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Jürgen Lingg (Intact): «Neustart wäre besser gewesen»

Von Günther Wiesinger
«Für die Zuschauer war das Rennen kaputt», sagt Dynavolt Intact-Teamteilhaber Jürgen Lingg über das Moto2-Rennen, von Katar. Er hätte wegen der vielen Frühstarts gerne einen Neustart gesehen.

Das deutsche Dynavolt Intact GP-Team mit Jonas Folger und Sandro Cortese erlebte beim Moto2-Saisonauftakt in Doha/Katar einen Reinfall: Jonas Folger stürzte nach zwei Runden klar in Führung liegend, Sandro Cortese fiel nach der Zieldurchfahrt vom vierten auf den 15. Platz zurück. weil er wegen Frühstarts 20 Strafsekunden bekam.

Für Jürgen Lingg, Teamteilhaber und Technical Director, steht fest: «Das Rennen hätte wegen der vielen Frühstarts abgebrochen werden müssen.»

Tatsächlich fuhren Zarco, Lowes, Rins, Nakagami und Schrötter zu früh los, auch Mulhauser, sie bekamen Durchfahrtsstrafen. Nur bei Morbidelli (Platz 7 statt Platz 2) und Cortese (von Rang 4 auf 15) wurden erst am Schluss 20 Strafsekunden addiert.

Jürgen, welche Strafe wäre einem Fahrer oder Teammanager im Fall Katar bei einem Frühstart lieber gewesen – Durchfahrtsstrafe oder 20 Strafsekunden nach der Zieldurchfahrt? Was war die mildere Strafe?

(Er seufzt tief.) Wir haben es ausgerechnet. Also die Durchfahrtsstrafe hat ein bisschen mehr als 20 Sekunden ausgemacht.
Ich denke aber, dass die Situation klarer und übersichtlicher ist, wenn es eine Durchfahrtsstrafe gibt. Sonst kennt sich ja kein Mensch mehr aus.
Selbst wenn die Race Direction die 20 Sekunden gleich bekannt gibt, es geht ja dann die Rechnerei los. Und wie zeigst du das deinem Fahrer an?
Ich fand das alles ziemlich verwirrend, ehrlich gesagt.

Da so viele Fahrer Frühstarts verübt haben und die Race Direction nebenbei noch das Rennen im Auge behalten musste, konnten nicht alle Sünder unmittelbar nach dem Frühstart entdeckt und bestraft werden, vermute ich.

Im Nachhinein muss ich sagen: Eigentlich hätte das Rennen neu gestartet gehört. Denn dadurch, dass es so viele Frühstarts waren... Es ist halt so: Wenn einer zuckt, dann zucken alle.

Ja, aber bei einem Neustart bestrafst du alle Teilnehmer, die nicht gezuckt haben – und das war die klare Mehrheit. Ausserdem ist ein Neustart im Reglement nicht vorgesehen. Und wenn es irgendwann Neustarts statt Strafen gibt, fährt bald jeder zu früh los?

Gut. Aber für die Zuschauer an der Strecke und die TV-Zuseher war das Rennen durch die vielen Strafen kaputt. Zumindest für die Leute, die fürs Anschauen des Rennens bezahlt haben. Das muss man auch ganz klar sehen.

Wenn Jonas Folger nicht gestürzt wäre und Tom Lüthi in deinem Team fahren würde, hättest du aber nicht für einen Abbruch plädiert, oder?

(Er lacht). Ja, das kann sein... Das kann schon sein. Man muss aber dazu sagen, Lüth und Morbidelli haben sich am Schluss ordentlich bekämpft. Tom hat viel Risiko eingehen müssen, was sich im nachhinein als überflüssig erwiesen hat, weil Morbidelli 20 Sekunden bekommen hat. Wenn Tom bei diesem Zweikampf gestürzt wäre, dann hätte es sein Teamchef auch anders gesehen...

Die Situation mit der Race Direction ist seit Jahren nicht ideal. Deshalb hat es für 2016 auch Änderungen gegeben. Es gibt jetzt zusätzlich ein Gremium mit zwei FIM-Funktionären. Aber da besteht ja auch schon wieder Uneinigkeit.

Ja, Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti will haben, dass es immer die zwei gleichen FIM-Funktionäre sind. Die FIM will die Funktionäre aber abwechseln. Da soll bei jedem Grand Prix ein anderer kommen.

Ja, und das sind in der Regel auch relativ ahnungslose, überforderte ehrenamtliche Funktionäre, die wenig Ahnung haben. Ich wüsste ausserdem keinen, der völlig unabhängig und professionell ist.

Ja, es ist sicher schwierig, kompetente Funktionäre zu finden. Für uns als Betroffene ist es immer leicht zu schimpfen. Aber wenn du da selbst den Schiedsrichter machen müsstest, ist es sicher nicht so einfach.
Ich bin trotzdem der Meinung: Wenn so viele Fahrer von Frühstarts betroffen sind, gehört ein Neustart gemacht. Auch wenn es diesmal für den Tom gut ausgegangen ist.
Das hätte ich für die gerechteste Lösung gehalten.

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