Marc VDS-Honda: Angelt sich Yamaha jetzt Morbidelli?
Franco Morbidelli
Der Belgier Michael Bartholemy, Teamprinzipal bei Marc VDS Honda, läuft in Phillip Island mit deutlichen Sorgenfalten durch die Gegend.
Er macht sich Sorgen um seinen Schützling Franco Morbidelli, den achtfachen Moto2-Saisonsieger und Moto2-WM-Leader. Denn «Morbido» zählt zu den engsten Freunden von Valentino Rossi und wird von dessen VR46 Riders Academy gefördert.
Und warum der Kummer? Morbidelli hat bekanntlich einen Vertrag bei Marc VDS Honda für die MotoGP-WM 2018 unterschrieben, Tom Lüthi wird sein Teamkollege sein.
«Aber ich kann mir vorstellen, dass bei Tech3-Yamaha bereits Überlegungen angestellt werden, wer Jonas Folger 2018 ersetzen kann, wenn er sich von seiner Krankheit nicht rasch genug erholt», gibt Bartholemy zu bedenken. «Rossi wird dann womöglich bei Yamaha Morbidelli ins Spiel bringen. Klar, ich habe einen Drei-Jahres-Vertrag mit Franco. Aber schon im vergangenen Frühjahr haben sich da ein paar seltsame Vorgänge abgespielt. Damals galt mein Vertrag mit Morbidelli für 2018 noch für die Moto2-WM, wir mussten ihn dann für die Königsklasse umwandeln und die Gage erhöhen.»
Hinter den Kulissen wurde Morbidelli in dieser Phase offenbar von den VR46-Managern auch bei Tech3-Yamaha (Folgers Vertrag war damals noch nicht verlängert) und Pramac-Ducati angeboten, auch LCR-Honda und Aprilia Racing machten sich Hoffnungen.
Und da Valentino Rossi 2019 eventuell sein eigenes Yamaha-Kundenteam in der MotoGP-WM machen wird und er dann eventuell Morbidelli und Bagnaia einsetzen möchte, könnte die Loslösung von Morbidell bei Honda gleich jetzt beginnen, fürchtet Bartholemy.
Fakt ist: Morbidelli ist ein Monster-Athlet, er würde auch in dieser Hinsicht bestens ins Tech3-Yamaha-Konzept passen.
Der Motorsport kann grausam sein. «Es gilt das Gesetz des Wettbewerbs. Die MotoGP ist nicht das Rote Kreuz», hatte Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal beim Aragón-GP erklärt, als bei Red Bull-KTM über die mögliche Entlassung von Bradley Smith debattiert wurde.
Poncharal wartet jetzt ab, wie die Untersuchungsergebnisse bei Jonas Folger ausfallen. Leidet er wirklich am Epstein Barr-Virus oder am Pfeifferschen Drüsenfieber? «Wir werden uns erst beim Malaysia-GP dazu äussern», erklärte Folger-Manager Rhys Edwards heute in Phillip Island.
Im Worst Case muss Marc VDS Honda jetzt im Oktober oder gar November noch einen Ersatz für Morbidelli suchen.
Der hauseigene Marc-VDS-Moto2-Pilot Alex Márquez wäre eine Möglichkeit. Er wll aber noch ein Jahr in der Moto2 fahren und um den Titel fighten.
Stefan Bradl, der schon im August neben Tom Lüthi Aussichten auf den Marc-VDS-Moto2-Platz hatte, könnte nach einer vermurksten Superbike-WM-Saison dann bei Marc VDS eventuell noch einmal ein Thema werden.
Bisher rechnet sich der 27-jährige Bayer bestenfalls Chancen auf einen MotoGP-Testfahrervertrag aus.
Das Red Bull Honda-Superbike-WM zeigt für 2018 bisher kein großes Interesse mehr an Bradl.