Rückschritt: Ducati Corse bremst die GP23-Piloten ein
Der Motorschaden an der Maschine von Marc Marquez in Mandalika vor sechs Tagen hat zu einer radikalen Reaktion der Rennabteilung aus Borgo Panigale, der berühmten Reparto Corse, geführt. In Motegi wurde bei allen vier Desmosedici des Jahres 2023 ein Bauteil aus dem Motorrad «entfernt». Eine Komponente, die nach Aussagen der betroffenen Fahrer einen merklichen Rückschritt in der Leistung der 2023er Ducati darstellt.
Bei dem fraglichen Bauteil handelt es sich um eine Variante des Schwungrads, das bei den Ducati-Motorrädern auf der linken Seite des Motors montiert wird und einst zu den bestgehüteten Geheimnissen des italienischen Herstellers gehörte. Es wurde erklärt, dass die Ducati des Jahrgangs 2023 mit einem sehr schweren Schwungrad ausgestattet ist. Dadurch spricht der Motor etwas langsamer an, was die Traktion verbessert. Der Nachteil entsteht jedoch beim Herunterschalten: Das schwerere Schwungrad schiebt weiter, verschiebt die Balance und beeinträchtigt damit auch die Kurvenfahrt.
Um den Fahrern mit den 23er-Maschinen zu helfen, wurde in Assen ein leichteres Schwungrad eingebaut. Marco Bezzecchi, der mit Spinning und dem Rutschen des Hinterrads zu kämpfen hatte, profitierte wahrscheinlich am meisten von dieser Änderung, die zu einer sofortigen Verbesserung seiner Resultate führte.
«Für mich hatte die Nachrüstaktion nur Vorteile. Jetzt ist das bessere Gefühl wieder verschwunden», sagte Marco Bezzecchi. Der Italiener weiter: «Jetzt ist alles wieder schlechter, das macht die Sache für mich schwieriger. Wenn es wenig Grip gibt, läuft es etwas besser, aber wenn die Strecke guten Grip hat, wie hier in Motegi, dann stoppt das Motorrad nicht, es will nicht mehr so gut abbiegen. Kurz gesagt, es tut nichts von dem, was ich gerne hätte.»
Bezzecchis Teamkollege Fabio Di Giannantonio gab ebenfalls zu, enttäuscht zu sein. «Als ich davon hörte, dachte ich darüber nach, mich lieber jetzt sofort an der Schulter operieren zu lassen, anstatt wie geplant am Ende der Saison.»
Marc Marquez, ein weiterer Betroffener, verschwendet wie immer keine Zeit mit Dingen, die er nicht ändern kann. «Es stimmt, dass es eine große Veränderung im Vergleich zu Mandalika ist, also im Vergleich zu dem Motorrad von vor sieben Tagen. Ja, der Rückbau hat große Auswirkungen auf mein Fahrverhalten, aber es hat keinen Sinn, sich zu beschweren; man hat keine andere Wahl, als sich dem anzupassen, was da ist.»
Und was hat Ducati dazu zu sagen? Gigi Dall'Igna wollte sich auf Nachfrage nicht offiziell zu dieser Angelegenheit äußern. Die Aussagen wurden aber auch nicht dementiert.
Wie fast immer, wenn man einen Teil des Motorrads verbessert, wird dafür etwas anderes geopfert, so der ewige Refrain des Rennsports. Und in diesem Fall erhöht das schnellere Ansprechverhalten des Motors, das Ergebnis des leichteren Schwungrads, die lineare Geschwindigkeit des Kolbens. Und wenn man die maximale lineare Kolbengeschwindigkeit beim Beschleunigen im Leerlauf oder mit dem Hinterrad in der Luft erreicht, steigt die Wahrscheinlichkeit eines kapitalen Motorschadens, wie ihn «MM93» in Indonesien erleben musste.
Deshalb hatten Dall'Igna und seine Ingenieure einen klaren Plan. Innerhalb von fünf Tagen, so lange dauerte es von Mandalika nach Motegi, kehrten sie zu der ursprünglichen Spezifikation zurück. Alle Piloten der Desmosedici 2023 gingen in Motegi wieder mit jener Variante auf die Piste, mit der sie im März beim Saisonauftakt in Katar an den Start gegangen waren.
Ein Rückschritt, der im Resultat Athleten mit Ausnahme von Marc Marquez betraf, der mit zwei Podiumsplätzen aus Motegi auf der Heimreise ist. Natürlich stellt sich automatisch die Frage, ob er mit dem leichten Schwungrad mehr hätte erreichen können. Aber Marquez beklagte sich nicht. Spaniens MotoGP-Star weiß genau, dass seine Chance im nächsten Jahr kommen wird.