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Alex Hofmann: «Meine Reihenfolge»

Von Werner Jessner
Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Alex Hofmann, MotoGP-Experte von ServusTV, analysiert den ersten Test-Tag. Welcher Hersteller steht wo, welche Innovationen werden wir sehen, und welche Fahrer haben ihn beeindruckt?
Welche Trends kann man aus den Tests rauslesen?

 

«Yamaha und Honda hatten heute einen Vorteil, weil sie beim Shakedown-Test bereits mit ihren Stammfahrern testen durften. Dieser Unterschied wird sich in den kommenden zwei Tagen nivellieren. Zusätzlich liegt Sepang der Yamaha traditionell gut. Auch diesen Faktor sollte man berücksichtigen. Dass ein Jorge Martín gleich am ersten Tag so grimmig Gas gibt, überrascht mich nicht. Dass Pedro Acosta gleich so vorn mitfährt, ist eine unglaubliche Leistung, selbst wenn er drei Test-Vorsprung auf der Strecke hat. Das ist schon verdammt beeindruckend.»

 

Hast du das neue Heck von Aprilia genauer angesehen? Hier soll der Auspuff die Wirkung der Aerodynamik zusätzlich unterstützen wie früher in der Formel 1…

 

«Sie haben mehrere Konzepte an die Strecke gebracht. Bei Aprilia ist mit Marco de Luca ein sehr gewiefter Aerodynamiker mit Ferrari-Formel-1-Erfahrung am Werk. Allein dass sie mit dem Aero-Rake die Luftströmung messen! Bis 2026 werden wir noch einiges an Wahnsinn erleben. Grundvoraussetzung für massiven Einsatz von Sidepods und Co: Du brauchst einen Motor, der eigentlich zu stark ist – so wie ihn Ducati hat. Wenn du also Probleme hast, den Leistungsüberfluss überhaupt zu Boden zu bringen. Und das spricht halt nicht für Yamaha im Moment. Würden sie massive Flügel ans Bike schrauben, würden sie auf den Geraden noch mehr zum Opfer werden.»

 

Honda muss hingegen offensichtlich Motoren sparen.

 

«Die geben gerade Gas in der Entwicklung. Und wie immer in solchen Fällen ist die Frage, wie ich die neuen Teile herkriege. Auch andere Hersteller mussten in der Vergangenheit erkennen, wie schwierig es ist, vier Motorräder auf demselben technischen Niveau hinzustellen. Im Prototypen-Bereich trifft das selbst einen Giganten wie Honda. Und es ist unglaublich teuer. Da willst du 100% sicher sein, dass es funktioniert, bevor du sechs, sieben, acht Stück von etwas produzieren lässt.»

 

Wird die für morgen angekündigte Ducati-Verkleidung der Game-Changer der Saison 2024 sein?

 

«Die Grundzüge haben wir schon bei Pirro gesehen. Die Idee ist ähnlich wie bei Aprilia mit ihrem Batmobil-Heck: Man will die kleinen Luftverwirbelungen hinten bereinigen. Ich gehe davon aus, dass alle Aerodynamiker ähnliche Ideen haben und wir etwas sehen werden, das nicht so weit entfernt ist von dem, was wir bei Ducati, Aprilia und KTM bereits gesehen haben – aber ich lasse mich gern überraschen.»

 

Wie einfach kann man revolutionäre Ideen im Bereich der Aero heutzutage überhaupt in sein bestehendes Konzept integrieren?

 

«Das Thema ist superkomplex. Schon das grundsätzliche Setup eines Zweirads ist nicht so simpel, wie wir wissen. Änderst du ein Detail, musst du den gesamten Rest darauf abstimmen. Es ist meist nicht damit getan, eine härtere Feder reinzuschrauben, weil die Flügel stärker drücken. Dazu kommt, dass jeder Fahrer eine andere Körperhaltung und einen eigenen Fahrstil hat. Inzwischen sind wir so weit, dass unterschiedliche Leder- und Helmhersteller einen Einfluss auf die Aerodynamik haben. Weil das Thema so ausufert, haben jene Hersteller Vorteile, die im Test-Team gut aufgestellt sind. Siehe KTM mit Pedrosa, Pol Espargaró und Jonas Folger. KTM kann inzwischen sicher sein, dass funktioniert, was diese Jungs ausgetestet haben.»

 

Arg, welche Faktoren man mittlerweile berücksichtigen muss.

 

«Wir dachten vor 20 Jahren schon, dass MotoGP kompliziert sei. Aus heutiger Sicht ist es ein Witz, was mir in meiner aktiven Zeit gemacht haben.»

 

Wie sieht also deine Hackordnung nach dem heutigen Tag aus?

 

«Dass bei KTM alle Fahrer schnell waren ­– inklusive Rookie Acosta – zeigt, dass das Motorrad funktioniert. Viele Hersteller haben es in der Vergangenheit geschafft, nur einem einzigen Fahrer ein Bike nach seinem Geschmack hinzustellen. Das scheint KTM schon mal besser zu machen. Ändert natürlich nix daran, dass Ducati die Benchmark bleibt. Pecco und Marc haben sich heute sehr zurückgehalten und waren trotzdem keine Welten von der Spitze weg. Marc wird den anderen Fahrern relativ schnell Kopfschmerzen bereiten. Hinter Ducati könnte sich der Trend aus dem Vorjahr fortsetzen, wonach KTM erster Verfolger ist. Aprilia schätze ich als Box Pralinen ein: Je nach Strecke ist was Tolles drin, aber es fehlt noch die Konstanz. Für mich sind die Jungs aus Noale trotzdem absolute Sympathieträger. Bei Honda und Yamaha muss man noch abwarten, wie schnell das alles im Rennbetrieb Früchte trägt. Ich sehe das noch schwierig. Auf eine Runde okay: Da sind alle knapp beisammen. Im Stress eines Renn-Wochenendes zeigt sich dann, wer das stärkste Paket hat.»

 

 

 

MotoGP-Test Sepang, Dienstag (6. Februar):

1. Martin, Ducati, 1:57,951 min
2. Acosta, KTM, + 0,269 sec
3. Quartararo, Yamaha, + 0,277
4. Di Giannantonio, Ducati, + 0,374
5. Bastianini, Ducati, + 0,406
6. Viñales, Aprilia, + 0,519
7. Alex Márquez, Ducati, + 0,591
8. Bezzecchi, Ducati, + 0,654
9. Marc Márquez, Ducati, + 0,670
10. Zarco, Honda, + 0,719
11. Rins, Yamaha, + 0,765
12. Binder, KTM, + 0,773
13. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,787
14. Mir, Honda, + 0,790
15. Oliveira, Aprilia, + 0,799
16. Bagnaia, Ducati, + 0,862
17. Marini, Honda, + 1,018
18. Miller, KTM, + 1,097
19. Crutchlow, Yamaha, + 1,186
20. Nakagami, Honda, + 1,261
21. Augusto Fernández, KTM, + 1,592
22. Raúl Fernández, Aprilia, + 2,169
23. Pirro, Ducati, + 2,451

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