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Mike Leitner (KTM): «Dieses Ergebnis ist ein Traum»

Von Günther Wiesinger
Mike Leitner

Mike Leitner

De beiden Red Bull-KTM-Piloten Pol Espargaró und Bradley Smith werden beim GP de France aus den Top-12 starten. Teammanager Mike Leitner tritt aber auf die Euphoriebremse.

Platz 7 für Pol Espargaró, Rang 10 für Bradley Smith – das ist das erstaunliche Fazit des Red Bull-KTM-Teams beim GP de France in Le Mans nach den ersten drei freien MotoGP-Trainings.

Das bedeutet: Beim fünften Grand Prix haben sich erstmals beide KTM-Fahrer die Teilnahmeberechtigung für das Qualifying 2 gesichert.

Viele Asse scheiterten – zum Beispiel Dovizioso, Aleix Espargaró, Iannone, Lowes, Guintoli, Pedrosa und Lorenzo. Das heißt: die kompletten Werksteams von Ducati, Suzuki und Aprilia.

Vor vier Wochen beim Texas-GP sah die Situation für KTM noch ganz anders aus. Der WM-Lauf in Austin wurde zu einem Debakel.

Damals fiel Pol Espargaró im Rennen mit Motorschaden aus, Bradley Smith büßte auf Platz 16 nicht weniger als 82,090 Sekunden ein!

Aber der neue Big-Bang-Motor, am 2. Mai in Le Mans erstmals getestet und dann von beiden Piloten beim Jerez-GP am 7. Mai eingesetzt, brachte den Umschwung – die Fahrbarkeit der RC16 ist deutlich besser geworden.

Und die kampfstarken Fahrer tragen ihren Teil zum Erfolg bei.
SPEEDWEEK.com unterhielt sich nach dem FP3 in Le Mans mit KTM-Teammanager Mike Leitner, der in Le Mans in der Klasse bis 125 ccm selbst einmal einen vierten GP-Rang herausgefahren hat.

Mike, Respekt, diese eklatante Steigerung in den letzten vier Wochen hat euch niemand zugetraut. Du hast selbst mit ein paar schwarzen Tagen im ersten Jahr gerechnet. Aber momentan können sich die Leistungen von Neuling KTM wirklich sehen lassen?

Ja, aber im FP3 heute hatte das Ergebnis auch mit den Umständen zu tun. Die Bedingungen waren schwierig. Man hat gewusst, die besten Zeiten würden in den letzten 10 oder 15 Minuten möglich sein, die Piste hat aufgetrocknet.
Ich muss sagen: Beide Fahrer haben jetzt richtig Mut bewiesen und eine starke Rundenzeit erzielt.
Es sieht so aus, als hätten wir inzwischen ein Basis-Setting, das überall recht gut funktioniert. Es kommt dann noch darauf an, wie wir es während der Trainings noch verbessern können.
Wir haben heute im FP3 ungefähr 15 Minuten vor Schluss bei beiden Fahrern einen neuen Reifensatz reingesteckt. Dann haben wir zu den Fahrern gesagt: «Macht das Beste draus.» Das war die Devise.
Pol war mit den Slicks beständig vorne dabei, er war von der ersten Runde an mit den Slicks in den Top-Ten.

Pol Espargaró hat am Donnerstag angekündigt, KTM habe neue Komponenten hier in Le Mans. Es ist aber nichts zu sehen.

Ja, ich weiß auch nicht, was Pol da gemeint haben könnte. Da muss ich selber überlegen.
Wir haben seit Jerez nur Kleinigkeiten geändert, nichts Grundlegendes. Wir kümmern uns um das Feintuning beim Chassis-Set-up. Das ist das, was wir machen. Neue Teile gibt es bisher nicht.

Wie sieht es bei den Motorkontingenten aus? Beide Fahrer haben zwei Big-Bang-Motoren, aber keinen Ersatzmotor? Der Ersatzmotor wäre ein alter Screamer?

Ja, bei den Motoren sind wir sehr am Limit. In der Firma wird aber Vollgas gegeben. In Mugello in zwei Wochen werden wir wieder einen frischen Ersatzmotor für jeden Fahrer haben.

Hast du einmal durchgerechnet, ob ihr trotz der frühen Umstellung auf den Big-Bang mit neun Motoren pro Fahrer über die Saison kommt?

Ja, wenn keine Dramen passieren, könnte es reichen.
Wir sind mit den Screamer-Motoren drei Rennen gefahren, normal hätten wir sie nach vier Grand Prix getauscht, jetzt wurden sie halt nach drei Grand Prix ersetzt.
Wir haben also nicht pro Fahrer einen kompletten Motor verloren, wir hätten die Triebwerke wegen der km-Leistung ohnedies vor Le Mans tauschen müssen.
Jetzt schauen wir. Es kann ein Motor bei einem Sturz kaputt gehen, es kann einmal ein technisches Problem passieren...

Ihr könnt aber bei Regentrainings etwas sparsam haushalten?

Ja, wir sind schon gestern im Nassen ein bisschen mehr in der Box gewesen als üblich. Das hat uns gut getan.
Aber wir werden nicht darauf Rücksicht nehmen. Notfalls nehmen wir einen zehnten Motor und fahren einmal aus der Boxengasse weg.
Für uns ist 2017 ein Lernjahr, da müssen wir vorwärtskommen, das ist wichtig. Sollten wir am Saisonende einmal in die Lage kommen, dass wir aus der Boxengasse starten müssen, müssen wir das hinnehmen.

KTM hatte mit dem Screamer viel Power, aber die Kraftentfaltung ließ zu wünschen übrig. Deshalb durfte man für die kurvenreiche Piste in Le Mans im Winter wenig erwarten. Der Big-Bang hat alles auf den Kopf gestellt?

Wir haben hier beim Michelin-Test am 2. Mai mit beiden Fahrern 1 bis 1,5 Stunden fahren können. Aber wie gesagt: Das Motor-Update hat unser ganzes Paket nach vorne gebracht. Jetzt müssen wir die nächsten Schritte machen. Wir müssen schneller ein Setting finden.

Jetzt sagt auch keiner mehr: Mit technischen Spitzfindigkeiten wie Stahlrahmen und WP Suspension wird KTM keinen Erfolg haben.

Bei KTM war das nie ein Thema, der Stahlrahmen war immer Teil unseres Konzepts. WP genau so. Man darf sich nicht darum kümmern, was andere Leute erzählen.

Es ist sicher eine Genugtuung, dass ihr so schnell von den letzten Plätzen weggekommen seid?

Klar, es ist ein Traum, wenn beim fünften Grand Prix beide Fahrer im Q2 sind. Jetzt stehen wir auf jeden Fall mit beiden Piloten in den ersten vier Startreihen – also in den Top-12.
Wenn mir gestern jemand einen Zettel hergelegt hätte, dass wir mit beiden Fahrern im Quali auf die Plätze 11 und 12 kommen, dann hätte ich ihn blind unterschrieben.
Wir müssen aber realistisch bleiben. Das Rennen ist morgen. Wir wollen nicht in Euphorie verfallen. Wir wissen, wo wir stehen und wissen, dass wir uns weiter steigern müssen. Ich hoffe, dass am Sonntag beide Fahrer ins Ziel kommen und Punkte machen. Das ist wichtig.

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