Jorge Lorenzo: «Verdanke alles dieser Härte»
Jorge Lorenzo: «Ich würde mich eher als Rebell sehen»
In seinem 18. GP-Jahr schlägt Jorge Lorenzo ein neues Kapitel auf. Der Spanier kämpft nun an der Seite des siebenfachen Champions Marc Márquez für das Repsol-Honda-Team und hat damit keine leichte Aufgabe zu meistern. Doch das spornt den fünffachen Weltmeister nur an, denn Herausforderungen sind ihm nicht fremd, wie er im «GQ»-Interview erklärt. «Mein Leben war in mancherlei Hinsicht hart. Mein Vater war hart zu mir und beruflich verdanke ich alles dieser Härte», erzählt Jorge.
Wenn er die Wahl hätte, würde er einen strengen Vater auch bevorzugen, beteuert der MotoGP-Star. «Einer, der dir die wichtigen Werte im Leben, wie Fleiss, Disziplin und Ehrlichkeit mit auf den Weg gibt», zählt Lorenzo auf, und fügt seufzend an: «Mein Vater und ich sind sehr unterschiedliche Charaktere. Wenn wir zu viel Zeit miteinander verbringen, dann streiten wir uns am Ende. Es ist kompliziert, miteinander auszukommen, weil wir zwei sehr starke Charaktere sind.»
«Aber am Ende merkt man, dass ein Vater immer das Beste für seinen Sohn will. Er macht nicht immer alles richtig, manchmal macht er Fehler. Aber er macht alles im Bestreben, das Beste für seinen Sohn zu erreichen», erklärt der 31-Jährige, und mit Blick auf seinen eigenen Charakter hält er fest: «Ich würde mich eher als Rebell sehen, als eine Art James Dean. Als jemanden, der sich nicht von den Regeln leiten lässt und tut, was er für das Beste hält oder was er gerade will.»
Furchtlos ist Lorenzo aber nicht. Zumindest sorgte er bereits 2008 in seinem Debütjahr in der Königsklasse für Schlagzeilen, als er erklärte, dass er Angst habe, wieder aufs Motorrad zu steigen. Der 68-fache GP-Sieger erinnert sich: «Ich war einer der wenigen Fahrer, die zugegeben haben, dass sie Angst hatten. Als ich 2008 vier oder fünf Stürze hintereinander einstecken musste und mir beim letzten dieser Reihe den Kopf so heftig stiess, dass ich mich einige Tage lang an nichts mehr erinnerte, sagte ich mir: ‚Wenn ich so weitermache, werde ich mich umbringen.‘»
«Beim nächsten Rennen gab ich dann öffentlich zu, dass mir bange war. Das schockierte die Leute sehr, denn bisher hatte sich noch kein Fahrer so geäussert. Diese Aufrichtigkeit war mir sicherlich keine Hilfe, denn kein Werk will einen Fahrer in seinen Reihen wissen, der sich vor fürchtet, auf die Strecke zu gehen. Dass ich das öffentlich zugegeben habe, war nicht gerade ein Vorteil für mich», schildert der Mallorquiner weiter.