Hervé Poncharal: «Ich war ein bisschen verbittert»
Vor einem Jahr beklagte sich Tech3-Yamaha-Teambesitzer Hervé Poncharal bitterlich, weil ihm seine Stammfahrer Pol Espargaró und Bradley Smith nach drei beziehungsweise vier Jahren abhanden kamen und ihn Richtung KTM verließen.
Er musste dann mit zwei Rookies vorliebnehmen – und sah schwere Zeiten auf sich zukommen. «Wir werden 2017 um Platz 15 fighten», befürchtete der Franzose, nachdem er sich Jonas Folger und Johann Zarco geangelt hatte.
Zarco, Moto2-Weltmeister 2015 und 2016 mit insgesamt 15 Siegen in zwei Jahren, brauste aber beim fünften Rennen in Le Mans schon auf Platz 2, auch Jonas Folger lieferte außergewöhnliche Leistungen ab. Jetzt liegen die beiden auf den WM-Rängen 6 und 8. Dazwischen kein Geringerer als der dreifache MotoGP-Weltmeister Jorge Lorenzo.
Hervé, du hast die Situation vor einem Jahr etwas zu dramatisch eingeschätzt.
Ja, darauf werde ich schon regelmäßig angesprochen. Aber ich war nicht der Einzige, der skeptisch war. Viele andere auch. Man hat uns gesagt: Mit zwei Rookies wird es schwierig.
Ich war damals ein bisschen verbittert. Denn ich habe mich immer angestrengt, um ein professionelles Team zu haben, aber bei manchen Fahrerverhandlungen hatte ich den Eindruck: Es ist ein Höllenkommando, zu Tech3 zu gehen.
Aber ich muss mich bei Johann und Jonas bedanken: Sie haben uns vertraut, sie sind zu uns gekommen. Sie arbeiten gut, sie haben rasch erkannt, dass unser Motorrad nicht so übel ist. Das haben wir Yamaha zu verdanken. Der Unterschied zu den Werksmaschinen ist gering. Und sie haben auch gesehen, dass unser Team nicht so schlecht ist.
Aber Rossi sagte am Samstag, die 2017-Yamaha sei bei Low-Grip-Pisten nicht konkurrenzfähig, das habe sich schon in Jerez abgezeichnet. Nächstes Jahr musst du in Barcelona mit jenen 2017-Bikes antreten, die gestern im Rennen nur auf den Rängen 8 und 10 gelandet sind.
Ich will in diese technische Debatte gar nicht eintreten.
Was ist ein 2017-Motorrad? Wie genau sieht eine 2016-Yamaha aus? Oder ist Rossi gestern mit einem 2018-Chassis gefahren? Das weiß doch niemand.
Am Ende muss ich mich bei Yamaha bedanken, denn sie haben uns ein Motorrad hingestellt, mit dem unsere Fahrer vorne mitfighten können. Am Schluss hängt es mehr vom Fahrer, von der Crew und vom Set-up ab. Denn die Zeiten liegen so dicht beisammen.
Vielleicht ist es besser, wenn du die 2016-Yamaha auch für 2017 behältst?
Ich weiß nicht... Denn die Reifen ändern sich von Jahr zu Jahr.
Aber du willst damit doch nicht sagen: Rossi und Viñales sind schlechtere Fahrer als Zarco und Folger?
Gestern war es so, jawohl!