MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Spielberg: Verbaler Schlagabtausch Espargaró/Oliveira

Von Günther Wiesinger
Eine unvergessliche Episode aus der abwechslungsreichen Saison 2020 bleibt der unerbittliche verbale Schlagabtausch zwischen den KTM-Assen Pol Espargaró und Miguel Oliveira nach der Kollision in Spielberg.

Die Fahrer der beiden Red Bull KTM-MotoGP-Teams wurden in der vergangenen Saison bei den ersten vier Grand Prix gleich dreimal in ärgerliche Kollisionen verwickelt, die kostbare Punkte und die Teamführung mit Pit Beirer und Mike Leitner einige graue Haare kosteten. Denn zweimal räumten sich zwei KTM-Piloten gleich gegenseitig ab.

Beim zweiten Jerez-GP donnerte Brad Binder seinem Markenkollegen Miguel Oliveira (starker 5. Startplatz!) gleich in der ersten Kurve wuchtig ins Heck und beförderte ihn aus dem Rennen.

In Brünn legte sich Pol Espargaró ein bisschen zu ungeduldig mit seinem letztjährigen Teamkollegen Johann Zarco an – und landete statt auf dem Podest auf dem Hosenboden. Beim ersten Red Bull-KTM-Heim-GP in Spielberg schossen sich Pol Espargaró und Miguel Oliveira unter den entsetzten Augen des gesamten KTM-Vorstands in der Steiermark gegenseitig ins Kiesbett. Damit blieb der Spanier auch bei seinem vierten Spielberg-GP auf der KTM punktelos!

Der aktuelle MotoGP-WM-Neunte Oliveira musste also 2020 in den ersten vier Grand Prix zwei unnötige Stürze einstecken, am Ende fehlten ihm 14 Punkte auf den dritten WM-Rang! müssen. Pol Espargaró wurde WM-Fünfter, punktegleich mit Dovizioso, auf den WM-Dritten Rins verlor er nur vier Punkte.

Bei diesem ersten Spielberg-GP 2020 ließ sich die Schuldfrage nicht ganz eindeutig klären – zumindest aus der Sicht von Pol Espargaró. Der Spanier und Oliveira kämpften um einen Podestplatz – und kollidierten dann in der Kurve 4, der ehemaligen Bosch-Kurve, beide schieden durch Stürze aus.

Damit war der Fall noch lange nicht erledigt. Oliveira ätzte nachher: «Der Crash ist rasch erklärt. Pol ist sehr, sehr weit gegangen, ich war in diesem Turn 4 sehr nahe hinter ihm. Wenn ich als Rennfahrer so ein großes Loch sehe, dann starte ich ein Überholmanöver», schilderte Oliveira. «Als Pol dann wieder auf die Piste zurückgekommen ist, hat er mich natürlich nicht gesehen. Wir haben uns inzwischen die Daten angeschaut. Wir haben uns berührt, dann ist mir das Vorderrad weggerutscht. Ich hatte bemerkt, dass Pol in Schwierigkeiten steckte. Deshalb war ich bereit, ihn zu überholen. Es wäre in dieser Kurve 4 passiert. Ich war überzeugt, dass ich meine Pace bis zum Ende durchgehalten hätte. Ich war also in einer guten Position, um das Rennen in den Top-Five zu beenden. Sogar ein Podestplatz wäre möglich gewesen.»

Danach fügte Oliveira an: «Pol hat in solchen Fällen die Tendenz, in den Kurven nicht nach innen zu schauen…»

Es fiel in der Hitze des Gefechts auch noch eine Bemerkung, die KTM-Teamleader Pol Espargaró als respektlos bezeichnete.

«Pol wird in solchen Situationen entweder zu emotional oder er denkt vielleicht nicht so viel», schimpfte Oliveira. «Leider wird nicht jeder Mensch mit der gleichen Intelligenz geboren. Und manchmal ist es schwer, diese während des Rennens zu nutzen, wenn man auf dem Motorrad sitzt.»

«Wir kämpfen gegeneinander, aber wir müssen auch unseren Kopf einschalten. Doch das ist nicht jedem gegeben», wetterte Oliveira in diesem TV-Interview mit Canal+ weiter.

Nach diesem Donnerwetter mussten KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer und Race Manager Mike Leitner die vier MotoGP-Fahrer (auch Binder und Lecuona wurden eingeladen) vor dem zweiten Spielberg-GP zu einem Gespräch unter Männern bitten. Denn schon in Jerez waren KTM-Pilot Brad Binder und Oliveira in der Startrunde in der ersten Runde kollidiert. «Wir haben reinen Tisch gemacht», räumte Beirer ein.

