Johann Zarco: «Kann etwas Großartiges schaffen»
Mit seinen Führungsrunden beim Saisonauftakt sorgte Johann Zarco wohl für die größte Überraschung des Katar-GP. Sein sensationelles Rennen endete jedoch bereits in Runde 7, als der Franzose seine Tech3-Yamaha im Kies des Losail International Circuit versenkte. Trotzdem beeindruckte Zarco auch mit der schnellsten Rennrunde: 1:55,990 min. Ein wichtiger Faktor dafür: Der Franzose hatte sich für den weichen Hinterreifen entschieden.
Als der 26-jährige Johann Zarco vor seiner Abreise zum zweiten Rennwochenende 2017 nach Argentinien zu Gast in der Pariser Sendezentrale von Eurosport war, berichtete er in einem ausführlichen Interview mit dem TV-Sender von seinem ersten MotoGP-Rennen, seinen Erwartungen und dem nächsten Grand Prix in Argentinien. Lesen Sie hier Teil 1.
Johann, berichte uns von deinem ersten MotoGP-Rennwochenende.
Das erste Rennen im Jahr fühlt sich immer besonders an. Und in diesem Jahr war es nicht nur das erste Rennen der Saison, sondern auch mein erstes MotoGP-Rennen. Das Wochenende lief sehr gut, wir testeten zwei Wochen zuvor in Katar, was sehr nützlich war als Anhaltspunkt auf dieser Strecke. Der Test half mir, die Saison gut zu beginnen.
Ich dachte, dass ich die Chance durch den Start von einer Top-Position nutzen kann, um den besten Fahrern zu folgen. Ich spürte, dass es zumindest möglich sein wird, ihnen zu folgen, viel zu lernen und so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Am Renntag wurden wir vom Wetter gestört und mussten lange bis zum Start warten. Umso länger ich wartete, desto mehr dachte ich darüber nach, dass ich etwas Großartiges schaffen kann.
Ich war so zufrieden, als ich einen guten Start hatte, schnell überholen konnte und die Führung übernahm. Es war ein großartiges Gefühl und machte auch Spaß. Der Sturz war eine Schande, aber ich habe auch nicht geplant, 2017 an der Spitze der WM-Tabelle zu stehen, also konnte ich zumindest diese Erfahrung in Führung genießen.
Hast du Katar glücklich verlassen, weil du die Top-Fahrer herausfordern konntest oder warst du enttäuscht, weil du es nicht ins Ziel geschafft hast?
Ich habe die Rennstrecke glücklich verlassen und dachte, dass ich etwas Großartiges geschafft habe. Es ist für mich selbst wichtig, dass ich weiß, dass ich es kann. Das war also die Lehre des ersten Rennens: Ich kann es schaffen. Nun muss ich weiter lernen, mich verbessern und die guten Dinge werden kommen.
War es schön, dass dich ein so erfolgreicher Fahrer wie Rossi nach dem Rennen lobte?
Ich bin einfach froh, dass ich nun in der MotoGP-Klasse bin. Wenn du eine großartige Leistung wie in diesem Rennen schaffen kannst, dann denkst du: «Okay, ich bin nun ein Teil der Gruppe dieser Fahrer und verdiene es, in dieser Kategorie zu sein.» Du versuchst also, die Fahrer nicht als Idol zu sehen, sondern als Gegner. Das mache ich und kann das Feld daher besser bewerten. Natürlich denke ich darüber nach, wie schön es ist, gegen diese Weltklasse-Fahrer anzutreten und genieße den Moment wie jemand, der vor dem Fernseher sitzt.
Hast du nach den guten Tests der Vorsaison erwartet, dass du am Rennwochenende eine so positive Leistung abliefern kannst?
Für den Sonntag hat es irgendwie «klick» gemacht, das ist sicher. Der Start von Platz 4 brachte mich dazu, darüber nachzudenken, dass ich im Rennen etwas wirklich Gutes zeigen kann.
Worin besteht der größte Unterschied zwischen MotoGP und Moto2?
Es gibt viele Faktoren. Der Hype um die MotoGP-Klasse, die Qualität der Fahrer und die Bikes sind ganz anders. Drei Dinge: die Power, die Bremspunkte, wie stark du bremsen kannst und natürlich der Kurvenspeed. Man denkt vielleicht, dass man mit einem größeren Bike in den Kurven langsamer ist, aber nein. Die Reifen und das Motorrad ermöglichen es dir, in jeder Kurve sehr schnell zu sein. Es gibt aber auch Dinge, die du erst verstehen musst und Zeit brauchst, um sie kontrollieren zu lernen.
Ist es schwierig, von einer Moto2- auf eine MotoGP-Maschine zu wechseln? Half dir dabei auch dein Test mit der MotoGP-Maschine von Suzuki im Juni 2016?
Das war im letzten Jahr ein ziemlich kurzer Test, aber er half mir, denn ich erkannte, dass ich nun bereit für die neue Kategorie bin. Doch dann testete ich die Yamaha im November und es war anders und schwieriger, denn alle Fahrer waren dort. Ich konnte sehen, wo ich im Verhältnis zu ihnen stand. Auch das Bike ist ganz anders.