Hervé Poncharal (Tech3): Was für Hernandez spricht

Nach zwei der drei MotoGP-Testtage auf dem Sepang International Circuit hat Yonny Hernandez in Malaysia auf der M1-Yamaha zwar noch keine dicken Stricke zerrissen. Tech3-Yamaha-Teambesitzer Hervé Poncharal kann sich trotzdem gut vorstellen, den Kolumbianer für die komplette Saison 2018 als Jonas-Folger-Ersatz zu verpflichten.

«Yonny war heute den ganzen Tag sehr dicht hinter Morbidelli, der immerhin Moto2-Weltmeister ist», gab Poncharal zu bedenken. «Yonny hat sich auf 2:01,55 min gesteigert. Das habe ich ihm nicht zugetraut. Der Rückstand beim ersten Kennenlernen der Yamaha hält sich mit 2,1 Sekunden auf Viñales in Grenzen.»

Im Interview mit SPEEDWEEK.com lässt Poncharal durchblicken, dass der Südamerikaner ausgezeichnete Chancen auf einen MotoGP-Vertrag hat.

Hervé, gibt es einen anderen Fahrer außer Hernandez, der in Frage kommt?

Wir bekommen seit einigen Jahren Anfragen von Yonny und seinem Management. Er wird jetzt von Simone Battistella gemanagt, der schon Dovizioso zu uns vermittelt hat. Wir kennen uns sehr gut.

Yamaha ist sehr stark in Kolumbien. Der Präsident von Yamaha Columbia hat schon oft erwähnt, dass er froh wäre, Yonny auf einer Yamaha zu sehen. Jetzt können wir ihm endlich diese Chance geben. Jetzt kann er zeigen, wozu er fähig ist.

Als Mensch mag ich Yonny. Jetzt warten wir ab, was er als Fahrer zeigt. Ich weiß, es ist schwierig. Letztes Jahr war er bis Juli in der Moto2, er ist dann ein Langstreckenrennen gefahren, den Bol d’Or.
Anfang dieser Woche hat er noch das Kawasaki-Superbike für Pedercini in Jerez getestet. Es ist nicht leicht für ihn.

Kann Hernandez aus dem Pedercini-Deal aussteigen?

Ja, ja. Yonny ist nicht zu 100 Prozent unter Vertrag. Das ist nicht besiegelt. Pedercini hat zugestimmt, dass er hier testet. Ohne diese Erlaubnis wäre er hier in Malaysia nicht auf unserem Motorrad.

Pedercini hat gesagt, er habe einen Plan B, wenn wir Yonny verpflichten.

Aber wir müssen abwarten, was Yonny nach drei Tagen hier gelingt.
Es geht nicht nur um die Rundenzeit, da können wir nicht erwarten, dass er mit Dovizioso, Márquez, Viñales und so weiter mitfährt. Wir müssen abwarten, wie er sich ins Team einfügt, die Daten checken und schauen, wie er fährt. Im Regen ist er schnell, das wissen wir.

Wir haben nicht damit gerechnet, dass er Rundenrekorde bricht. Aber wenn er gut fährt, wenn er das Bike gut beherrscht und wenn wir sehen, es gibt Steigerungspotenzial, dann werden wir das mit Yamaha besprechen. Ich hatte bereit erste Meetings mit Yamaha-Rennchef Tsuji.

Wir wissen natürlich, dass Yonny die Weltmeisterschaft nicht gewinnen wird...

Du hast keine Sekunde überlegt, einfach nur mit Johann Zarco als Ein-Mann-Team anzutreten?

Nein, nein, nein. Wir sind ein Zwei-Fahrer-Team, ich habe einen Vertrag mit der Dorna, mit Yamaha und allen Sponsoren und mit der Crew. Nein, niemals.

Es wäre ein Fehler, keinen zweiten Fahrer zu suchen. Wir können ja auch positive Überraschungen erleben.