KTM engagiert Aprilia-MotoGP-Projektleiter Bertolatti
Ein paar Insider rieben sich in dieser Woche verwundert die Augen, als sie Marco Bertolatti bei den Superbike-WM-Tests von Milwaukee-Aprilia in Jerez und Portimao an der Aprilia-Box erblickten.
Denn Bertolatti war in den letzten zwei Jahren Aprilia-MotoGP-Projektleiter; er ist ein Aprilia-Urgestein und war dort schon in den Zweitakt-Zeiten (125 ccm, 250 ccm) tätig, nachher in der Superbike-WM bei den drei Titelgewinnen mit Max Biaggi (2010 und 2012) und Sylvain Guintoli 2014.
Bei den ersten Nachfragen im Rahmen des MotoGP-Tests wurde klar, warum von Ing. Marco Bertolatti bei Aprilia zu den Superbikes strafversetzt wurde. Er hat bei Aprilia gekündigt und einen Fünf-Jahres-Vertrag bei KTM unterschrieben. Er wird mit seiner Familie in das oberösterreichische Innviertel übersiedeln und dann nur noch in Ausnahmefällen zu den Rennen kommen. Bertolatti wird Motoren-Konstrukteur Ing. Kurt Trieb bei der In-House-Weiterentwicklung der KTM RC16 zur Seite stehen.
KTM wollte sich ursprünglich auch mit Aprilia-Motoren-Designer Ing. Mario Manganelli verstärken, aber der wollte nicht nach Österreich übersiedeln – wie vor eineinhalb Jahren der ehemalige FTR-Chasis-Bauer Mark Taylor.
KTM hat sich im Road Racing für die Saison 2017 neu aufgestellt. Mike Leiter, elf Jahre lang Crew-Chief von Dani Pedrosa bei Honda bis Ende 2014, kann sich jetzt ganz auf seine Aufgabe als MotoGP-Teammanager konzentrieren. Als bisheriger Vice President Road Racing war er auch für Moto3 und Moto2 zuständig, was jetzt nicht mehr machbar ist – bei 18 Rennen und mindestens fünf großen Tests.
Jens Hainbach ist der neue Vice President Road Racing, Ing. Kurt Trieb hat neu die Technische Leitung komplett übernommen. Trieb und Hainbach werden überwiegend von der Heimbasis in Munderfing aus arbeiten. Sebastian Risse tritt an der Front als Technical Director MotoGP auf.
Pit Beirer trägt als Motorsport Director auch die Verantwortung für Motocross, Supercross, Enduro, Dakar-Rallye und andere Projekte, es kümmert sich teilweise auch um Husqvarna, deshalb muss er in der MotoGP, Moto2 und Moto3 einige Bereiche delegieren.
Mit Christian Korntner wurde längst ein Moto3-Projektleiter installiert, der sich um die Teams und Fahrer in der 250-ccm-Klasse kümmert. Und für das neue Moto2-WM-Projekt wurde jetzt mit Reinhard Mandl ebenfalls ein neuer Projektleiter präsentiert, der schon zu Zweitakt-Zeiten bei KTM und zuletzt im Estrella Galicia-0,0-Team von Emilio Alzamora tätig war.
Mit Ing. Marco Bertolatti holt KTM eine echte Verstärkung an Bord, sein Abgang hinterlässt bei Aprilia Racing eine klare Lücke. Ein Vorteil: Bertolatti ist zweisprachig aufgewachsen. Weil je ein Teil aus Italien und eines aus England stammt, spricht er beide Sprachen perfekt.
Mit Andrea Bonassoli ist auch Stefan Bradls Chefmechaniker gekündigt, er arbeitet jetzt beim Yamaha-Superbike-Team für Michael van der Mark. Álvaro Bautista hat seinen Crew-Chief zu Aspar-Ducati mitgenommen, Bradls Crew-Chief Diego Gubellini hat die Gresini-Truppe nach 20 Jahren verlassen – er ist jetzt als Crew-Chief von Tito Rabat bei Marc VDS Honda tätig. Und der ehemalige Bradl-Mechaniker Jerome Galland ist zu Pramac-Ducati übergelaufen.
Aprilia ist bekanntlich das einzige MotoGP-Werksteam, das über keine eigenen Startplätze verfügt. Die Italiener haben sich für vier Jahre in einem Joint Venture mit Gresini Racing verbündet. Zwei der vier Jahre sind schon vorbei.
Das Red Bull KTM Factory-Team ist beim IRTA-Test in Malaysia mit 38 Personen aus zehn Nationen vertreten. Die Teammitglieder kommen aus Österreich, Deutschland, Neuseeland, Grossbritannien, aus den Niederlanden, Spanien, Italien, Tschechien, Schweden und Kanada.