Giacomo Agostini: «Geboren, um Rennen zu fahren»
Giacomo Agostini
Giacomo Agostini wusste schon früh, was er werden wollte, doch sein Vater sträubte sich lange gegen den Berufswunsch Motorrad-Rennfahrer, den sein Spross hegte. Dies erzählte die MotoGP-Legende vor Jahren in einem Interview mit «Euronews». «Ich denke, wurde geboren, um Motorradrennen zu fahren», offenbarte der heute 77-Jährige. «Als Kind wollte ich immer nur Rennfahrer werden. Ich begann in kleinen Motocross-ähnlichen Wettkämpfen, denn mein Vater liess mich nicht an den grossen Rennen teilnehmen.»
Der Grund: Papa Aurelio befand den Motorradrennsport für zu gefährlich. «Letztlich hat ihn aber ein Freund meines Vaters, der ein Anwalt war, überzeugt, die nötige Einwilligung zu unterschreiben», erinnerte sich Agostini, und verriet: «Allerdings dachte er, dass es sich um Fahrradrennen handelt. Trotzdem kaufte ich mir ein Motorrad und fuhr gleich von Anfang an Siege ein. Das war der Anfang meiner Karriere.»
Seine Vorbilder waren damals zwei Landsmänner, Carlo Ubbiali und Tarquinio Provini. «Sie haben viele Titel gewonnen und ich habe sie zwei, drei Mal auf der Strecke gesehen und mir gedacht, so will ich auch einmal sein.» Dass er besser als seine Idole werden würde, konnte «Ago» damals noch nicht ahnen. «Ich wusste nicht, ob ich besser als der Rest war. Ich folgte einfach meiner Leidenschaft für die Bikes, die ich so sehr liebe. Mein Vater fragte mich immer, was ich denn gegen die vielen Champions im Feld tun wolle. Doch ich sagte ihm, ich mache das einfach nur, weil ich es liebe Rennen zu fahren. Als ich dann meine ersten Siege einfuhr, dachte ich mir: ‚Vielleicht bin ich wirklich gut.‘ Aber ich hätte nie gedacht, dass ich es zum Titel schaffe, geschweige denn gleich 15 Mal.»
Doch der Erfolg machte süchtig, wie Agostini beschreibt: «Es ist sehr, sehr hart, einen Titel zu gewinnen und noch härter, dieses Kunststück zu wiederholen. Das Podest ist wie eine Droge, du fühlst dich auf dem höchsten Treppchen sehr gut. Du willst immer mehr gewinnen. Jedes Rennen erzählt eine andere Geschichte. Und deshalb willst du immer wieder gewinnen, denn es fühlt sich immer etwas anders an.»
Entsprechend schwer fiel dem 159-fachen GP-Podeststürmer die Entscheidung, den Rennfahrer-Helm an den Nagel zu hängen: «Es war eine sehr harte Entscheidung und deshalb habe ich auch nie über ein Comeback nachgedacht. Es ist immer schwierig, aber die Jahre vergehen und letztlich musst du auch den Jungen eine Chance geben und Platz machen.»