du dir eine Zukunft im Straßenrennsport vorstellen oder willst du dem Bahnsport treu bleiben?

Mit Lindgren habe ich es geschafft, dass er nach zwei Rennen die Speedway-Weltmeisterschaft anführt. Das ist sehr cool.

Ich mag Herausforderungen und liebe den Straßenrennsport. Das ist ein fantastischer Sport, dessen Professionalität über dem Speedway- und Langbahn-Sport steht. Ich kenne dort auch viele Leute.

Früher hatte ich nie Zeit, diese Rennen zu besuchen, obwohl mich Leon Camier ein paar Mal eingeladen hat. Aber unsere Saisons überschnitten sich, ich musste selber Rennen fahren. Bei MotoGP war ich früher schon, Aragón war mein erstes Superbike-Rennen.

Du hast dir sehr genau angesehen, wie die Straßenteams arbeiten. Welche Unterschiede fallen dir zum Bahnsport auf?

Alles baut auf dem Verkauf von Motorrädern auf, es ist viel mehr Geld im Spiel.

Das ist eine andere Welt. Dabei sind in Herxheim sicher mehr Zuschauer, als bei der Superbike-WM in Aragón. Okay, es gibt auch große Rennen wie Imola zum Beispiel.

Rückhalt gibt ihnen aber vor allem, dass sie etwas zu verkaufen haben. Das bringt den Sport nach oben. Ein Rad an einem Superbike kostet fast so viel wie ein Speedway-Motorrad.

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