Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Intact-GP: Starkes Interesse am Spanier Xavi Vierge

Von Günther Wiesinger
Das Dynavolt Intact-Team braucht einen Fahrer, der sich einen Umstieg auf Suter-Motorräder vorstellen kann. Der 20-jährige Spanier Xavi Vierge ist so einer. Schwinden die Hoffnungen von Aegerter und Bendsneyder?

Jürgen Lingg, Technical Director, Teamprinzipal und Teamteilhaber beim deutschen Dynavolt Intact GP-Moto2-Team, erklärte beim Sachsenring-GP gegenüber SPEEDWEEK.com, es gehöre zur Philosophie des Memminger Teams, deutsche oder deutschsprachige Fahrer zu engagieren. «Wenn wir das nicht tun, tut es keiner», stellte Lingg fest. «Dann sind die Deutschen weg aus der WM.»

Tatsächlich fahren Kiefer Racing und das aus dem ehemalige Racing Team Germany hervorgegangene Peugeot MC Saxoprint Teams seit mindestens drei Jahren mit Ausländern. Nur das Südmetal Schedl-Team hat einen Deutschen unter Vertrag: Teambesitzer Peter Öttl vertraut auf Sohn Philipp.

Das Dynavolt Intact-Team setzte 2013, 2014 und 2015 auf Cortese, im Vorjahr auf Folger und Cortese, 2017 auf Schrötter und Cortese.

Doch der Vertrag mit dem Moto3-Weltmeister von 2012 wird nach fünf Jahren (drei Podestplätze) nicht verlängert, es muss statt Cortese ein neuer Partner für Marcel Schrötter gesucht werden.

Zuletzt erweiterte Jürgen Lingg seinen Kandidatenkreis bereits auf «deutschsprachige Fahrer», denn Domi Aegerter zeigte wie schon im Sommer 2016 Interesse an einem Wechsel zu Dynavolt Intact, denn dort wird das von ihm bevorzugte Suter-Material gefahren – wie bei Kiefer.

Beim Dynavolt Intact GP-Rennstall ist in den letzten Wochen allerdings auch in Italien und Spanien tüchtig nach wechselwilligen Anwärtern für den Cortese-Platz geforscht worden.

Jürgen Lingg sah sich auch nach Moto3-Talenten aus den südlichen Ländern. «Wr haben zum Bespiel mit Jorge Maratin aus dem Gresini-Team gesprochen. Aber die haben alle Verträge für 2017.»

Auch Lorenzo Baldassarri aus der VR46-Acedemy, der 2016 im Forward-Team den Misano-GP gewann, stand auf der Wunschliste. «Aber er gilt für 2018 als Titelanwärter und will unbedingt bei Kalex bleiben», so Lingg.

Das Interesse für Suter-MMX2-Maschinen ist leider bei den besten Moto2-Piloten überschaubar, denn die Schweizer haben seit 2014 keinen GP-Sieg mehr errungen und keinen Podestplatz.

Neben Domi Aegerter zeigte noch der niederländische Red Bull-KTM-Moto3-Pilot Bo Bendsneyder Interesse.

Aber beim Blick auf die Moto2-Tabelle dürfte der Blick von Jürgen Lingg auch bei dem Namen Xavier «Xavi» Vierge hängen geblieben sein. Der erst 20-jährige Spanier gewann 2016 im Tech3-Team von Hervé Poncharal die Rookie-of-The-Year-Wertung, er steuert auch in diesem Jahr die Mistral 610-Eigenbaumaschine des französischen Teams.

Kommt Vierge für das Dynavolt-Intact-Team in Frage? Lingg ausweichend: «Ich habe ihn schon 2016 beobachtet. Er hat Biss und Ehrgeiz, er gefällt mir.»

Und wichtig: Er kämpft auch bei Tech3-Team mit Material, das momentan nicht siegfähig ist. «Er fährt sogar mit Kayaba und Nissin», ist Lingg aufgefallen.

In der Top-Liga der Moto2-Klasse verwenden die Stars aber Suspension-Komponenten von Öhlins oder WP und vor allem Bremsen von Brembo...

Jürgen Lingg betonte aber heute gegenüber SPEEDWEEK, man habe Aegerter und Bendsneyder noch nicht von der Kandidatenliste gestrichen.

Aber es scheint vorstellbar zu sein, dass das deutsche Team nächstes Jahr mit zwei ehemaligen Tech3-Piloten antritt, denn Schrötter fuhr dort bis Ende 2015, dann ging er zu AGR.
Doch als Ausgleich hat Dynavolt nach der Saison 2016 den Bayern Jonas Folger ans Tech3-MotoGP-Teams ausgeliefert.

«Wir haben uns in den letzten Wochen mit der Tatsache angefreundet, dass wir nach fünf Jahren auch weiter über die Grenzen blicken müssen», stellte Jürgen Lingg fest. «Die Herkunft des Fahrers darf keine überragende Rolle mhr spielen. Das haben wir inzwischen auch mit den Sponsoren besprochen.»

Xavi Vierge kam für 2016 aus der CEV-Moto2-Rennserie, er ist seit Assen verletzt und ist deshalb in der WM-Tabelle mit 40 Punkten auf Platz 13 zurückgerutscht. Aber er sicherte sich mit der Tech3-Maschine bei den ersten sieben Rennen fünf Top-Ten-Ergebnisse; in Las Termas brauste er sogar auf Platz 5.

«Remy Gardner, der aktelle Teamkollege von Vierge, hat 2016 bei Tascaracing in der Moto2-WM ein paar beachtliche Resultate erzielt. Aber bei Tech3 fällt er jetzt gegen Vierge sehr deutlich ab», hat Lingg beobachtet.

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