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Aprilia-Firmengründer Ivano Beggio (73) ist gestorben

Von Günther Wiesinger
Ivano Beggio ist tot

Ivano Beggio ist tot

Unter dem Unternehmer Ivano Beggio erlebte das Aprilia-Werk seine Blütejahre – auch im internationalen Motorradsport. Beggio verstarb in der vergangen Nacht.

Die Serie der prominenten Todesfälle im Motorradsport reißt nicht ab. In der vergangenen Nacht ist Firmengründer Ivano Beggio im Alter von 73 Jahren gestorben.

Ivano Beggio hat seine ersten Brötchen als Mechaniker in der Fahrradfabrik seines Vaters Alberto Beggio verdient, die schon zu dieser Zeit den Namen Aprilia führte. Der Ursprung des Namens soll von einem altehrwürdigen Lancia-Modell entwendet worden sein.

Ivano Beggio hatte von Anfang an das Ziel, eines Tages Motorräder zu produzieren. 1963 war es so weit. Sein Vater übersiedelte die Produktion des Unternehmens auf ein neu erworbenes größeres Grundstück. Das erste Motorrad benannte Ivano Beggio 1964 nach seiner Schwester Daniela.

Beggio starb in der letzten Nacht im Krankenhaus in Montebelluna bei Tarvis überraschend, er hatte nur über eine leichte Grippe geklagt, erzählte sein Sohn.

Im Jahr 1967 kam das Modell Scarabeo auf den Markt, das durch unterschiedlich große Vorder- und Hinterräder auffiel.
Im Jahr 1987 machte Aprilia erstmals auch Schlagzeilen im internationalen Rennsport. Loris Reggiani baute in Eigenregie mit seinem Kumpel Michele Verrini ein 250-ccm-GP-Team auf, der Motor kam von Rotax. Reggiani feierte für Aprilia 1987 den ersten Grand Prix-Sieg in der Firmengeschichte – in Misano.

Für 1989 wurde erstmals ein hausinternes Werksteam in die 250er-WM geschickt – mit den Piloten Ivan Palazzese und Didier de Radigues. Doch Palazzese kam beim Hockenheim-GP auf tragische Weise ums Leben. Unmittelbar danach wurde Jan Witteveen (ehemals Gilera und Cagiva) als neuer Chefkonstrukteur und Renndirektor engagiert.

Unter seiner Regie wurden 23 WM-Titel (125 und 250 ccm) und mehr als 120 Grand Prix gewonnen – mit Stars wie Biaggi, Rossi, Capirossi und Harada. Heute hält Aprilia bei 54 WM-Titelgewinnen.

Ivano Beggio führte das Unternehmen durch den Bau weiterer Motorradmodelle und Kooperationen mit namhaften Unternehmen wie BMW, Suzuki und Rotax zu erstaunlichen Erfolgen.

2000 kaufte Ivano Beggio die Traditionsmarken Laverdá und Moto Guzzi dazu und machte sein Unternehmen zum größten europäischen Motorradhersteller. Doch als der 50-ccm-Markt einbrach, geriet der Konzern 2004 in eine finanzielle Schieflage. Die Marken Aprilia, Moto Guzzi und Laverdá wurden von der Piaggio-Gruppe übernommen.

Jan Witteveen (71) hat von 1989 bis 2004 eng mit Ivano Beggio zusammengearbeitet. «Bis 1988 gab es kein Reparto Corse bei Aprilia», sagt der Niederländer. «1989 wurde erstmals eine bescheidene hausinterne Rennabteilung installiert. Ich habe sie dann von Grund auf neu aufgebaut, wir hatten am Schluss bis zu 130 Mitarbeiter. In Noale gab es ab 1997 nur noch Reparto Corse, die Serienproduktion wurde in ein neues Gebäude nach Scorzé verlagert, ganz in der Nähe. Als ich zu Aprilia kam, war der Name global kaum bekannt, in Südamerika kannte uns niemand.»

«Es gibt südlich von Rom auch eine Ortschaft, die Aprilia heißt. In den Anfangsjahren haben wir deshalb oft Probleme mit Speditionen gehabt, es wurden viele Lieferungen in den Süden nach Aprilia geschickt statt nach Noale. Aber das hat sich mit der Zeit gebessert», erinnert sich Witteveen schmunzelnd. «Irgendwann hat sich durchgesprochen, dass auch eine Motorradfirma Aprilia existiert.»

Rotax baute für die 250er-Klasse zuerst einen Zweizylinder-Tandem-Motor, bei den die Zylinder hintereinander angeordnet waren. Dann entstand in Zusammenarbeit mit JJ Cobas und Aprilia eine V2-Version, die von den Italienern dann immer weiter verfeinert wurde. «Als ich zu Aprilia gekommen bin, war das V2-Konzept bereits von Aprilia gemacht worden. Auch die Gusswerkzeuge befanden sich bei Aprilia. Die V2-Spezifikation ist eigentlich von Aprilia angeschoben worden. Rotax hat zwar am Anfang noch die Leistungsteile angefertigt, später haben wir das auch in-house erledigt», hält Witteveen fest.

Aprilia beteiligte sich unter Beggio an der Trial-WM, an der Supermoto-WM und an den GP-Klassen 125, 250, 500 ccm (mit einem Twin) und MotoGP sowie an der Superbike-WM – mit einem V2-Motorrad.

Als 2002 die neue 990-ccm-Viertakt-MotoGP-Klasse ins Leben gerufen wurde, war Aprilia bereits an vielen Rennserien beteiligt, trotzdem wollte man im ersten MotoGP-Jahr unbedingt dabei sein – ein Jahr vor dem Einstieg des Erzrivalen Ducati.

Weil es bei Reparto Corse keine freien Kapazitäten gab, wurde der Motor der Dreizylinder-Cube bei Cosworth in Auftrag gegeben. Ein Fehler. Nach wenigen Jahren wurde das Projekt beerdigt. «Ich habe mich dagegen gesträubt, den Motor in England bauen zu lassen. Aber die Abteilungen Marketing und Verkauf wollten unbedingt 2002 in der MotoGP dabei sein», erinnert sich Jan Witteveen. «Ich hatte in der Firma mit meinem Standpunkt viel Gegenwind und musste nachgeben.»

Und wie kam es zur Pleite 2004? «Das hat mehrere Ursachen. Erstens ist der 50-ccm-Markt in Italien völlig zusammengebrochen, weil die Versicherungspolitik verändert wurde und die Helmpflicht kam. 2002 wurden bei Aprilia noch rund 200.000 Roller mit 50 ccm gebaut. Innerhalb von zwei Jahren kam ein Einbruch auf 50.000 Stück. Auch der teure Kauf von Moto Guzzi musste finanziert werden, die Marke musste neu positioniert und aufgebaut werden, auch das verursachte hohe Kosten. Die Banken wollten dann mehr Mitspracherecht, Beggio war dagegen, es gab immer mehr Meinungsverschiedenheiten.»

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