Silverstone-GP: Weiter im alten Paddock – wegen Strom
Der Silverstone Wing spaltet die Motorsport-Gemeinde
Vor einem Jahr stritten sich die Betreiber des Silverstone Circuits und von Donington Park noch heftig um die Austragung des British Motorcycle Grand Prix nach der Saison 2017.
Bekanntlich hatten die Initiatoren des ominösen Circuit of Wales einen Vertrag mit der Dorna unterschrieben, der ihnen ab 2015 die Austragung des WM-Laufs zusicherte. Aber es klappte nicht mit der Finanzierung, es gab nie einen Spatenstich, deshalb mietete sich Circuit-of-Wales-Phantast Michael Carrick drei Jahre lang in Silverstone ein. Im Frühjahr 2017 schlitterte sein Unternehmen Heads of the Valley Development Company (HOVDC) in die Insolvenz.
Da in Donington die Infrastruktur nicht den Ansprüchen der Teams entsprach, bekam nach dem Aragón-GP 2017 der British Racing Drivers Club (BRDC) den Zuschlag für den Britischen Grand Prix bis Ende 2020.
Silverstone will aber jetzt langfristig Schauplatz des MotoGP-Events werden. Deshalb kamen Donna Ibbott, sie ist in Silverstone für alle Motoradangelegenheiten zuständig, und Commercial Director Nick Read vor zehn Tagen zum GP von Österreich, um sich ein Bild von einer der modernsten Rennstreckenareale im Kalender zu machen.
Ibbott und Read kündigten umfangreiche Investitionen für den Silverstone Circuit an. So soll zum Beispiel bis 2020 ein Circuit Hotel entstehen.
Außerdem soll der MotoGP-Zirkus auf der englischen Rennstrecke wieder zum «Silverstone Wing» übersiedeln.
Der Britische Grand Prix war nach 2009 nach Silverstone zurückgekehrt; Start/Ziel lag 2010 traditionell vor Copse Corner. Dann wurde die neue Boxenanlage namens Silverstone Wing eröffnet, 2011 und 2012 wurde Start/Ziel und das Fahrerlager dorthin transferiert. Aber als der «Wing» gebaut wurde, war die Stromversorgung unzureichend, für die MotoGP-Rennen mussten zusätzliche Generatoren angeschleppt werden.
Für 2013 fragte der Promoter bei der Dorna an, ob sie für die zusätzlichen Stromkosten bezahlen würden. Doch die Dorna und die Teamvereinigung IRTA schlugen vor: «Lasst uns einfach zum alten Paddock zurückkehren. Dort gab es kein Problem.»
Deshalb wird jetzt zum sechsten Mal hintereinander wieder beim alten Paddock gefahren.
2020 soll wieder der «Wing» zur Heimat der Teams werden. «Das ist zumindest die Ambition des Veranstalters. Mal sehen, was passiert», heißt es bei der IRTA.
Der Silverstone Circuit entstand auf dem Areal des 1943 errichteten Militärflugplatzes der Royal Air Force, die Rennstrecke wurde 1948 eröffnet. Der Airport besaß drei Landebahnen, die im Dreieck angeordnet waren. Die ersten Rennen wurden noch auf den Startbahnen ausgetragen. Die Piste bestand nur aus langen Geraden und Haarnadelkurven
Erst 1949 wurden die Verbindungsstraßen, die die Start- und Landebahnen umgaben, in die Strecke integriert. Dieses Layout wurde 35 Jahre lang kaum verändert. 1975 wurde der Circuit um eine Schikane ergänzt, um die Geschwindigkeit vor der Woodcote-Kurve zu reduzieren. 1977 war Silverstone erstmals Motorrad-GP-Schauplatz. Zwischen den Formel-1-Grands-Prix 1990 und 1991 wurde die Strecke komplett neugestaltet. Die Landebahnen befinden sich auch heute noch im Infield der Rennstrecke und werden zum Teil noch benutzt. Dazu existiert im Infield immer noch der Silverstone Heliport.
Das neue Layout wurde für 2010 ausgetüftelt. Der neu als «Silverstone-Arena» bezeichnete Streckenabschnitt führt nach der Abbey-Schikane rechts in Richtung Becketts und geht von dort in einer Spitzkehre über eine lange Gerade zur Priory-Kurve. Dadurch fällt die berühmte Bridge-Kurve vom Streckenplan weg. Die neue Strecke wurde um 760 Meter auf 5,901 km verlängert und besteht aus 18 Kurven. Außerdem wurden an anderer Stelle als bisher beim «Silverstone Wing» neue Boxenanlagen und ein neuer Start-Ziel-Komplex errichtet. Die für 5,7 Millionen Euro errichtete Silverstone-Arena wurde Ende April 2010 offiziell eingeweiht.
Die MotoGP-Fans konnten sich damit nie richtig anfreunden. Zum Beispiel sieht man von der Tribüne vis-a-vis von Start-Ziel kaum in die Boxen, weil diese unter dem Niveau der Wing-Zielgeraden liegen.
Für 2018 wurde die Strecke neu asphaltiert.
2017 stand Honda-Pilot Marc Márquez mit 1:49,941 min auf der Pole-Position. Schnitt: 177,087 km/h. Im Vorjahr war Silverstone nach Spielberg, Philip Island und Mugello die viertschnellste Piste im GP-Kalender.