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Pramac: Borsoi über das große Kennenlernen mit Yamaha

Von Thomas Kuttruf
Zwanzig Jahre Zusammenarbeit wurden am vergangenen Sonntag mit dem MotoGP-WM-Titel für Pramac-Ducati gekrönt. Teammanager Gino Borsoi über eine extreme Zeit und das beeindruckende Andockmanöver von Yamaha Racing.

Die vergangenen Tage waren für das Team Pramac Racing nicht nur besonders arbeitsintensiv, das MotoGP-Finale brachte der gesamten Mannschaft eine Überdosis Emotionen. Zunächst war es Pecco Bagnaia gelungen, die Titelentscheidung auf das allerletzte Rennen am Sonntag zu vertagen. Trotz großem Vorsprung und haushoher Favoritenrolle waberte die Ungewissheit über dem Circuit de Catalunya.

Nach der Zieldurchfahrt am Sonntag hatte sich der große Druck bei Pramac dann in einem riesigen Jubelsturm entladen. Dabei stand quasi gleichzeitig die Verabschiedung des Weltmeisters auf dem Programm. Nach drei intensiven Jahren und zwei Weltmeisterschaften (2023 gelang Pramac die Krönung als Team) stempelte der «Martinator» nach einer Salve an Danksagungen aus – und bei Aprilia ein.

Bei allem Sportsgeist – ohne Frage knabbert Pramac Racing am Verlust des besten Piloten 2024. Die dritte Welle an Eindrücken ergoss sich über das Team dann im Laufe des Montags, als binnen eines Arbeitstages eine über 20 Jahren gewachsene Verbindung in einen Neustart mit Yamaha umdekoriert wurde.

Als Krönung hieß man am selben Tag noch zwei Fahrer in der Box willkommen. Miguel Oliveira und Jack Miller heißen die beiden neuen Pramac-Racer. Während der Portugiese ungebunden andockte und frei über Tag 1 auf der Yamaha plauderte, war der offiziell noch unter KTM-Vertrag stehende Aussie Miller mit Maulkorb unterwegs.

Gleiches gilt interessanterweise auch für die Teamkonstellation. Per Vertrag sind Pramac und Ducati bis Stichtag 31.12. geschäftliche Partner. Entsprechende Klauseln verbieten die mediale Vergleichsschlacht.

Pramac-Manager Gino Borsoi, der Jorge Martin bei der erfolgreichen Titeljagd eng unterstützte,  konnte aber gar nicht anders als seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen: «Wir sind immer noch durch und durch glücklich über das, was am Sonntag passiert ist. Es hat alles auf den Punkt gebracht und uns befreit. Wir haben ein langen Weg hinter uns, der von so vielen Höhepunkten geprägt  war– jetzt können wir zusammen sagen: Wir haben es geschafft.»

Angesprochen auf die Situation einen Tag nach dem Titelgewinn sagte Borsoi, der sich neben dem MotoGP-Team auch um die komplette Restrukturierung der Moto2-Mannschaft kümmert: «Wir haben eine unfassbare Dynamik erlebt, auf beiden Seiten. Unsere Mannschaft und das Team von Yamaha ist mit sehr großer Motivation aber auch sehr viel Respekt aufeinander zugegangen. Es war ein immenser Arbeitstag um alles startklar zu machen für den Dienstag aber wir haben es gemeinsam in guter Stimmung und ohne Hektik geschafft.»

Einen großen Verdienst am reibungslosen Auftakt hatte der Hersteller aus Japan. Yamaha Racing  hatte nicht nur pünktlich vier komplett neue M1 in die Pramac-Box gerollt, sondern auch ein Heer an Technikern aufgeboten, um die Pramac-Mannschaft nicht nur mit Ratschlägen zu unterstützen. 

Eine nette Anekdote: Beim GP-Finale wurden die Teams so aufgestellt, dass Pramac Racing zwischen der Ducati- und der Yamaha-Werksmannschaft parkte. Was in der Praxis bedeutete – nach dem Finale wurde die GP24 von Martin und Morbidelli nach links weggeschoben, während die Yamaha M1 für Olivera und Miller von rechts einzogen.

Gino Borsoi zeigte sich nach dem ersten gemeinsamen Arbeitstag mit Action auf der Piste überwältigt: «Ein Meilenstein, der sich nur schwer in Worten fassen lässt.» Vergleichbar mit dem ersten Schultag sagte der Teammanager: «Es war ein einziges großes Kennenlernen. Wir reden von einer beeindruckenden Struktur, die jetzt lernen muss, zusammenzuarbeiten. Der Barcelona-Test drehte sich in Wahrheit nur darum, Verbindungen herzustellen.»

Dass die beiden Piloten auf der Piste dabei über 130 Runden abspulten, schien Nebensache: «Wir haben ehrlicherweise die Rundenzeiten gar nicht beachtet. Es ging darum, einen Rhythmus für die Abläufe zu finden.»

Es war unübersehbar – Yamaha geht das Thema MotoGP 2025 mit größtem Eifer und einer beeindruckenden Belegschaft an. Da die beiden etablierten Stammpiloten Fabio Quartararo und Alex Rins am Dienstag je drei Basismotorräder zur Verfügung hatten, waren beim Test nicht weniger als zehn Fahrzeuge mit vier Piloten im Einsatz.

Gino Borsoi: «Ich bin positiv erschlagen von den ersten Eindrücken. Überall waren neue Leute – und am Ende hat alles funktioniert. Und jetzt – brauche ich mindestens eine Woche Urlaub.»

Ergebnisse MotoGP-Test Barcelona (19. November):

1. Alex Márquez (E), Ducati, 1:38,803 min
2. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,396 sec
3. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,595
4. Marc Márquez (E), Ducati, +0,651
5. Raúl Fernández (E), Aprilia, +0,668
6. Brad Binder (ZA), KTM, +0,705
7. Franco Morbidelli (I), Ducati, +0,762
8. Alex Rins (E), Yamaha, +0,765
9. Pedro Acosta (E), KTM, +0,768
10. Johann Zarco (F), Honda, +0,813
11. Jorge Martín (E), Aprilia, +1,056
12. Maverick Viñales (E), KTM, +1,084
13. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +1,192
14. Aleix Espargaró (E), Honda, +1,204
15. Joan Mir (E), Honda, +1,267
16. Enea Bastianini (I), KTM, +1,279
17. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +1,335
18. Luca Marini (I), Honda, +1,429
19. Michele Pirro (I), Ducati, +1,683
20. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +1,761
21. Ai Ogura (J), Aprilia, +2,143
22. Jack Miller (AUS), Yamaha, +2,222
23. Somkiat Chantra (TH), Honda, +2,492
24. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +8,793

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