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Stefan Bradl: «Auf Pol Espargaró wartet Challenge»

Von Günther Wiesinger
Pol Espargaró auf der Repsol-Honda

Pol Espargaró auf der Repsol-Honda

Mit Pol Espargaró kommt einer neuer Topfahrer ins Repsol-Honda-Team. Er hat in der Vergangenheit mit Marc Márquez so manches Gefecht ausgetragen.

Repsol-Honda hat in den zwei Jahren seit der Trennung von Dani Pedrosa mit dem Nr.-2-Piloten neben Marc Márquez keinen GP-Sieg errungen. Jorge Lorenzo gelang 2019 nicht einmal ein einziges Top-Ten-Ergebnis; deshalb wurde der Zwei-Jahres-Vertrag bei Halbzeit aufgelöst. 2020 kam Moto2-Weltmeister Alex Márquez als Rookie ins Team, er glänzte im letzten Saisondrittel mit zwei zweiten Plätzen in Le Mans und Aragón-1. Er schaffte als Rookie den 14. WM-Rang. Lorenzo war als WM-Neunzehnter abgetreten.

Wie Danilo Petrucci bei KTM brennt jetzt auch Repsol-Honda-Neuzugang auch Pol Espargaró auf seine erste Probefahrt mit dem neuen Arbeitsgerät. Der 29-jährige und kampfstarke Spanier hat sieben Jahre MotoGP-Erfahrung (drei Jahre bei Tech3-Yamaha mit einem sechsten WM-Rang, vier Jahre bei Red Bull KTM mit Platz 5 in der Fahrer-WM 2020), deshalb ist die Erwartungshaltung bei Honda hoch. Der in Andorra wohnhafte Moto2-Weltmeister von 2013 hat bei den letzten zehn Rennen im Vorjahr nicht weniger als fünf dritte Plätze erreicht. Die WM beendete er punktegleich mit dem WM-Vierten Dovizioso mit 135 Punkten.

Pol Espargaró steht aber seit einiger Zeit in engem Kontakt mit Honda-Testfahrer Stefan Bradl, auch wenn er selbst erst am 6. März in Doha/Katar auf die Honda RC213V steigen darf.

«Pol hat sich schon beim WM-Finale in Portimão über das Motorrad bei mir erkundigt. Und als ich im Dezember in Jerez getestet habe, hat er mir auch Nachrichten geschrieben», schilderte Stefan Bradl im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Er wollte wissen, wie es läuft. Er ist interessiert, der Kontakt ist gut. Das war eigentlich zwischen uns beiden auch in der Vergangenheit immer so.»

Bradl kann nicht abschätzen, wie rasch sich Espargaró von der V4-KTM auf die V4-Honda umstellen kann. «Da bin ich selber neugierig», sagt der Bayer. «Wie stark er genau sein wird, wissen wir nicht. Aber ich glaube, dass er mit der Honda zurechtkommen wird. Sein Fahrstil passt nicht schlecht zur Honda. Was Pol mit der KTM gemacht hat, war über die letzten Jahre hinweg eine große Leistung. Ich kann mir vorstellen, dass Pol vorne mit dabei sein wird. Er wird von Anfang an in den Top-Ten mitmischen und sich dann sicher steigern. Logisch, im Repsol-Honda-Team reichen die Top-Ten auf die Dauer nicht. Das ist klar.»

Als KTM 2020 in Brünn und Spielberg gleich zwei der ersten fünf Grand Prix gewann, schien es so, als habe Pol Espargaró bei seinem Teamwechsel aufs falsche Pferd gesetzt. Aber im Herbst wurde auch die MotoGP-Honda wieder ein Sieger-Bike, auch wenn es mit dem Sieg durch Taka Nakagami oder Alex Márquez nicht richtig klappte.

«Pol hat ja schon im Mai für Honda unterschrieben. Da wusste niemand, wie sich die Kräfteverhältnisse entwickeln, die Saison ist erst im Juli losgegangen», blendet Bradl zurück. «Man muss berücksichtigen, dass sich ein Angebot von Repsol-Honda für einen spanischen MotoGP-Piloten auch nicht alle Tage ergibt. Und als sich die Möglichkeit auftat, hat sich Pol das mit Sicherheit sehr, sehr gut überlegt. Er wird sich gesagt haben: ‚Das will ich probieren.‘ Dass das eine große Challenge ist, darüber brauchen wir nicht zu reden. Aber die hat er mit KTM auch gehabt.»

Pol Espargaró war einst ein heftiger Rivale von Marc Márquez, die beiden stritten 2010 verbittert um den 125-ccm-WM-Titel. Pol gewann die Moto2-WM ein Jahr nach Marc. Er betrachtete sich damals als ebenbürtiger Rivale.

Schon beim Regen-GP 2018 in Valencia war zu sehen, dass Pol beim Kampf gegen den Superstar keinen falschen Respekt kennt.

Beim Catalunya-GP 2012 kam es zwischen den beiden zu einem Eklat. Márquez wurde damals ein «post race»-Penalty aufgebrummt, weil ihm die Schuld an der Kollision mit Pol Espargaró zugeschoben wurde. Beim folgenden Assen-GP gab es dann am Mittwoch eine Anhörung bei den FIM Stewards, die in Barcelona den «post race»-Penalty widerrufen hatten, den die Race Direction ausgesprochen hatte.

Der Einspruch von Pol Espargaró (er fuhr 2012 für das Pons-Team) gegen diese Entscheidung wurde jedoch abgewiesen. Die 1-min-Strafe blieb also aufgehoben.

Marc Márquez war damals am 3. Juni in Montmeló weit rausgetragen worden und beinahe gestürzt. Dann stürmte er rücksichtslos zurück auf die Ideallinie. Márquez konnte nach dem Zusammenstoß mit Espargaró weiterfahren, Pol hingegen stürzte damals schwer.

Márquez beteuerte später, er habe Espargaró bei der Rückkehr auf die Ideallinie nicht gesehen. Er stieg als Dritter hinter Andrea Iannone und Tom Lüthi aufs Podest und wurde später von der Race Direction wegen gefährlicher Fahrweise mit einer Strafminute bestraft, die ihn auf Platz 23 zurückwarf. Doch die FIM-Stewards machten die Strafe am selben Abend rückgängig. Pol wurde 2012 Moto2-Vizeweltmeister mit 59 Punkten Rückstand auf seinen neuen Teamkollegen.

Übrigens: In Spanien ist zu hören, Sponsor Repsol hätte lieber weiter Alex Márquez (2021 im LCR-Team) im HRC-Werksteam gesehen. Pol Espargaró darf sich also gegenüber dem kleinen Bruder keine Blöße geben. 

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