Gigi Dall'Igna (Ducati): Die Lehren aus dem Jahr 2016
Jorge Lorenzo hat die MotoGP-Weltmeisterschaft 2016 nicht zuletzt deshalb verloren, weil er auf nasser Fahrbahn meistens nicht konkurrenzfähig war.
Diese Schwäche haftet ihn seit dem schweren Crash 2013 im Assen-Training an, nur selten fand er seither auf nasser Fahrbahn zu einer Topform. Sobald sich die Verhältnisse änderten, musste sich Lorenzos Yamaha-Truppe Sorgen machen.
Aber Gigi Dall’Igna, der General Manager von Ducati Corse, macht sich deshalb kein Kopfzerbrechen.
«Ehrlich gesagt, ich habe in dieser Hinsicht keine Bedenken», sagt er. «Jorge hat in der Vergangenheit auch im Regen Rennen gewonnen. Klar, das sind nicht die besten Verhältnisse für ihn. Aber ich denke, er kann auch in Zukunft auf nasser Fahrbahn GP-Siege feiern. Unser Motorrad ist im Regen sehr konkurrenzfähig. Alle unsere Fahrer haben im Regen gute Resultate gezeigt, auch die beiden Pramac-Ducati-Piloten Petrucci und Redding. Ich habe diesbezüglich keine Angst. Wir müssen die Desmosedici so hinbringen, dass wir auf allen Strecken konkurrenzfähig sind, das ist uns 2016 nicht überall gelungen. An dieser Schwäche arbeiten wir. Und an der Verbesserung des Kurvenspeeds.»
Immerhin kann Ducati dem Spanier Lorenzo jene Motorleistung bieten, die er sich bei Yamaha oft gewünscht hat, wenn er in den Top-Speed-Werten zurücklag. «Ich bin neugierig, welchen Einfluss die Motorcharakteristik der Ducati auf die Fahrweise von Jorge haben wird. Von der Motor-Performance her war ich schon vor dem ersten Test überzeigt, dass er keine Kritik äußern wird. Aber wir haben nach den zwei Testtagen mit Jorge sehr sorgfältig darüber diskutiert und besprochen, welche Teile wir ändern und verbessern müssen, damit er rasch mit der Ducati zusammenwachsen und schnell um die Kurven fahren kann.»
Bei Ducati herrscht etwas Enttäuschung über das Abschneiden der beiden Pramac-Ducati-Fahrer Petrucci und Redding, die im Trockenen 2016 mit ihren 2015-Maschinen hinter den Erwartungen blieben.
Dall’Igna hat die Situation analysiert und wird die Konsequenzen ziehen. «Ich war bei den Kundenteams mit den Ergebnissen der Wintertests und im ersten Saisonteil recht happy. Aber wenn sich die Vorschriften so stark ändern wie in diesem Jahr, wenn sich die Elektronik ändert und ein neuer Reifenlieferant einsteigt, dann kommen bei den Werksmaschinen während der Saison deutliche Verbesserungen und Weiterentwicklungen zum Vorschein. Die Satellitenteams machen hingegen nicht so große Fortschritte wie die Werksteams. Ich denke, die schwächeren Resultate unserer Kundenteams am Saisonende haben damit zu tun. Es fehlten bei den Kundenteams die Entwicklungsschritte.»
Bei Honda war das anders, dort gibt es nur drei statt fünf Kundenfahrer, deshalb konnten Cal Crutchlow und Jack Miller mit technischen Updates verwöhnt werden, die natürlich von den Team auch teuer bezahlt werden müssen. Dieses Duo gewann dann die Rennen in Assen, Brünn und Phillip Island.
«Ja, ich bin sicher, das Motorrad von Cal war am Schluss nicht mehr mit jenem Bike identisch, das er im Frühjahr hatte», ist sich Gigi Dall’Igna bewusst. «Deshalb müssen wir für die Zukunft unser System in Bezug auf die Satellitenteams etwas ändern. Deshalb haben wir zum Beispiel einem der beiden Pramac-Fahrer für die nächste Saison eine 2017-Werksmaschine zugesichert. Wir werden die Kundenteams technisch künftig noch besser unterstützen.»
Was Dall’Igna auch freut: Es gibt zwar bei Ducati in der MotoGP-WM weiter drei unterschiedliche Spezifikationen, und zwar mit der GP15 (für Baz und Abraham), den 2016-Bikes von Redding, Bautista und Barbera sowie die 2017-Maschinen von Lorenzo, Dovizioso und Petrucci. Aber immerhin haben jetzt alle Maschinen die Motoren mit der gegenläufigen Kurbelwelle, die für 2015 erstmals eingebaut wurde und das Fahrverhalten verbesserte.