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MotoGP-Rekord: 19 von 22 Bikes vom neuesten Jahrgang

Von Günther Wiesinger
MotoGP-Start 2019 auf dem Sachsenring: Jetzt rückt das Feld noch enger zusammen

MotoGP-Start 2019 auf dem Sachsenring: Jetzt rückt das Feld noch enger zusammen

Die Zeiten, in denen die MotoGP-Abstände in Minuten statt in Zehntelsekunden gemessen wurden, sind längst vorbei. Nur drei Fahrer sitzen 2020 auf Vorjahresmaschinen.

Auch wenn die Teams, Hersteller, Fahrer und Teammitglieder nicht immer mit den Entscheidungen von MotoGP-Promoter Dorna einverstanden sind: Seit der Machtübernahme der Spanier vor der Saison 1992 hat sich Vieles zum Besseren gewendet. Und selbst die heftigsten Kritiker der Dorna müssen heute zugeben, dass der etappenweise Schritt von den Zweitaktern zu den Viertaktern, die Einführung der Einheitsreifen, der Übergang zu Einheitsmotoren für die Moto2 und die Ideen zur Kostenreduktion in der Moto3 und die Entscheidung für die einheitlichen Elektroniksysteme (Dell’Orto in der Moto3, Magneti Marelli in der Moto2 und MotoGP) mehrheitlich sinnvolle Lösungen waren.

Denn sie haben die Felder in allen Klassen enger zusammengeführt. In der MotoGP WM sind so viele Werke (sechs) am Start wie nie zuvor, der Andrang der Teams und Fahrer ist gewaltig, die Dorna investiert auf der ganzen Welt viel Geld in diverse Talent-Cups und speist die Teams in den drei Klassen mit 60 bis 70 Millionen Euro im Jahr, denn seit dem Ausstieg der Zigarettenfirmen sind verlässliche Millionen-Sponsoren eine Seltenheit geworden.

Denn nicht alle Energy-Drink-Firmen sind finanziell gut aufgestellt, man denke nur an Dark Dog, Grizzly, Phantom, Red Devil, Go & Fun, Drive M7 und andere, die kamen und gingen.

Der unermüdliche Andrang und das Interesse neuer Rennstreckenbetreiber an der MotoGP verdeutlicht die Attraktivität der MotoGP-Rennserie. 2020 werden erstmals 20 Grand Prix ausgetragen, bald werden es 22 sein.

Außerdem werden in der kommenden Saison so viele aktuelle Werksmaschinen des neuesten Jahrgangs wie noch nie aufmarschieren: Je vier von Ducati, Yamaha und KTM, drei von Honda (zwei bei Repsol und eine bei LCR für Cal Crutchlow), dazu zwei Suzuki und zwei Aprilia – also werden insgesamt 19 von 22 Piloten ein 2020-Bike steuern. Nur Takaaki Nakagami (bei LCR) und Rabat und Zarco erhalten Gebrauchtmotorräder.

Wer erinnert sich noch an das Jahr 1990, der vorletzten Motorrad-GP-Saison unter der Regie des Motorradweltverbands FIM?

Damals traten in Riejka in der 500-ccm-Klasse 16 Fahrer an, neun kamen ins Ziel. Doohan auf Platz 4 fehlten 44,8 Sekunden auf den Sieger Schwantz. Der Sechstplazierrte Marco Papa war bereits überrundet, der Siebtplatzierte Cees Doorakkers zweimal, Truchsess ebenfalls, der Schweizer Niggi Schmassmann als Neunter sogar viermal.

Mit Suzuki, Honda, Yamaha und Cagiva waren 1990 drei Hersteller am Start, dazu Bastler Paton beim Heim-GP in Misano. Denn die Teams waren nicht vertraglich zur Teilnahme an allen Rennen verpflichtet.

Das Cagiva-Werksteam mit Randy Mamola, Alex Barros und Ron Haslam fuhr damals in Salzburg gechlossen in die Top-11, in Rijeka fielen alle drei Bikes aus.

Damals wurde in der Road Racing Commission der FIM diskutiert, ob man künftig die seriennahen 750-ccm-Viertakter aus der britisch angehauchten TT-F1-Weltmeisterschaft in der 500er-WM mitfahren lassen sollte – zur Füllung der Startfelder.

1990 wurden sogar die Norton-Wankel-Maschinen in der Halbliter-WM erlaubt, obwohl sie bei einem 1,7-Umrechnungsfaktor auf einen Hubraum von 588 ccm kamen. Deshalb hiessen die Bikes auch NRS 588. NRS stand für Norton Racing Special.

Aber die FIM scherte sich nicht um einen gerechten Äquivalenzfaktor. Sie liess die Wankel einerseits in der TT-F1-WM mitfahren (Hubraum bis 750 ccm) und gleichzeitig in der 500er-WM.

Ein Drehkolben-Wankelmotor hat nämlich keinen Brennraum, sondern ein Kammervolumen, deshalb wurde sein «Hubraum» trotzdem mit unterschiedlichen Äquivalenzfaktoren berechnet, genau so wie bei den Turbomotoren im Wettwerb mit Saugmotoren. Die Faktoren beliefen sich auf 1.5 bis zu 1,7 bis zu 2. 

«Bis 1975 galt im Rennsport der Faktor, beim Wankel ergibt Kammervolumen mal Kammerzahl den Hubraum», sagt der ehemalige Gilera- und Aprilia-Konstrukteur Jan Witteveen. «Nachher wurden die Wankel so eingestuft, dass man sagte: Wenn man das Kammervolumen verdoppelt und mit der Anzahl der Kammern multipliziert, erhält man das Äquivalent des Hubraums eines herkömmlichen Verbrennungsmotors.»

Aber bei der FIM war dieses Faktor nie klar geregelt, im Autosport hingegen schon, denn Mazda gewann Mazda mit dem 787B die 24h von Le Mans. Die Gegner beharrten auf einer akribischen Umrechnung, und die FIA-Ingenieure entschieden sich für den Faktor 1,7.

Norton kassierte dank Ron Haslam mit diesem Gefährt in Donington 1990 nach Platz 12 immerhin vier WM-Punkte und schaffte Rang 4 in der Marken-WM.

So sehen die MotoGP-Teams 2020 aus:

Repsol-Honda
Marc Márquez, Alex Márquez

Ducati Team
Andrea Dovizioso, Danilo Petrucci

Monster Energy Yamaha
Maverick Viñales, Valentino Rossi

Suzuki Ecstar
Alex Rins, Joan Mir

Red Bull KTM Factory Racing
Pol Espargaró, Brad Binder

Aprilia Racing Team Gresini
Aleix Espargaró, Bradley Smith? Andrea Iannone?

Pramac Racing
Jack Miller, Francesco Bagnaia

Reale Avintia Racing
Tito Rabat, Johann Zarco

Petronas Yamaha SRT
Fabio Quartararo, Franco Morbidelli

LCR Honda
Cal Crutchlow, Takaaki Nakagami

Red Bull KTM Tech3
Miguel Oliveira, Iker Lecuona

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