Aprilia-Werksteam 2021: Entscheidung schon gefallen?
Lorenzo Savadori bestritt schon die letzten drei MotoGP-Rennen 2020 für Aprilia
Carlo Pernat war in den 1990er-Jahren selbst Sportdirektor der Aprilia-Rennabteilung, dann wechselte er erst in die Beraterrolle für die Piaggio Group und wurde später persönlicher Manager von Piloten wie Loris Capirossi, Marco Simoncelli, Héctor Barbera, Andrea Iannone und Enea Bastianini.
Das Geschehen bei Aprilia verfolgt der Italiener weiterhin aufmerksam. «Der Flurfunk besagt, aber im Flurfunkt steckt immer auch die Wahrheit, dass Bradley Smith den Vertrag als Testfahrer abgelehnt hat. Mein Eindruck ist, dass Lorenzo Savadori der zweite Fahrer sein wird und sie sich einen Testfahrer suchen müssen», erklärte er nun gegenüber den Kollegen von GPOne.com.
Dabei ist Aprilia das einzig verbliebene «concession team», das uneingeschränkt testen könnte, nachdem KTM die Privilegien der Neueinsteiger verloren hat. «Aprilia ist stehengeblieben, als einziger Hersteller haben sie die Konzessionen nicht genutzt», so Pernat. «Was KTM gemacht hat, davor ziehe ich den Hut.»
Wen würde Pernat als Testfahrer für die RS-GP vorschlagen? Selbst den 49-jährigen Aprilia-Markenbotschafter Max Biaggi würde er nicht ausschließen. «Wenn ich der Manager wäre und an seine Erfahrung denke, würde ich ihn – zu diesem Zeitpunkt – sogar nehmen.»
So weit hätte es der Hersteller aus Noale aber nicht kommen lassen dürfen, findet Pernat: «Ich glaube, dass sie schon eine Entscheidung hätten treffen müssen. In einem guten Monat beginnen die Tests, du kannst frei testen, hast aber keinen, der testen geht… Wir haben bald Februar», gab er zu bedenken.
«Ich hätte Alex De Angelis genommen. Er ist einer, der nicht langsam ist, er war in der MotoGP und hat auch Ergebnisse gebracht. Er wäre der ideale Tester für Aprilia. Da müssten sie eigentlich von alleine drauf kommen», konnte sich das Manager-Urgestein nicht verkneifen.
Zur Situation von Andrea Dovizioso äußerte sich Pernat ebenfalls. Denn dessen Manager Simone Battistella zeigte sich zuletzt doch auch für einzelne Einsätze als Márquez-Ersatz offen.
«Ein Manager wirft immer die Angel aus, um zu sehen, ob einer anbeißt. Das ist das, was jetzt Battistella macht. Weil Honda vielleicht die einzig verbliebene Möglichkeit ist. Aber das scheint mir ein nur schwer umsetzbarer Weg», grübelte der MotoGP-Insider. «Andrea bei Aprilia zu sehen wäre faszinierend – ein italienischer Fahrer, der ein italienisches Werk auf Spur bringt. Aber dort fehlen die Ressourcen, Andrea geht da nicht für 1,5 Millionen Euro hin. Wenn er das machen würde, dann nur mit einer beträchtlichen Gage. Sonst bleibt er zu Hause.»