Teil 1: Gestatten? Der wilde Andrea Iannone!
Eine Weile lang dachte ich, er sei mit dem falschen Fuß aufgestanden. Nun bin ich mir nicht mehr so sicher. Iannone fährt wie ein Wilder – aber ein sehr schneller. Unser Interview begann ich mit lockeren Unterton, als ich ihn als «Crazy Joe» begrüßte. Er ließ mich abblitzen und korrigierte: «Maniac Joe».
Wie kamst du zu diesem Namen? «Ich weiß nicht. Weil ich ein Wahnsinniger bin, was Ordnung angeht. Ich will alles perfekt haben – in der Box und auch in meinem Zuhause. An jedem Tag will ich alles gleich haben. Bevor ich abends ins Bett gehe, muss alles getan sein. Mein Moto2-Team gab mir den Namen 2012. Das ist mir eben wichtig, um glücklich zu sein.»
Hmmm, naja. Das war die dritte Version dieser Geschichte, die ich in genauso vielen Stunden gehört habe. Vor einiger Zeit erzählte er einem Kollegen, dass seine Teenage-Freunde ihn so nannten, als sie mit Rollern durch die Gegend heizten. Ein italienischer Freund wusste eine weitere Begründung. «Es war der Name eines Cartoon-Charakters, den er als Kind mochte. Also nannte er sich selbst so.» Zudem nannte er sich Crazy Joe… Bis er sich 2012 zu «Maniac Joe» upgradete.
Der Ursprung spielt eigentlich keine Rolle, denn der Name passt perfekt zu ihm. 2014 fuhr Iannone eine Pramac-Ducati. Nicht das begehrteste Bike – fragt Crutchlow, Melandri oder Rossi. In seinem zweiten MotoGP-Jahr platzierte er diese Maschine bis zum Aragón-GP viermal in der ersten Startreihe und sammelte sogar Führungskilometer.
Ein bisschen später fragte ich ihn nach seiner Winter-Routine. Seine Antwort war kurz und brachte es auf den Punkt. «Training. Training und vögeln. Manchmal trainiere ich, manchmal vögle ich.»
Hat er eine Freundin oder geht er jedes Mal wieder auf die Jagd? «Ich hatte eine. Jetzt weiß ich es nicht. Ich müsste einen Anruf machen.»
Bei einer Pressekonferenz am selben Wochenende fragte ihn ein bekannter Journalist ein bisschen zu detailverliebt nach den Setting seiner Maschine. Iannones Augen blitzen auf. «Was? Bist du der Fahrer?» Maniac Joe wird sicher nicht so genannt, weil er wie John Kocinski eine zwanghafte Vorliebe für ordentliche Schlafzimmer hat. Er ist wirklich ziemlich verrückt und spielt gerne damit.
«Ich bin ein verrückter Typ. Ich gehe gerne auf Partys, aber ich trinke nicht. Ich bin ohne Alkohol verrückt genug. Also ist es besser so. Ich habe viele Freunde, die Drogen nehmen. Doch ich mochte das schon vor meinem Einstieg in die 125-ccm-WM nicht. So ist es noch immer. Ich habe es nie versucht, denn ich würde es nicht mögen. Ich will es auch nie versuchen. Wenn ich mir meine Freunde ansehe, denke ich immer, dass das scheiße ist.»