Marco Melandri: «Ich will nicht den Clown spielen»
Marco Melandri beim MotoGP-Test im November in Valencia
Marco Melandri hat 22 GP-Siege in drei Klassen gefeiert, er war in drei Serien Vizeweltmeister (125 ccm, MotoGP und Superbike). Der 33-jährige Italiener kehrt 2015 nach vier Superbike-Jahren mit Aprilia in die MotoGP-WM zurück, etwas widerwillig allerdings, denn es gab mit dem Werk ein Zerwürfnis, als es um die Stallorder für den späteren Weltmeister Sylvain Guintoli ging.
Melandri hat in der Superbike-WM noch eine Rechnung offen – er gewann den Titel weder 2011 mit Yamaha noch 2012 oder 2013 mit BMW.
Der Haudegen beendete die WM 2011 auf Platz 2 hinter dem überlegenen Carlos Checa (Ducati), am Schluss stand es 505 zu 395 für den Spanier. Immerhin gewann Melandri in seiner Debütsaison auf der R1-Yamaha gleich fünf WM-Läufe.
Es folgten die WM-Ränge 3 (sechs Laufsiege) im Jahr 2012 auf der Werks-BMW, dann Rang 4 im Jahr 2013 (drei Laufsiege), zuletzt WM-Rang 4 bei Aprilia mit sechs Laufsiegen.
Marco, wie lautet deine Bilanz nach vier Jahren Superbike-WM?
Mir fehlt der Titel und das nervt mich gewaltig.
Das ist verständlich.
Nur jemand, der mit mir zusammen gearbeitet hat, weiss wie stark ich mich engagiere. Und das ist sicher ein Grund, warum Aprilia mich in der MotoGP haben will.
Hast du auch versucht, in der Superbike-WM zu bleiben und auf ein anderes Motorrad zu wechseln?
Nein, denn ich fühle mich mit Aprilia verbunden. Ich wollte einfach versuchen, ein weiteres Jahr für sie in der Superbike-Serie zu fahren, den Titel zu holen und dann 2016 MotoGP zu fahren, aber daraus wurde nichts.
Du warst bei Aprilia eigentlich für die Superbike-WM 2015 vorgesehen. Hast du auch eine Antwort auf den Kurswechsel gesucht?
Nein, denn ich habe schon tausend Fragen zu beantworten. Auch wenn ich dazu eine Antwort hätte, würde sich nichts ändern. Wir holen jetzt Anlauf und werden sehen, wie weit wir im ersten Jahr kommen. Wir müssen die Saison 2015 als Erfahrung für 2016 betrachten, was ein wichtiges Jahr werden wird.
Was war der Grund, dass du vor vier Jahren die MotoGP verlassen hast?
Nach 2005, als ich Vize-Weltmeister wurde, hoffte ich auf die Aufnahme ins MotoGP-Werksteam von Honda, aber ich hatte den falschen Pass dafür. Sie wollten einen Spanier, also war es Pedrosa. Da stand ich vor geschlossen Türen.
2008 bei Ducati war eine wirklich harte Zeit, dann folgte der Wechsel zu Kawasaki. Daraus wurde eben, was daraus geworden ist… Das Werksteam sperrte zu, ich fuhr also 2009 die Kawa-Vorjahresmaschine unter der Bezeichnung Hayate.
2010 landete ich wieder bei Gresini. Da wurde mir klar, ich hatte keine Möglichkeit mehr, erfolgreich zu sein. Das Team hat Millionen für das Leasing der Maschinen ausgegeben, aber ich erhielt von Honda nicht einmal Kupplungsfedern zum Wechseln.
Es war die Bestätigung, dass wir einfach nur eine Nummer sind, also suchte ich eine neue Herausforderung.
Als du weggingst, hast du gesagt, du würdest gerne zurückkehren.
Ja, aber nicht um den Clown zu spielen.
Jetzt bin ich zurück, auf den Hinterbeinen stehend, wohl wissend, dass wir zwar nicht gewinnen können, aber wir haben ein wichtiges und ehrgeiziges Projekt. Unsere Firma lebt fürs Racing. Das ist das nicht das Gleiche, als wenn du nur eine beliebige Nummer bist.
(Teil 4 des Interviews folgt am 27. Dezember)