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Fahrer fürchten: Langeweile wegen Reifendruck-Limit

Von Nora Lantschner
Das Dilemma: Mit welchem Reifendruck fahren die MotoGP-Stars los?

Das Dilemma: Mit welchem Reifendruck fahren die MotoGP-Stars los?

Nach fünf Grand Prix ist noch immer unklar, ob und wann das Unterschreiten des vorgeschriebenen Mindestdrucks im Vorderreifen auch tatsächlich bestraft wird. Das sagen die MotoGP-Asse zum Thema.

In der MotoGP-Saison 2023 werden die Reifendrücke in den Vorderreifen erstmals mit Einheits-Sensoren von LDL überwacht. Ursprünglich hätten bereits nach drei Grand Prix drastische Strafen gegen die Fahrer verhängt werden sollen, die das von Michelin empfohlene Mindestlimit von 1,9 bar nicht einhalten.

Denn der französische Reifenlieferant ist überzeugt, das Unterschreiten des Limits könnte die Haltbarkeit des Reifens gefährden. Andrerseits bedeutet weniger Druck mehr Grip, außerdem können und wollen die Teams nicht mit zu hohem Druck starten, weil die Reifentemperatur und damit der Luftdruck im Vorderreifen im Pulk schnell ansteigen.

In der Praxis erwies sich die Umsetzung dieser Vorschrift daher als kompliziert, die Einführung etwaiger Strafen wurde bereits mehrmals verschoben. Einen fixen Termin nennt mittlerweile keiner mehr. Viele Fahrer sind froh darüber. «Solange sie es weiter verschieben, ist das großartig», meinte etwa Yamaha-Star Fabio Quartararo auf die Thematik angesprochen.

Der zweifache Saisonsieger Marco Bezzecchi (Mooney VR46 Racing) machte seinen Standpunkt noch deutlicher: «Ich würde es bevorzugen, dass diese Regel nicht in Kraft tritt, weil es manchmal ein bisschen zu gefährlich ist.»

WM-Leader Pecco Bagnaia stimmte seinem Ducati-Markenkollegen zu und erklärte dazu: «Bei Bedingungen wie in Jerez, wo du den Vorderreifen stark belasten musst und die Temperaturen hoch sind, ist es unmöglich zu fahren, wenn man mit dem Limit beginnt, das sie vorschreiben. Steigt der Druck an, beginnt das Motorrad, sich stark zu bewegen, und man riskiert viel mehr als mit dem ‚normalen‘ Druck.»

«Es wird riskanter werden – und es wird langweiliger werden», sprach der WM-Leader einen weiteren Aspekt an. «Wenn man sich zum Beispiel mein Rennen in Argentinien anschaut, als mein Reifendruck so anstieg, dass es unmöglich war, jemanden zu überholen. Diese Regel ist für die Sicherheit und für die Leute, die zuschauen, nicht richtig», fasste Pecco seinen Standpunkt zusammen.

Maverick Viñales gab zu bedenken: «Es ist so kompliziert und für die Teams sehr schwierig zu kontrollieren, vor allem weil es im Rennen einen Spielraum von vielleicht 0,5 bar geben kann – abhängig davon, ob du dicht hinter einem anderen Fahrer liegst oder alleine fährst. Dann stellt man sich vor, wie die Teams diese Unterschiede kontrollieren sollen.»

Der Aprilia-Werksfahrer nannte auch ein Beispiel aus der laufenden Saison: «In Austin habe ich im ersten Rennen einen sehr hohen Reifendruck erreicht. Im zweiten Rennen bin ich mit dem exakt selben Druck losgefahren, habe dann aber einen ganz anderen Reifendruck erreicht. Ich glaube, diese Regel wird für alle Teams sehr kompliziert.»

«Es ist sehr schwierig, einen Kompromiss zu finden. Im Rennen in Austin wären zum Beispiel alle Fahrer mit dem Reifendruck im roten Bereich gewesen», weiß Austin-Sieger Alex Rins. «Was aber auch nicht gut und nicht akzeptabel ist: Wenn gesagt wird, dass die Regel für Jerez oder Le Mans oder welchen Grand Prix auch immer in Kraft tritt, dann müsste es auch so sein. Theoretisch hätte es in Jerez beginnen sollen, ich weiß nicht, warum es verschoben wurde. Entweder sie lassen die Regel weg oder sie setzen sie durch», forderte der LCR-Honda-Neuzugang die Entscheidungsträger auf.

VR46-Ducati-Pilot Luca Marini hat keinen Zweifel, welche Option die bessere wäre: «Diese Regel ist nicht richtig. Denn du bist nicht schneller, wenn du einen niedrigeren Druck wählst. Es geht hier nicht um die Performance, es geht um unsere Sicherheit. Wenn der Reifendruck zu sehr ansteigt, ist es ein Leichtes zu stürzen, das ist sehr gefährlich. Du kannst aber auch nicht kontrollieren, ob du im Rennen von einem Fahrer überholt wirst oder alleine fahren wirst.»

«Ich weiß nicht, warum das Limit so angesetzt wurde. Denn es ist kein Problem, wenn du darunter bleibst: Das Motorrad funktioniert sehr gut, der Reifen macht nichts Merkwürdiges, es ist einfach nur sicherer. Wenn du dagegen 2,0 oder 2,1 bar überschreitest, ist es einfach zu stürzen und für uns zu gefährlich. Es ist dann auch unmöglich, eine Show zu bieten, weil du keinen Fahrer überholen kannst, wenn du 2,0 bar überschritten hast. Dann kannst du nur noch abwarten und versuchen, nicht zu stürzen.»

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