Pol Espargaró ließ die Bemerkungen von Oliveira nicht auf sich sitzen, er brachte ihn dann mit dem Mathematikgenie Albert Einstein in Zusammenhang.

Deshalb streckte Oliveira eine Woche später nach seinem Sieg beim Steiermark-GP die Zunge heraus. Das Markenzeichen von Einstein.

Alle MotoGP-Sieger 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Brünn: Brad Binder (Red Bull KTM)
Spielberg-1: Andrea Dovizioso (Ducati Team)
Spielberg-2: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech 3)
Misano-1: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Monster Yamaha)
Catalunya: Fabio Quartararo (Petronas Yamaha)
Le Mans: Danilo Petrucci (Ducati Team)
Aragón-1: Alex Rins (Suzuki Ecstar)
Aragón-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Valencia-1: Joan Mir (Suzuki Ecstar)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Petronas Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (Red Bull KTM Tech3)

MotoGP-Pole-Positions 2020

Jerez-1: Fabio Quartararo (Yamaha)
Jerez-2: Fabio Quartararo (Yamaha)
Brünn: Johann Zarco (Ducati)
Spielberg-1: Maverick Viñales
Spielberg-2: Pol Espargaró (KTM)
Misano-1: Maverick Viñales (Yamaha)
Misano-2: Maverick Viñales (Yamaha)
Catalunya: Franco Morbidelli (Yamaha)
Le Mans: Fabio Quartararo (Yamaha)
Aragón-1: Fabio Quartararo (Yamaha)
Aragón-2: Takaaki Nakagami (Honda)
Valencia-1: Pol Espargaró KTM)
Valencia-2: Franco Morbidelli (Yamaha)
Portimão: Miguel Oliveira (KTM)

MotoGP-Pole-Positions 2020

Yamaha 9
KTM 3
Ducati 1
Honda 1
Suzuki 0
Aprilia 0

MotoGP-Podestplätze 2020

Yamaha 12
Morbidelli 5 (3x Platz 1, 1x Platz 2, 1x Platz 3)
Quartararo 3 (3x Platz 1)
Viñales 3 (1x Platz 1, 2x Platz 2)
Rossi 2 (1x Platz 3)

Suzuki 11
Mir 7 (1x Platz 1, 3x Platz 2, 3x Platz 16
Rins 4 (1x Platz 1, 2x Platz 2, 1x Platz 3)

Ducati 9
Miller 4 (3x Platz 20, 1x Platz 3)
Dovizioso 2 (1x Platz 1, 1x Platz 3)
Petrucci 1 (2y Platz 1)
Zarco 1 (2x Platz 3)
Bagnaia 1( 2x Platz 2)

KTM 8
Pol Espargaró 5 (5x Platz 3)
Oliveira 2 (2x Platz 1)
Brad Binder 1 (1x Platz 1)

Honda 2
Alex Márquez 2 (2x Platz 2)

Aprilia 0

Endstand Fahrer-WM nach 14 Rennen:

1. Mir 171 Punkte. 2. Morbidelli 158. 3. Rins 139. 4. Dovizioso 135. 5. Pol Espargaró 135. 6. Viñales 132. 7. Miller 132. 8. Quartararo 127. 9. Oliveira 125. 10. Nakagami 116. 11. Binder 87. 12. Petrucci 78. 13. Zarco 77. 14. Alex Márquez 74. 15. Rossi 66. 16. Bagnaia 47. 17. Aleix Espargaró 42. 18. Crutchlow 32. 19. Bradl 27. 20. Lecuona 27. 21. Smith 12. 22. Rabat 10. 23. Pirro 4.

Endstand Konstrukteurs-WM:

1. Ducati, 221 Punkte. 2. Yamaha 204. 3. Suzuki 202, 4. KTM 200. 5. Honda 144. 6. Aprilia 51.

Team-WM nach 14 Rennen:

1. Team Suzuki Ecstar 310 Punkte. 2. Petronas Yamaha SRT 248. 3. Red Bull KTM Factory Racing 222. 4. Ducati Team 213. 5. Pramac Racing 163. 6. Monster Energy Yamaha MotoGP 178. 7. Red Bull KTM Tech3, 152. 8 LCR Honda 148. 9. Repsol Honda Team 101. 10. Esponsorama Racing 87. 11. Aprilia Racing Team Gresini 54.

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