Mega-Aufgabe: Fernandez vor Yamaha-Premiere in Sepang
Nach zwei Jahren auf der KTM RC16 der französischen Tech3-Mannschaft verlor der Moto2-Weltmeister von 2022 Augusto Fernandez am Ende der vergangenen Saison seinen Posten als Stammpilot im MotoGP-Fahrerlager.
Der Wechsel ins Yamaha-Lager in der Rolle als offizieller Testfahrer blieb für den Spanier die beste Ausweichmöglichkeit. Denn mit jetzt vier offiziellen M1-Rennern scheint eine Rückkehr in die erste Garde alles andere als ausgeschlossen. Mit 27 Jahren darf der fraglos fähige Fernandez noch träumen. Realität ist bereits die Zusage seines neuen Arbeitgebers für die maximal mögliche Anzahl von sechs Wildcard-Einsätzen. Plus: Fernandez ist ebenfalls aufgeboten als offizieller Ersatzfahrer.
Priorität 1 ist aber die Aufgabe als Testpilot für das Yamaha-Werk. Ursprüngliche Idee war es, ab 2025 ein Duo mit Cal Crutchlow und Augusto Fernandez zu bilden sowie Andrea Dovizioso für Sonderaufgaben hinzuzuziehen. Doch stand heute kommt das Wunschschema nicht zum Einsatz, wie Yamaha-Teammanager Massimo Meregalli gegenüber GPOne erklärte.
Entscheidender Punkt bleibt die Nicht-Einsatzfähigkeit der britischen Test-Instanz Crutchlow. Meregalli: «Die Situation mit Cal bleibt ein wenig kompliziert. Die Infektion in seiner Hand heilt zwar, aber nur sehr langsam. Sicher ist auch, wenn er wieder testet, wird er zunächst wieder trainieren müssen – er saß jetzt sehr lange nicht mehr auf einem Rennmotorrad.»
Dass der routinierte Ex-Stammfahrer – Crutchlow bestritt MotoGP-Rennen für Yamaha, Ducati und Honda – bei dem sehr wichtigen Test in Sepang als Unterstützer für den noch komplett unerfahrenen Fernandez auftritt, scheint ausgeschlossen.
Massimo Meregalli zur angepassten Strategie der Testabteilung: «Cal hatte uns bereits informiert, dass 2025 sein letztes Jahr als Testfahrer sein werde. Wir haben daraufhin unsere Pläne angepasst und die anstehenden Testaufgaben in zwei Bereiche aufgetrennt. Die Funktionstests sollen in Japan, die Performance-Tests in Europa mit Augusto stattfinden.»
Wie Meregalli betont, soll Routinier Crutchlow den jungen Tester zunächst als eine Art Mentor betreuen: «Cal hat die Aufgabe, Augusto noch genauer zu vermitteln, was es heißt, zwischen Renn- und Testaufgaben zu unterscheiden.»
Und die Rolle des eng mit Technik-Chef Massimo Bartolini vertrauten Andrea Dovizioso? Meregalli: «Andrea war uns bereits eine große Hilfe. Er steht eigentlich immer für uns zur Verfügung, wenn wir ihn brauchen. Auf der anderen Seite können wir ihm aktuell nicht die Rolle anbieten, die für ihn perfekt wäre. Ich kann aber bestätigen, dass es großes Interesse an seiner Einbindung gibt. Möglich ist außerdem, dass er, sollte sich die Genesung von Cal weiter verzögern, weitere Tests als sein Einsatz bestreitet. »
Die Aufgabe des jungen Spaniers als oberster Performance-Tester mit sechsfacher Rennmission ist auch deshalb immens, weil Yamaha seit den strukturellen Änderungen enorm an Entwicklungstempo zugelegt hat. Mit immer neuen, auch in Europa entwickelten Leistungsteilen und den nahezu unbeschränkten Testmöglichkeiten von Yamaha im letzten der vier Concessions-Ränge dürfte die Rolle des Augusto Fernandez extrem ausfüllend sein.
Hinzu kommt: Yamaha entwickelt einen neuen Antrieb mit Vierzylinder in V-Konfiguration. Derzeit befindet sich das neue Aggregat noch in einer frühen Prüfstandsphase. Realistisch ist mit einem Einsatz im Rennbetrieb erst für 2026 zu rechnen. In den Testbetrieb wird der V4 aber früher gehen.
Fraglich ist, ob Rookie-Tester Augusto Fernandez in der Lage ist, in Personalunion die Entwicklung der aktuellen 2025er-M1 mit Reihenmotor voranzubringen und zeitgleich die Einführung der neuen Motorbasis zu unterstützen.
Der erste wichtige Meilenstein steht bereits vor der Tür. Am 31. Januar startet auf dem Sepang-Circuit in Malaysia der MotoGP-Shakedown-Test. Mit zehn Bikes, zwei Teams, vier Stammpiloten – und Augusto Fernandez – wird Yamaha nicht zu übersehen sein.