Wie Francesco Guidotti (KTM) seine neue Aufgabe sieht
Verstehen sich gut: Francesco Guidotti und Pit Beirer
Was bewog Francesco Guidotti dazu, ein neues Kapitel in seiner beruflichen Laufbahn aufzuschlagen? Immerhin feierte er mit Pramac im Vorjahr dank Jorge Martin den ersten MotoGP-Sieg des Ducati-Kundenteams. «Ich ließ etwas zurück, wo ich einen großen Beitrag in der Entwicklung geleistet hatte. Es war eine schwere Entscheidung, aber in ein Werksteam zurückzukehren ist einfach etwas Besonders», erklärte der Italiener.
Guidotti weiter: «Für jemanden wie mich, mit so einer großen Leidenschaft für den Motorsport, ist es eine ganz andere Atmosphäre. Man ist mehr in die technische Entwicklung eingebunden und in all die Bereiche, die zum finalen Ergebnis auf der Rennstrecke beitragen. Ich verließ Pramac nicht, weil dort etwas nicht gestimmt hätte. Es war für mich persönlich aus beruflicher Sicht einfach eine neue Herausforderung, etwas sehr Besonderes. Vor Pramac war ich immer in Werksteams tätig, bei Aprilia und bei KTM. Wieder in ein Werksteam zurückzukehren war etwas, das mir gefehlt hat. Und das war die beste Gelegenheit, die sich mir hätte bieten können.»
Zur Erinnerung: Francesco Guidotti fungierte schon von 2006 bis 2009 vier Jahre als Teammanager beim Red Bull-KTM-Werksteam in den Klassen 125 und 250 ccm.
KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer erklärte zur Verpflichtung von Francesco Guidotti, dass er in seiner Rolle als Teammanager den Fokus der gesamten Mannschaft darauf richten soll, an den Rennwochenenden das Maximum aus den Fahrern und der Bike-Performance zu holen («das Rennteam soll Rennfahren»).
Guidotti ergänzte auf die Erwartungen seines neuen Arbeitgebers angesprochen: «Sie wollen, dass ich alles zusammenhalte. Die Gruppe ist groß, wir sind mehr als 40 Leute. Wir müssen den zwei Fahrern den maximalen Support bieten und Tech3 helfen, damit sich die zwei Rookies entwickeln. Es ist ein riesiges Projekt und sie brauchen einen, der alles – oder mehr alle – zusammenhält. Wir reisen viel, jeder hat seine persönlichen Probleme und unter Druck kann das schwierig werden. Es braucht also eine Person, die dafür sorgt, dass alle entspannt sind und sich wohl fühlen; dass die richtige Atmosphäre herrscht, damit man sich auf die Sessions und das Rennen konzentrieren kann; dass die Fahrer auf ihre Ziele fokussiert bleiben, das ist wichtig. Hauptsächlich bin ich dafür da.»
«Es ist natürlich nicht nur die menschliche Seite, sondern auch die sportliche. Ein Sporting Manager – nicht nur ein Psychologe», fasste «Feel-Good-Manager» Guidotti schmunzelnd zusammen.
Der Italiener ist auf dem Papier zwar genauso wie zuletzt bei Pramac der Teammanager, in der Praxis sind die zwei Posten aber nicht vergleichbar. «Das wusste ich vorher, ich hatte ja schon die Erfahrung in einem Werksteam gemacht», bestätigte Guidotti. «Es ist klar, dass ein Werksteam von der Struktur her komplett anders ist als ein Satellitenteam. Damit ist auch klar, dass der Aktionsradius größer ist, aber auch die Unterstützung vom Werk ist viel größer. Einerseits gibt es viel mehr Dinge zu tun, auf der anderen Seite sind es aber auch weniger. Ich kümmere mich nicht mehr um die kleinen Details, sondern konzentriere mich mehr auf die Makrobereiche. Und dann gibt es in den verschiedenen Abteilungen die Leute, die das umsetzen, was wir angehen. Der Unterschied ist also sehr groß. Es gibt aber auch viele Berührungspunkte.»
Bei seinem vielfältigen Aufgabenbereich stellt sich natürlich die Frage nach dem Hauptaugenmerk von Guidotti: «Priorität hat das Werksteam. Die Priorität besteht darin, das Beste aus den zwei Werksfahrern herauszuholen. Das bedeutet aber nicht, dass ich alles andere vergessen kann. Um das zu schaffen, muss man auf viele Dinge achten», weiß der neue Red Bull-KTM-Teammanager.