Jonas Folger (8.): «Reiße mir den Arsch auf»
Nach Platz 8 in Misano liegt Brünn-Sieger Jonas Folger weiter auf dem fünften WM-Rang, vor ihm liegt nun jedoch nicht mehr Tom Lüthi, sondern Sam Lowes, der noch zehn Punkte mehr hat als der Bayer aus dem Team Dynavolt Intact GP.
Doch mit seiner Platzierung konnte der 23-Jährige trotzdem nicht zufrieden sein. «Wir sind noch immer am Tüfteln und Schauen, damit ich ein besseres Gefühl bekomme. Komischerweise funktioniert das am Anfang immer recht gut mit neuen Reifen. Sobald der Tank leerer wird und die Reifen nachlassen, verliert das Bike die Balance. Ich mache zu viele Fehler, am Ende geht es dann wieder wenn ich mich umgestellt habe», erklärte der Kalex-Pilot aus dem Intact-Team, der am Sonntag vor 100.496 Fans den achten Platz erreicht hatte. «Uns fehlen generell zwei oder drei Zehntel. Ich kann mich zwar halten und mitfahren, aber nur mit Gewalt und sehr viel Risiko. Sobald ich einen Fehler mache, komme ich nicht mehr ran.»
Was brauchst du, um wieder stärker zu werden? «Wir müssen nun einfach beim Grundspeed nochmal zwei, drei Zehntel finden. Das ist nun unsere Aufgabe, damit wir ganz vorne mitfahren können», weiß der Brünn-Sieger. «So viel Unterschied ist nicht, nur dieses kleine Bisschen. Es ist ja nicht so, dass wir es nicht versuchen, wir ändern sehr viel an der Maschine. Doch kleinste Veränderungen können das Motorrad wieder schlechter machen. Das Problem ist, dass es anfangs funktioniert, wenn sich die Verhältnisse ändern, mache ich zu viele Fehler und verliere den Anschluss.»
Kommt es in Frage, die Abstimmung unverändert zu lassen und nur an deinem Fahrstil zu arbeiten? «Ja, natürlich. Ich als Fahrer kann mindestens genauso viel machen wie Patrick [Mellauner] am Setting. Ich muss nur herausfinden, was ich machen muss, wenn es so weit ist. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Ich reiße mir echt den Arsch auf zu Beginn, danach verliere ich die Balance und es funktioniert nicht mehr.»
Sandro Cortese war nach Platz 9 zufrieden, denn der Berkheimer hatte 2016 bereits fünf Nuller erlebt und schaffte es nun erstmals in dieser Saison in die Top-10. «Ich schwitze, war aber bis zur letzten Runde topfit. Es war ein bisschen ärgerlich, dass ich anfangs kein gutes Gefühl hatte und in den ersten Runden viel verloren habe. Ich fiel auf Platz 13 zurück, doch Runde für Runde habe ich mich nach vorne gearbeitet. Meine schnellste Zeit fuhr ich in der vorletzten Runde. Das zeigt, dass das Gefühl wieder da ist, das Selbstvertrauen passt. Endlich mal ein Ergebnis ins Ziel gebracht.»
Doch Ex-Moto3-Weltmeister Cortese ist bewusst, dass die Erwartungen an ihn höher sind. «Natürlich war das jetzt kein Top-5-Resultat, aber nach all dem, was in dieser Saison vorgefallen ist, war es letztendlich mein bisher bestes Saisonergebnis. Das tut jetzt auch mal gut. Auch für die Jungs im Team. Wir haben ein starkes Wochenende gezeigt, darauf können wir jetzt aufbauen.»
Worin lag das Problem zu Rennbeginn? «Auf der Bremse wollte mir das Vorderrad immer einklappen, vor mir stürzte auch Pasini und noch ein anderer Pilot. Wenn man selbst schon mit dem Vorderrad kämpft und dann vor einem noch zwei Fahrer stürzen, dann raubt das etwas Vertrauen. Doch ich habe am Ende mit aller Macht versucht, Jonas noch zu schnappen. Ich habe wirklich alles gegeben, doch auch er hat alles riskiert. Es hat leider nicht gereicht. Für was meine Pace ohne diese Probleme gut gewesen wäre, ist schwer zu sagen. Vielleicht Top-6 mit ein bisschen mehr Gefühl nach dem Start. Für den Kopf ist dieses Resultat sehr wichtig, denn ich war schon oft davor, doch dann gab es Stürze, das Motorrad ging aus oder kaputt. Darum denke ich, dass es nun Zeit ist, darauf aufzubauen.»