Domi Aegerter: Wie kam's zum Hitzestau in Barcelona?
Domi Aegerter beim GP in Barcelona
2014 gewann Suter Racing mit Domi Aegerter und Tom Lüthi noch Moto2-WM-Läufe, dann verloren die Schweizer alle Spitzenteams und Topfahrer. Für 2016 wurde gar keine Konstrukteurslizenz mehr beantragt, nachdem das geplante Comeback mit bis zu sechs Piloten gescheitert war.
Für 2017 stieg Suter, jetzt unter dem neuen Firmennamen «Suter Industries» und mit dem neuen CEO Maurizio Bäumle unterwegs, wieder in die Moto2-WM ein.
Suter hat in dieser Klasse von 2010 bis 2012 dreimal hintereinander die Konstrukteurs-WM gewonnen – dazu die Fahrer-WM 2012 mit Marc Márquez.
Längst vergangene Zeiten.
Am vergangenen Wochenende erlebte Suter in Barcelona ein einzigartiges Debakel: Schrötter und Cortese aus dem Dynavolt-Intact-GP-Team stürzten, Tarren Mackenzie ebenfalls. Sein Kiefer-Teamkollege Domi Aegerter, bis dahin immerhin WM-Siebenter, kam über den tristen 17. Platz mit 24,4 Sekunden Rückstand nicht hinaus.
«Ich musste wegen der Hitze mehrmals den Kopf aus der Verkleidung halten, um Luft zu kriegen», schilderte Aegerter, der zu den fittesten Fahrern im Feld gehört.
Der ehrgeizige Berner war so enttäuscht und sprachlos, dass er die Fans und Medien über WhatsApp ausnahmsweise nicht sofort nach dem Rennen mit zehn Bildern, Videos, Ergebnislisten und WM-Ständen bombardierte.
Erst am Dienstag meldete sich der Sachsenring-GP-Sieger von 2014 zu Wort. «Ich habe mich nach dem heissen Sonntag zuerst einmal abkühlen müssen, ich bin in Barcelona geblieben und habe mich etwas erholt», schilderte Domi. «Das Rennwochenende ist sehr schwierig gewesen; wir hatten mit den heissen Bedingungen zu kämpfen. Die Verhältnisse im Rennen waren sehr schwierig, die Asphalttemperatur lag bei 53, die Aussentemperatur bei 35 Grad.»
«Ich hatte einen guten Start, ich bin auf Platz 14 vorgestossen und konnte an den Top-10 dranbleiben. Aber nach ein paar Runden, als der Grip nachliess, musste ich mich mehr anstrengen. Zugleich ist das Motorrad sehr heiss geworden, ich musste zwischendurch auf den Geraden Luft holen und den Kopf aus der Verkleidung strecken. Es ist zu einem Hitzestau gekommen. Ja... Aber wir blicken nach vorne. In Assen werde ich wieder Vollgas angreifen.»
Auf der Schweizer Website watson.ch wurde berichtet, Aegerter sei im Rennen wegen der mangelhaft gekühlten Suter MMX2 bei 100 Grad geröstet worden. Es gab Kritik an Suter und Kiefer Racing mit dem Hinweis, beim belgischen Marc VDS Team, das mit Alex Márquez und Franco Morbidelli die Ränge 1 und 6 belegte, sei extra ein verbessertes Kühlsystem zum Einsatz gekommen.
«Wir haben dieses Kühlsystem aber beim Catalunya-GP im Rennen nicht eingesetzt», erklärte Marc-VDS-Teamprinzipal Michael Bartholemy gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wir bleiben auch so immer unter 100 Grad.»
Der Grund: Die Teams dürfen in den Rennen keine selbstentwickelten Kühlsysteme einbauen, sie müssen jene von Kalex, Suter, Speed-up und so weiter einsetzen.
Jürgen Lingg, Technical Director, Teamteilhaber und Teammanager bei Dynavolt Intact GP, in der Moto2-WM mit Marcel Schrötter und Sandro Cortese engagiert, nimmt Hersteller Suter Industries in Schutz. «Das Ding war schon warm, aber es gab kein wirkliches Problem. Marcel war mit dem Motorrad zufrieden. Das Motorrad ist gut. Es sind nur Details, die verbessert werden können.»
Bisher hat sich die Suter MMX2 in der Saison 2017 zwar nicht als Wunderwaffe erwiesen, aber Aegerter hält sich in der WM immerhin an achter Position. Er war in Austin Fünfter, in Le Mans Sechster, in Mugello Siebter.
Manche Experten sind der Ansicht, Suter hätte mit dem Moto2-Comeback bis 2019 und auf den Wechsel zu den Triumph-765-ccm-Dreizylinder-Motoren warten wollen. Weil dann die Karten völlig neu gemischt werden, Suter hätte 2018 umfangreiche Tests abspulen können – wie KTM 2016.
Anderseits: Auch Red Bull KTM ist 2017 neu eingestiegen – und liegt mit Miguel Oliveira auf dem erstaunlichen vierten WM-Rang.