Stefan Bradl: «Die Voraussetzungen müssen passen»
Stefan Bradl ist mit seiner Testfahrer-Rolle zufrieden
Stefan Bradl stand in der Motorrad-WM insgesamt 19 Mal auf dem Podest und feierte sieben GP-Siege, 2011 kürte er sich zum Moto2-Weltmeister. Sein Ausflug in die Superbike-WM war 2017 von wenig Erfolg geprägt. Das Ten-Kate-Team erhielt kaum Unterstützung von HRC, die Elektronik des damaligen Partners Cosworth funktionierte nicht einwandfrei und der Motor wurde bei der Suche nach mehr Leistung zu aggressiv.
In 18 Rennen schaffte es der Bayer mit der nicht konkurrenzfähigen Fireblade nur sechsmal in die Top-10, Bradl glänzte mit Platz 6 in Assen. Zu allem Überfluss verletzte er sich bei einem Sturz im September 2017 in Portimao das skapholunäre Band in der rechten Hand, seine Saison war beendet.
Heute wissen wir: Alles, was er damals bemängelte, floss in die Honda CBR1000RR-R ein, die aber erst für die Superbike-WM-Saison 2020 kam.
Bradl kehrte 2018 in die MotoGP-WM zurück und arbeitet seither als Testfahrer für die Honda Racing Corporation, zuständig für alle Werksauftritte des größten Motorrad-Herstellers. Neunmal kam der Bayer seither in der Königsklasse zum Einsatz – mit Wildcard oder als Ersatzfahrer. Dreimal brauste er in die Top-10, insgesamt erreichte er in der höchsten Klasse der Motorrad-WM bereits 50 Top-10-Ergebnisse. Damit ist er der erfolgreichste Deutsche in der MotoGP-WM.
Vor dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie waren für 2020 zwei oder drei Wildcard-Einsätze angedacht, zudem stand Bradl als Ersatzfahrer für die Teams von Repsol Honda und LCR Honda bereit, auch die Teilnahme am Suzuka Eight Hour Race (Platz 3 im Jahr 2019) war geplant. Und dazu sollte Stefan bei zehn bis elf von ursprünglich 20 Grand Prix als Servus-TV-Experte auftreten.
Dem 30-Jährigen ist bewusst: Ein Werksteam in der MotoGP- oder Superbike-WM wird nicht mehr bei ihm anklopfen, an der Moto2- oder Supersport-WM hat er kein Interesse.
«Ich habe einen netten Job und bin zufrieden», hielt Bradl fest. «Wenn mich einer fragt wieder Rennen zu fahren, dann sage ich nicht nein. Aber ich bin auch realistisch, nicht mehr der Jüngste und werde auch nicht jünger. Die Voraussetzungen müssen passen. Ich setze mich nicht auf ein unbekanntes Motorrad und habe einen Ein-Jahres-Vertrag. Das bringt es nicht. Ich habe auch gemerkt, dass mir die seriennahen Motorräder nicht so liegen wie die Prototypen. Das hat aber auch damit zu tun, dass ich mit der RC213V Kilometer ohne Ende abgespult habe. Auf das Motorrad sitze ich drauf, fahre los und es passt. Ich bin eingeschossen auf die Michelin-Reifen und die Prototypen. Das ist jetzt mein drittes Jahr als HRC-Testfahrer. Wenn sich für mich eine MotoGP-Chance ergäbe, dann wäre es schön, wenn es mit einer Honda wäre. Aber dafür drücken die Jungen zu sehr nach, jetzt mit Alex Marquez im Werksteam. Und den Kandidaten, welche die nächsten Jahre aus der Moto2-WM aufsteigen werden. Deshalb sehe ich mich nicht in der Rolle, dass ich noch mal einen Stammfahrervertrag für die MotoGP-Klasse bekomme.»