Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Andrea Dovizioso: «Müssen Rückstand reduzieren»

Von Günther Wiesinger
Das Ducati-Duo Hayden und Dovizioso

Das Ducati-Duo Hayden und Dovizioso

Andrea Dovizioso weiss, dass bei Ducati Aufholbedarf besteht. Aber er hat ein klares Konzept: «Arbeit. Arbeit. Arbeit.»

Andrea Dovizioso (26) spricht von einem Langzeitprojekt, wenn er seine Ziele mit dem Marlboro-Ducati-Werksteam zum Thema macht. «Ich habe die Ducati beim Valencia-Test nach dem GP-Finale in Valencia kaum im Trockenen fahren können. Deshalb kann ich bisher über die Desmosedici kein Urteil abgeben und auch den Technikern keine Richtung für die Weitentwicklung vorgeben», erzählte Dovizioso bei seiner ersten Pressekonferenz in Ducati-Farben in Madonna di Campiglio.

Und Ende November bei den Ducati-Tests in Jerez war der WM-Vierte verletzt. «Als ich erstmals auf der Geraden heftig gebremst habe, hat mein Rücken total blockiert. Es gab eine kleine Fraktur zwischen den Rückenwirbeln C5 und C6. Die Schmerzen waren unerträglich, ausserdem konnte ich mich tagelang kaum bewegen», schilderte Dovi. «Ich habe mich behandeln lassen und Medikamente genommen. Aber ich hatte eine kleine Fraktur und eine Entzündung, die nicht in kurzer Zeit wegzukriegen waren. Vorher bin ich die Monza-Rallye gefahren, da waren die Schmerzen erträglich. Auch beim Simoncelli-Gedächtnisrennen in Latina bei Rom ging es mit dem Supermoto-Motorrad einigermassen, weil man auf diesem Bike aufrechter sitzt. In Jerez war es hoffnungslos. Inzwischen habe ich nur noch leichte Schmerzen. Ich bin noch nicht hundertprozentig fit, hoffe aber, dass mich dieses Problem nicht mehr beeinträchtigt.»

Klares Bild erst nach den Sepang-Tests

Dovizioso sagt über die Ducati GP12 bisher nur, dass sie einfacher zu handhaben ist als befürchtet. «Mein erster Eindruck war gut. Aber wie gesagt: Ich kann erst nach den drei Tagen in Sepang im Februar wirklich ein aussagekräftiges Urteil abgeben. Bisher bin ich auf trockener Fahrbahn praktisch nicht gefahren. Schade. Deshalb haben wir für die ersten Tests auch nur jenes Motorrad, das auch im Herbst 2012 im Renneinsatz war. Aber dieses Projekt erstreckt sich für mich über zwei Jahre. Und wenn wir nach den sechs Tagen in Malaysia eine klare Vorstellung haben, in welche Richtung wir weiterentwickeln müssen, werden bald Verbesserungen sichtbar sein. Meine Erwartungen für die ersten ein, zwei oder drei Rennen sind nicht übertrieben hoch. Ich weiss auch, dass wir bei den Rennen in diesem Jahr am Freitag und Samstag immer wieder neues Material testen müssen. Das ist nicht der Idealzustand, lässt sich aber in unserer Situation nicht vermeiden. Aber ich bin zuversichtlich. Denn ich bin überzeugt, bei Ducati sind alle Elemente vorhanden, die für den Erfolg nötig sind. Wir werden bald näher an die Spitze heranrücken und den Rückstand reduzieren. Oder ganz zum Verschwinden bringen; das wäre uns noch lieber.»

«Dovi» hatte den Traum, für 2013 vom privaten Tech3-Team ins Yamaha-Werksteam zu wechseln. Dort wurde ihm jedoch Valentino Rossi vorgezogen. Also wurde er dessen Nachfolger bei Ducati. «Früher wäre es schwierig gewesen, in so einem Team die Nachfolge von Valentino anzutreten. Weil er überall sehr viel gewonnen hat», weiss Dovizioso. «Aber seine beiden Jahre mit Ducati waren desaströs. Deshalb habe ich jetzt keine Bedenken.»

Dovizioso lobt Arbeitsweise von Gobmeier

Dovizioso hat bei 186 MotoGP-Rennen nur einen Sieg (Donington im Regen, 2009) errungen. Aber er traut sich zu, das Ducati-Team 2013 einen Schritt weiter nach vorne bringen. «Über Siege oder den WM-Titel will ich jetzt nicht sprechen. Aber ich habe jetzt wieder ein Werksteam hinter mir. Ich habe auch mit dem neuen Rennchef Gobmeier gesprochen und mich mit ihm zum Abendessen getroffen. Er wirkt sehr ruhig, er ist intelligent, er wird eine neue Arbeitsweise einführen und mehr mit Methode an die Aufgabe herangehen. Ich mag seine Herangehensweise. Er ist sehr entschlossen und fokussiert. Wir werden gemeinsam beratschlagen, wie wir Ducati wieder zum Erfolg zurückführen können.»

«Dovi» macht kein Geheimnis daraus, dass er von Gobmeiers Vorgänger Ing. Filippo Preziosi zum Wechsel überredet wurde. Jetzt wurde Preziosi in die Entwicklung für die Strassenmotorräder strafversetzt. Dovizioso lässt sich deshalb nicht aus der Fassung bringen. «Filippo ist immer noch bei Ducati. Ich kann mich jederzeit mit ihm unterhalten. Und man sollte nicht behaupten, alles was in den letzten Jahren bei Ducati schiefgelaufen ist, muss Filippo verantworten. Es waren Ducati-Ideen», nimmt der Italiener seinen Landsmann in Schutz.

Bisher ist Dovizioso in der MotoGP-WM nur auf Honda (2008 bis 2011) und Yamaha (2012) gefahren, er war im Repsol-Honda-Team neben Casey Stoner und Dani Pedrosa, hat aber nie deren Brillanz erreicht. Er weiss, dass er mit weniger Talent gesegnet ist als die Superstars, zu denen auch Lorenzo, Rossi und Márquez zählen. «Mein Rezept heisst Arbeit, Arbeit, Arbeit», betont der Ducati-Neuzugang. «Und wir werden bei den Roten nicht die japanischen Hersteller kopieren. Denn dann bist zu immer technisch im Rückstand. Wir müssen uns auf die Stärken von Ducati besinnen und die Japaner mit unseren eigenen Mitteln besiegen. Nach den nächsten Tests werde ich eine Ahnung davon haben, in welchen Bereichen wir uns technisch verstärken müssen.»



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