Katar: Golfstaat isoliert, Flugverbote, Hamsterkäufe
Seit Montag eskaliert die Situation am Persischen Golf. Mehrere arabische Nachbarstaaten haben die diplomatischen Beziehungen mit dem Emirat Katar abgebrochen, darunter Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Ägypten, jetzt auch der Jemen, Ost-Libyen und die Malediven.
Die Saudis und ihre Verbündeten befürchten, Katar wolle den Erzfeind Iran zu mehr Einfluss in der Region verhelfen. Deshalb wird das steinreiche Katar jetzt politisch isoliert.
Seit Montag sind die Grenzen auf dem Landweg zur Halbinsel dicht, Katar hat nur 2,2 Millionen Einwohner und die Größe des Bundeslandes Oberösterreich.
Den Herrschern in Doha werden sogar Verbindungen zu Terrororganisationen wie der Hamas vorgeworfen. Auch lobende Worte zur umstrittenen ägyptischen Muslim-Brüderschaft waren angeblich aus Katar zu hören.
Die Nachbarn einigten sich auch auf eine wirtschaftliche Blockade des winzigen Golfstaats Katar. Gestern ersuchten die Scheichs von Katar die Nachbarn in Kuwait um diplomatische Vermittlungsversuche. Katar selbst sah von Sanktionen gegenüber den ehemaligen Verbündeten ab, der Zwergstaat gab sich ungewohnt kleinlaut.
Kuwait will jetzt im politischen Konflikt zwischen dem Emirat Katar und den arabischen Nachbarstaaten eine zentrale Vermittlerrolle spielen. Kuwaits Emir Sabah al-Ahmed al-Jabir al-Sabah reiste am Dienstag nach Saudiarabien, wie die staatliche kuwaitische Nachrichtenagentur Kuna meldete. Er wird auf der Reise nach Riad von einer hochrangigen Delegation begleitet. Scheich Sabah hatte bereits am Montag mit dem katarischen Emir Tamim bin Hamad Al Thani telefoniert und ihn aufgerufen, den Bemühungen um eine Entspannung eine Chance zu geben, wird berichtet.
Die Fluglinie «Etihad» stellte bereits am Montag alle Flüge nach Doha ein, andere Airlines folgten. Gestern musste die Airline «Qatar Airways» alle Flüge in die Nachbarstaaten einstellen, es herrschte ein Riesenchaos am riesigen neuen Flughafen «Hamad International Airport», der vor zwei Jahren in Betrieb genommen wurde.
Der US-Sender CNN berichtete, dass die diplomatische Krise laut Ermittlern der US-Bundespolizei FBI auf eine von russischen Hackern initiierte «Fake News»-Kampagne zurückzuführen sei.
Die Regierung in Katar hatte schon am Montag erklärt, man sei Opfer einer Hacker-Attacke geworden, russische Hacker hätten diese «Fake News» über die staatliche Nachrichtenagentur Katars verlautbart. Die freundlichen Gesten gegenüber Israel und Iran seien den katarischen Herrschern illegal in den Mund gelegt worden.
Gestern kam es in Doha und im ganzen Land zu Hamsterkäufen, denn 80 Prozent der Lebensmittel werden üblicherweise auf dem Landweg nach Katar gebracht.
US-Medien berichteten, Ende Mai seien Experten der US-Bundespolizei FBI nach Katar gereist, um den mutmaßlichen Cyberangriff zu untersuchen.
Katars Außenminister Scheich Mohammed bin Abdelrahman Al Thani erklärte gegenüber CNN, das FBI habe den Hackerangriff und die «Fake News»-Geschichte bestätigt. «Alle Vorwürfe basieren auf Fehlinformationen», teilte er dem US-Sender mit.
Aber bisher ist von De-Eskalation wenig zu spüren. wer in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) seine Sympathie für Katar bekundet, muss mit 15 Jahren Haft rechnen, berichteten die «Gulf News» und der Fernsehsender Al-Arabija.
Auf dem Losail Circuit in Katar soll in diesem Jahr am 3./4. November noch das Finale zur der Superbike-WM stattfinden, für März 2018 sind dort ein Motocross-WM-Lauf und der MotoGP-Saisonauftakt geplant.
2022 soll in Katar die Fussball-Weltmeisterschaft stattfinden.
Auch etliche andere globale Sportereignisse sind in Katar in den nächsten Jahren geplant, der Golfstaat setzt auf den Tourismus als künftige Einnahmequelle, wenn Öl und Erdgas versiegen.
Deshalb wird alles Menschenmögliche getan, um die politischen Verwicklungen in der Region so rasch wie möglich zu lösen. Sonst können weder die Fussballstadien fertiggebaut noch der normale Flugbetrieb wieder aufgenommen werden.
Alle momentan feindlich gesinnten Nachbarstaaten haben den Luftraum für alle Flugzeuge, die Doha ansteuern, gesperrt. Ein Worst-case-Szenario für Dutzende Fünf-Sterne-Hotels, die in den letzten Jahren in Doha eröffnet wurden.