Jürgen Lingg (Intact): «Sandro hat sich sehr bemüht»
Das deutsche Dynavolt Intact GP-Team ist auf zwei Fahrer angewachsen. Der WM-Elfte Sandro Cortese (seit gestern 26 Jahre alt) erhält nach drei Jahren als Einzelkämpfer erstmals einen Teamkollegen – und zwar in der Person von Jonas Folger, der 2015 auf der Kalex des AGR-Teams zwei Moto2-WM-Rennen gewann und WM-Sechster wurde.
Jürgen Lingg, Teamteilhaber, Teammanager und Technical Director, hat seine vergrösserte Mannschaft acht Tage nach dem WM-Finale in Valencia erstmals in neuer Formation testen lassen. Cortese erzielte vor Folger die zweitbeste Zeit.
«Es sind neue Leute im Team, die noch nie miteinander geschafft haben, die müssen sich erst mal verstehen lernen, das muss sich halt einspielen», sagt Lingg. «Es dauert halt ein bisschen, bis man eine Grundabstimmung für jeden Fahrer hat. Deshalb waren beim ersten Test alle ein bisschen nervös, aufgeregt und übermotiviert. Das Ganze wird sich bis zum nächsten Test im Februar abkühlen und normalisieren, dann funktioniert es ganz gut. Der Jonas hat im November am Anfang zwar ein paar Probleme gehabt, weil ein paar Sachen nicht so funktioniert haben, wie er es gewöhnt war. Beim ersten Test kann nicht alles optimal laufen. Da müssen wir schon noch ein bisschen nachlegen.»
Während Folger den Südtiroler Patrick Mellauner (zuletzt bei Italtrans, er betreute Jonas schon 2011 im Ajo-Team) als Crew-Chief hat und Lucio Nicastro (2015 bei Sam Lowes und Speed-up) das Motorrad von Cortese betreut, überwacht Jürgen Lingg jetzt beide Technik-Crews.
«Lucio Nicastro hat sich mit Sandro sofort gut vertragen. Und mit dem Engländer Matt Last hat Sandro jetzt auch einen neuen Data-Recording-Spezialisten», erzählt Lingg.
Jonas Folger fuhr in der Moto2-WM seit Mai 2014 mit Dämpfungs-Elementen von WP Suspension. Jetzt muss er sich wieder an Gabeln und Federbeine von Öhlins gewöhnen. Lingg: «Der Jonas hat sich zu diesem Thema kurioserweise gar nicht so stark dazu geäussert, das hat mich eigentlich gewundert. Er hat zu mir gesagt, es fühlt sich anders an, aber es sei okay.»
Cortese steuerte in Valencia bereits eine 2016er-Kalex, für Folger wurde zum ersten Eingewöhnen ein 2015-Modell startklar gemacht. «Jonas ist dann beide Tage mit der 2015er-Maschine gefahren, denn der Umbau wäre zeitlich nicht drin gewesen. Es gab genug andere Sachen abzustimmen und zu machen», schildert Lingg. «Wir wollten keinen Knoten reinbringen.»
Das Dynavolt-Intact-Team stellte zwischen der letztjährigen und der neuen Kalex bisher keinen messbaren Unterschied bei den Rundenzeiten fest. «Aber der Kommentar von Sandro war so, dass die neue Kalex ein bisschen mehr Bremsstabilität bietet, sie lässt sich auch leichter einlenken. Sandro war zufrieden. Er meinte, das sei eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung», so Lingg.
Die Rundenzeiten von Cortese und Folger konnten sich sehen lassen. Aber Jürgen Lingg weiss, dass etliche Spitzenfahrer bei diesem privaten Test fehlten, andere probierten neues Material. Die Karten werden erst bei den IRTA-Tests im März richtig aufgedeckt.
«Wir dürfen jetzt nicht glauben, dass wir die Füsse hochlegen können. Aber das war ein guter Test. Das muss man schon sagen», ist sich Lingg bewusst. «Man hat bemerkt, dass beide Fahrer hoch motiviert waren; sie sind bei optimalen äusseren Bedingungen ordentliche Zeiten gefahren. Es hätte viel schlechter laufen können... Wir waren zufrieden.»
Lingg erzählt, Cortese und Folger würden unterschiedliche Fahrstile haben, deshalb brauchten sie unterschiedliche Set-ups. «Aber die Abstimmungen sind nicht stark abweichend, sie liegen beide in der 'range', wie man sagt.»
Cortese hat im Laufe der Saison seinen Fahrstil angepasst. Er fährt jetzt mit mehr Hang-off als zu Beginn seiner Moto2-Laufbahn, die 2013 begonnen hat. «Da Sandro nicht der Grösste ist, muss er seinen Körper mehr in die Waagschale werfen und das Gewicht mehr verlagern. Daran hat er viel gearbeitet, was aber auch richtig ist. Da hat er sich sehr bemüht.»