Alberto Puig: Was er 2018 mit Stefan Bradl plant
Alberto Puig (51) übernahm in der Winterpause von Livio Suppo die Aufgabe als Teamprinzipal bei Repsol-Honda und absolvierte beim IRTA-Test in Sepang/Malaysia (28. bis 30. Januar) seinen ersten Auftritt.
Dem spanischen Ex-GP-Rennfahrer war die Anspannung anzusehen. Aber sie wich allmählich, und am Schluss etablierten sich die drei HRC-Piloten Pedrosa, Crutchlow und Márquez auf den Plätzen 2, 4 und 8. Und der Japaner Takaaki Nakagami liess sich als vierter HRC-Pilot auf Platz 15 nieder – er war damit bester Rookie vor Morbidelli, Siméon und Lüthi.
Zu den Schützlingen von Puig gehören auch die MotoGP-Testfahrer Stefan Bradl und Hiroshi Aoyama, die in Malaysia von 24. bis 26. Januar gemeinsam mit den anderen Testteams von Yamaha, Suzuki, Ducati, Aprilia und KTM übten.
Bisher hielt sich die Honda Racing Corporation bei der Personalie Stefan Bradl sehr bedeckt. Das hat auch damit zu tun, dass der Bayer noch an den Nachwirkungen des Portugal-Sturzes vom 16. September leidet. Damals zog er sich am rechten Handgelenk eine Verletzung des skapholunären Bandes zu, er musste zweimal operiert werden, das zweite Mal Mitte November.
Deshalb gibt es noch keine unumstößliche Saisonplanung mit Bradl, die vollständige Genesung hat Vorrang.
In seiner HRC-Technikcrew in Sepang traf Bradl auf viele bekannte Gesichter. Um die Öhlins-Suspension kümmerte sich wie in den eineinhalb Aprilia-Jahren der Schotte Craig Cummings, auch der deutsche HRC-Techniker Klaus Nöhles war zu sehen, dazu der deutsche Data-Recording-Techniker Gerold Bucher, der auf Wunsch von HRC früher anreiste und sonst für Marc Márquez zuständig ist.
Es war zu hören, dass bei diesem ersten Test Bradl die 2017-Werksmaschine zugewiesen wurde, Aoyama übernahm die Abstimmungsfahrten mit der 2018-Honda.
HRC hofft natürlich, dass Stefan Bradl nach seiner Genesung auf ein ähnliches Niveau kommt wie Ducati-Testfahrer Michele Pirro und KTM-Testfahrer Mika Kallio.
Bradl seinerseits hofft auf bis zu drei Wildcard-Einsätze, aber zuerst müssen die Schmerzen im Handgelenk abklingen. In Sepang musste er jeweils nach sechs Runden wieder an die Box fahren, er schaffte die schnellste Runde in 2:02,7 min.
«Man hat es gesehen, wenn Stefan schneller fahren wollte, haben ihn die Schmerzen gebremst», ist dem deutschen Ex-Rennfahrer Klaus Nöhles aufgefallen.
Stefan Bradl: Nächster Test in Jerez im März
HRC-Testfahrer Bradl wird jetzt für die Tests in Buriram (16. bis 18. Februar) geschont, voraussichtlich auch für Katar (1. bis 3. März).
«Das komplette Programm haben wir noch nicht endgültig abgesteckt», erklärte Alberto Puig im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com. «Da ist noch nicht alles klar. Wir haben Stefan gebeten, zum Sepang-Test zu kommen. Wir haben dort gesehen, dass er noch nicht zu 100 Prozent fit ist. Stefan denkt, dass er in einem Monat oder so wieder richtig einsatzfähig ist. Vielleicht planen wir in absehbarer Zeit einen weiteren Test mit ihm.»
In Malaysia war zu hören, Bradl werde spätestens Ende März in Jerez wieder auf der Honda RC213V sitzen.
«Ja, normal ist das der nächste Termin», bestätigte Puig. «Wir müssen das noch besprechen. Aber ein Test Ende März in Jerez, das gehört zu unserem Einsatzplan mit Stefan.»
Während die «concessions teams» Suzuki, Aprilia und KTM pro Fahrer bis zu sechs Wildcards beantragen können, dürfen die Testfahrer von Honda, Yamaha und Suzuki maximal drei Wildcards pro Saison beanspruchen.
Die deutschen MotoGP-Fans sind gespannt, wo Bradl eingesetzt wird, nachdem sich Tech3-Yamaha-Pilot Jonas Folger von der Saison 2018 zurückgezogen hat.
«Ich kann bisher nicht sagen, ob und bei welchen Rennen wir Stefan einsetzen. Aber in einer idealen Welt würde es Sinn machen, mit ihm einige Grand Prix zu bestreiten. Wo diese Einsätze stattfinden könnten, dazu haben wir noch keinen klaren Plan», erzählt Puig.
Wäre eine Bradl-Teilnahme beim GP von Deutschland oder beim GP von Österreich vorstellbar?
«Wir müssen auch berücksichtigen, was gut für uns wäre, für Honda. Wo würde uns ein Renneinsatz von Stefan nützen? Und dann werden wir auch den Fahrer fragen, wo er teilnehmen will. Das ist wichtig. Wenn der Fahrer eine gewisse Rennstrecke sehr gern hat bevorzugt, ist es sinnvoll, wenn wir ihm dort eine Rennteilnahme ermöglichen», erklärte Puig.
Jeder MotoGP-Hersteller muss drei GP-Strecken pro Saison als Teststrecke auswählen, nur dort darf dann vor dem Grand Prix mit dem Testteam getestet werden. «Bei uns sind das Jerez, Misano und Motegi», verriet Puig.
HRC wird 2018 erstmals ein in Europa stationiertes MotoGP-Testteam betreiben. «Honda hat bisher immer ein Testteam gehabt, aber in Japan, es wurde mit Hiroshi Aoyama und anderen Fahrern wie Takahashi hauptsächlich in Motegi getestet», schildert Puig. «Das waren Funktionstests, aber auch Entwicklungstests. Es ist jedoch manchmal hilfreich, auch in Europa zu testen. Denn die meisten Pisten sind hier. Außerdem sind die Meinungen von europäischen Fahrern wichtig. Dass auch Ducati und KTM starke Testteams haben, war kein Antrieb und keine Ursache für dieses Vorhaben.»
Aber der Zeitpunkt ist gut gewählt. Denn bei erstmals 19 Grand Prix will die Dorna die Anzahl der offiziellen Tests weiter einschränken, für die Saison 2019 vielleicht sogar von vier auf zwei. Deshalb werden professionelle Testteams immer wichtiger.