Stefan Bradl: «Du kannst immer nur ein Jahr planen»
Stefan Bradl
Ein erstes Abtasten mit dem letztjährigen Honda-Superbike und den Pirelli-Reifen hat im November im MotorLand Aragón und Jerez bereits stattgefunden. Am Dienstag und Mittwoch dieser Woche testet das neue Red Bull Honda Team in Jerez mit Nicky Hayden und Stefan Bradl erstmals die mit Spannung erwartete 2017er-Version der Honda CBR 1000RR SP2-Fireblade.
Stefan Bradl wird erst am Montagabend in Jerez eintreffen, denn heute befindet er sich für einen Honda-Promotion-Tag auf der Rennstrecke in Portimao/Portugal, wo er von 15. bis 17. September einen Superbike-WM-Lauf bestreiten wird.
Portimao gehört neben Buriram, Imola und MagnyCours zu jenen Strecken, auf denen Bradl noch nie ein Rennen absolviert hat. Auf dem EurospeedwayLausitz ist der Bayer seit seiner IDM-Zeit nicht gefahren; das ten-Kate-Team will aber dort testen.
Ganz unbekannt ist auch Portimao nicht für Stefan Bradl. «Portimao kenne ich aus dem Jahr 2012, damals war ich bei einem Bridgestone-Event für einen Tag mit Händlern auf der Strecke», erzählte er.
Stefan Bradl hat bei Honda Motor Europa einen Zwei-Jahres-Vertrag unterzeichnet. Er geht deshalb davon aus, dass er 2017 und 2018 gegen Rea, Sykes, Davies, Hayden, van der Mark & Co. fighten wird.
Stefan, du bist jetzt 27 Jahre alt. Wie sieht dein ideales Szenario für die nächsten zwei, drei Jahre im Rennsport aus? Willst du deine Karriere bei den Superbikes beenden? Oder kannst du dir nach zwei, drei Jahren eine MotoGP-Rückkehr vorstellen, wenn es in der SBK sehr gut läuft?
Hätte, Wenn und Aber... Ich bin jetzt fünf Jahre in der MotoGP-WM unterwegs gewesen und habe eines gelernt: Du kannst in diesem Sport immer nur für ein Jahr planen.
Nur 2012/2013 gab es einen richtigen Zwei-Jahres-Vertrag, nachher war es immer so: Was weiß ich, was nächstes Jahr ist?
Ich befasse mich mit der Antwort auf diese Frage, wenn das Thema aktuell wird und wenn die Gespräche losgehen.
Ich bin gespannt, wie ich bei den Superbikes zurechtkomme. Natürlich ist die MotoGP die Königsklasse, aber auf der Strecke wird sich für mich gar nicht so viel ändern. Es gibt in der SBK ein paar neue Strecken, was ich aber für kein Problem halte. An den Kämpfen auf der Strecke wird sich auch nichts ändern, das wäre bei einer Rückkehr in die Moto2 nicht anders gewesen. In jeder Rennserie triffst du auf Gegner, die ein ähnliches Level haben wie du. Es gibt Fahrer, die besser sind und Fahrer, die schlechter sind. Am Grundprinzip wird sich nichts ändern; Man muss so schnell Motorrad fahren, wie es geht.
Es gibt in jeder Rennserie Fabrikate, die da Vorteile und dort Nachteile haben... Ich werde mich in der Superbike-WM mit neuen Herstellern und neuen Gegnern zu messen haben.
Es ist in meinem Interesse, dass ich aufs Podium fahre und dass ich gemeinsam mit Honda und dem ten-Kate-Team zusammen jene Resultate erreiche, die uns zufriedenstellen.
Dann wird sich zeigen, was 2018 passiert.
In der MotoGP-WM werden nach zwei, drei Rennen die Diskussionen losgehen: Was passiert mit Miller? Was wird aus Rabat?
Eines kann ich sagen: Wenn sich für 2018 eine Möglichkeit für die MotoGP-WM ergibt, dann aller Wahrscheinlichkeit nach nur mit Honda. Alles andere wäre vertraglich nicht machbar.
Aber du musst dir keine Illusionen machen. Repsol-Team ist besetzt, LCR ist von Cal Crutchlow begeistert, bei Marc VDS steht Franco Morbidelli als Rabat-Ersatz bereit, wenn der Spanier wieder versagt. Deshalb heißt es jetzt: Volle Konzentration auf die Saison 2017?
Ja, zu 100 Prozent. Genau. Zuerst müsste bei Honda ein Platz frei werden. Dann müsste ich mir überlegen: Gehe ich zurück in die MotoGP oder greife ich 2018 den Titel in der Superbike-WM an?
Dann kommt für 2019 voraussichtlich das sehnsüchtig erwartete V4-Superbike mit viel MotoGP-Technologie aus der RC213V?
Das ist alles Spekulation.
Wie sagen die Engländer? «We cross the bridge when we get there.» Diese Brücke überqueren wir, sobald wir dort angelangt sind...