Schnelle Brüder: Die Vorgänger der Espargarós
2014 wurde die MotoGP-Klasse zur Familienangelegenheit. Durch den Aufstieg von Moto2-Weltmeister Pol Espargaró zu Tech3-Yamaha fuhr nun ein Brüderpaar gemeinsam in der Königsklasse. Aleix Espargaró beeindruckte mit der Open-Yamaha des Forward-Teams.
2015 wollte sogar noch ein zweites Brüder-Paar in der MotoGP-Klasse antreten. Superbike-WM-Star Eugene Laverty wird für das Aspar-Team an den Start gehen, doch Bruder Michael Laverty erhielt keinen WM-Platz mehr, nachdem sich Paul Bird Motorsport zurückzog.
Es wäre eine doppelte Premiere gewesen: Noch nie sind in der GP-Geschichte gleichzeitig zwei Brüderpaare als Stammfahrer in der Königsklasse angetreten. Und erstmals wären zwei Brüder nicht für dieselbe Nation gestartet. Die Lavertys stammen aus Nordirland, das zu Großbritannien gehört, Michael fährt unter britischer Flagge. Eugene allerdings besitzt eine irische Lizenz und gilt deshalb als Pilot aus Irland. Übrigens: Der dritte Bruder John Laverty ist Manager von Eugene, der 2015 mit einer Open-Honda an der Seite von Nicky Hayden antritt.
Brüder, die gegeneinander im GP-Sport antreten, sind jedoch keine Seltenheit. Mit Nobuatsu (heute Suzuki-Testfahrer), Haruchika (zweifacher 125-ccm-Weltmeister) und Takuma Aoki (querschnittsgelähmt nach Motorradunfall) brachte die Aoki-Familie sogar drei Rennfahrer hervor. In der 500-ccm-Klasse trafen 1997 Takuma und Nobuatsu aufeinander, 1999 waren es Haruchika und Nobuatsu.
Die Aokis schafften es 1997 in Imola sogar gemeinsam auf das Podest, indem Nobuatsu Zweiter und Takuma Dritter wurde. Die einzige andere Gelegenheit, bei der sich zwei Brüder auf dem Podest in der Königsklasse trafen, war in Argentinien 1962. Juan Salatino gelang damals Rang 2, Eduardo wurde Dritter.
Kenny und Kurtis Roberts fuhren 2004 mit den Proton-KR-V5-Maschinen sogar im selben Team, das ihr Vater Kenny sr. führte. 2007 waren die Roberts’ letztmals gemeinsam auf einer GP-Piste. Die letzten zwei Brüder, die vor den Espargarós gegeneinander gefahren sind, waren 2010 beim US-GP in Laguna Seca Nicky Hayden für Ducati und Bruder Roger Lee als Ersatz für Randy de Puniet bei LCR-Honda. Beide Fahrer holten Punkte: Platz 5 für Nicky, Rang 11 für Roger Lee.
Zu weiteren Bruder-Duellen in der Königsklasse kam es 2005 bei Carlos und David Checa, beim Australien-GP 1994 zwischen Mick und Scott Doohan oder zwei komplette Jahre (1989 und 1992) bei Christian und Dominique Sarron. Auch Bernard und Marc Garcia befanden sich 1994 und 1995 gleichzeitig im 500-ccm-Feld.
In den kleineren Klassen traten etwa Alex und William De Angelis 1999 bis 2001 gemeinsam in der 125-ccm-WM an oder Hiroshi und Shuhei Aoyama jahrelang in der 250-ccm-Klasse.
Die Liste von Brüderpaaren, von denen beide zu unterschiedlichen Zeitpunkten oder unterschiedlichen Klassen zu GP-Einsätzen kamen, ist aber noch viel länger, sie umfasst insgesamt rund 50 Paare.
Eines davon sind Marc und Alex Márquez, die 2014 als erste Brüder, die im selben Jahr einen WM-Titel einfuhren, in die GP-Geschichte eingingen. Als Belohnung für den Moto3-Titel durfte Alex Márquez nach dem Finale in Valencia sogar die MotoGP-Honda testen. Beide Márquez-Brüder schossen mit Repsol-Honda-Maschinen um die Strecke. Sie könnten in Zukunft sogar in einem Team fahren. HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto versicherte bereits mehrfach, dass er sich 2017 ein Werksteam mit beiden Márquez-Brüdern vorstellen kann. Doch 2015 muss sich Alex erst in der Moto2-Klasse beweisen.
2015 könnten Aleix und Pol Espargaró zusammen das MotoGP-Podest erklimmen. Damit wären sie jedoch nicht die ersten Brüder. 1962 standen Juan und Eduardo Salatino als Zweiter und Dritter beim Argentinien-GP in der 500-ccm-Klasse auf dem Podest. Die ersten Brüder, die Grands Prix gewonnen haben, waren Christian und Dominique Sarron. Christian gewann sieben Grands Prix in der 250-ccm- und 500-ccm-Klasse. Dominique entschied vier 250-ccm-Rennen für sich und schloss die Saison 1986 als WM-Dritter ab.
Hier einige Brüder, die in unterschiedlichen Klassen antraten:
Marc und Alex Márquez
Valentino Rossi und Luca Marini (Halbbrüder)
Kensuke und Noriyuki Haga
Vesa und Mika Kallio
Giacomo und Felice Agostini
Jacque und Pierre Bolle
Jorge und Raul Kissling
George und Peter Looijesteyn
Matti und Penti Salonen
Patrick und Jürgen van der Goorbergh
Francesco und Walter Villa
Alfred und Gerhard Waibel
Horst und Helmut Kassner
Max und Helmut Bradl fuhren gemeinsam in der Europameisterschaft, aber nicht in der Weltmeisterschaft.