Jorge Lorenzo: «Das Leben besteht aus Problemen»
Jorge Lorenzo
Jorge Lorenzo hat 2002 mit 15 Jahren am Tag nach seinem 15. Geburtstag in Jerez sein Debüt in der Motorrad-Weltmeisterschaft gefeuert. Er durfte damals erst am Samstag fahren. Diesmal wird er am Samstag hier 32 Jahre alt. Seit seinem ersten WM-Lauf sind 15 Jahre verstrichen,. der Mallorquiner hat fünf Weltmeistertitel gewonnen, 2010, 2012 und 2015 in der MotoGP-Klasse. Er ist der einziger Fahrer, der in der Königsklasse von Marc Márquez verhindern konnte – vor vier Jahren.
Jerez bildet den 285. Grand Prix des Repsol-Honda-Stars. Aber Jorge ist seit Misano 2018 nie mehr wirklich fit zu einem Rennen angetreten. Fällt es ihm da manchmal nicht schwer, sich zu motivieren? Stellt er sich nie die Sinnfrage?
«Es stimmt, ich bin seit fast acht Monaten nie mehr wirklich 100-prozentig fit gewesen», räumt Lorenzo ein. «Aber ich bin daran gewöhnt, mit Problem zu kämpfen und Probleme lösen. Das hat mich in meiner ganzen Karriere begleitet. Aber ich habe nie die Geduld verloren, ich bin immer wieder zurückgekommen. Ich habe mich angestrengt, ich habe gearbeitet, ich habe gepusht und bin wieder an die Spitze gekommen. Auch jetzt werden wir wieder gute Zeiten erleben. Es ist eine Frage der Zeit. Aber natürlich wäre es mir lieber, wenn ich fit wäre, wenn ich Rennen gewinnen oder aufs Podest fahren würde. Aber die meiste Zeit im Leben bist du mit dem Verlieren und mit Problemen beschäftigt. Es ist sehr schwierig, dauernd zu gewinnen.»
Lorenzo fährt sehr gerne in Jerez, er kennt die Piste, er hat hier schon große Erfolge errungen. Er war auch beim Test im November hier sehr stark. Deshalb rechnet er sich für den GP von Spanien viel aus. «Alle Umstände sehen bisher positiv aus für mich. Erstens wird es drei Tage nicht regnen, zweitens ist mein linkes Handgelenk in einem deutlich besseren Zustand. Dazu kommt, dass der neue Belag fantastisch aussieht, der Grip wird hervorragend sein. Ich bin stärker als ich im November war, ich habe meine Fitness verbessert. Außerdem ist der Bike schneller, wir haben mehr Power. Die Honda ist generell besser als die 2018-Version. Ich habe also tadellose Voraussetzungen für dieses Weekend. Jetzt liegt es an mir, das Potenzial auf der Strecke zu demonstrieren.»
«Ich habe nach zwei Jahren wieder ein komplett neues Motorrad, das einen komplett anderen Fahrstil verlangt als die Ducati. Ich mache also denselben Prozess durch wie in den letzten zwei Jahren», sagte der Repsol-Honda-Pilot. «Denn ich muss so weit kommen, dass ich auf allen Pisten konkurrenzfähig bin. Nicht nur auf den Pisten, die gut zu mir passen, sondern überall.»
Lorenzo beklagte in Texas im Training einen Kettendefekt, im Rennen schied er wegen eines Elektronikdefekts aus. «Honda hat das Motorrad nach Japan verfrachtet und dort auf dem Prüfstand alles gecheckt. Das Problem ist abermals aufgetreten. Deshalb wurden bei der ECU Vorkehrungen getroffen, damit so etwas nicht mehr passieren wird.»
«Ich bin seit Monaten mit vielen negativen Geschichten beschäftigt, seit Misano hatte ich kein sorgenfreies Wochenende mehr. Seither war ich immer verletzt, verletzt und wieder verletzt, seit mehr als sieben Monaten. In dieser ganzen Zeit konnte ich mein übliches Training nicht zu 100 Prozent abspulen. Jetzt wird es allmählich besser. Ich fühle mich körperlich wieder richtig stark. Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, aber viel besser in Schuss als beim Auftakt in Katar vor zwei Monaten. Auch das Motorrad ist konkurrenzfähiger, jetzt geht es darum, diese guten Voraussetzungen in Topresultate umzumünzen. Die Piste hier sollte dabei hilfreich sein. Auf dem Papier sieht alles gut aus.»