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Eskil Suter: «Márquez wird mit Routine noch stärker»

Von Günther Wiesinger
Der Schweizer Motorradhersteller Eskil Suter baute 2012 jene Moto2-Maschine, mit der Marc Márquez Weltmeister wurde. «Einen wie Marc findest du einmal in einer Million», sagt Suter.

Ex-GP-Pilot Eskil Suter war überzeugt, dass Marc Márquez in seiner zweiten MotoGP-Saison 2014 dank der zusätzlichen Routine weniger aggressiv fahren wird. Der Schweizer sollte Recht behalten: Der Repsol-Star gewann 13 Rennen, in seiner Rookies-Saison 2013 hatte er sechs Siege gefeiert.

Vor der MotoGP-Saison 2015 stellten sich viele Fans die Frage: Wird Weltmeister Marc Márquez in seiner dritten Saison in der Königsklasse noch stärker? Wird er noch gnadenloser dominieren und trotz der starken Konkurrenz mehr als sechs Siege und neun Pole-Positions erbeuten?

Oder wird sich die Erfolgskurve abflachen, so wie es einst den Überfliegern Johnny Cecotto, Kenny Roberts, Freddie Spencer, Valentino Rossi, Casey Stoner und Jorge Lorenzo der Fall war?

2014 Márquez dominierte mit einer bisher kaum gekannten Gnadenlosigkeit, sein Siegeswille und sein Ehrgeiz kannten keine Grenzen, er liess den Gegnern bei den ersten zehn Rennen keine Chance, er machte viel weniger Fehler als im Jahr zuvor, er steigerte sich auch bei den Pole-Positions – auf sagenhafte 13.

Der Schweizer Motorradhersteller Eskil Suter, hat Márquez in der Moto2-WM 2011 und 2012 mit seinen Motorrädern ausgerüstet und den spanischen Ausnahmekönner in dieser Phase kennen und schätzen gelernt. Und er hat ihn sehr aufmerksam beobachtet.

«Márquez hat wegen seiner wilden Fahrweise 2013 in der MotoGP-WM eine sehr steile Lernkurve gehabt», stellt Eskil Suter fest. «Es war klar, dass bei ihm 2014 die Routine-Kurve zum Tragen kommen wird. Was er 2013 dank seiner aggressiven Fahrweise erreicht hat, konnte er 2014 mit Hilfe der Erfahrung ausgleichen. Das hat gleich beim Saisonstart 2014 begonnen. Er ist schon im ersten Jahr bei den letzten zwei Rennen etwas ruhiger geworden. Er wurde bei den Wintertests 2014 noch ruhiger, dann übernahm die Routine... Mir war klar: Irgendwann wird sich das alles normalisieren. Ich dachte, Mitte 2014 muss Márquez genug Routine haben, um sein Niveau ohne unnötiges Risiko halten zu können. Aber er hat es viel schneller geschafft.»

«Márquez fährt ohnedies auf einem anderen Niveau als zum Beispiel Pedrosa», sagt Suter. «Das muss man klar sehen. Als Freddie Spencer Mitte der 1980er-Jahre kam, hat er auch ein anderes Level gehabt als die Gegner. Das kommt halt ab und zu vor. Der einzige, der Márquez mit viel Routine Gegenwehr leisten kann, ist Lorenzo. Und dann gibt es noch Fahrer, die eine weniger steile Lernkurve haben als Márquez, da könnte man Cal Crutchlow und Stefan Bradl nennen.»

«Ein Eddie Lawson ist in den 1980er-Jahren auch nicht überfallartig in die 500er-WM reingeplatzt und hat nicht gleich alle in Grund und Boden gefahren. Er hat als Yamaha-Teamkollege von Kenny Roberts jahrelang Erfahrung gesammelt. Er ist stetig immer besser geworden; am Schluss hat er so viel Routine und Cleverness gehabt, dass er vier WM-Titel einsammeln konnte. Bei Wayne Rainey und Mick Doohan war es ähnlich», gibt Suter zu bedenken.

Suter weiter: «Ich behaupte nicht, dass ein Fahrer wie Pol Espargaró oder Stefan Bradl Márquez nie schlagen kann. Vielleicht dauert es noch zwei oder drei Jahre. Wie alt ist Stefan jetzt? 25? Ich halte viel von ihm. Stefan hat letztes Jahr mit dem Offroad-Training begonnen; das macht Sinn und gefällt mir. Denn Márquez fährt den ganzen Tag Motorrad. Er ist eins mit dem Motorrad. Wenn er nicht auf der Strasse fahren kann, fährt er halt Motocross. Offroad kannst du jeden Tag fahren... Man muss fahren, fahren, fahren. Ich habe es bei Domi Aegerter gesehen. Der hat nie soviel getestet wie vor der Saison 2013 und dann 2014, in Alcarras, in Le Castellet und so weiter. Sogar in der Sommerpause 2013 ist er mit Dunlop testen gegangen... Als er 2013 zum Indy-GP kam, war er auf einem deutlichen höheren Niveau. 2014 wurde Domi noch einmal stärker. Er gewann den ersten Grand Prix. Darum geht es. Du musst jeden Tag Motorrad fahren. 2014 hat er in der Sommerpause sogar den 8-h-WM-Lauf in Suzuka bestritten.»

«Das ist auch das Geheimnis von Márquez. Er ist von klein auf immer auf dem Motorrad gesessen, Tag und Nacht. Er musste sich um nichts anderes kümmern», weiss Suter. «Aber so einen wie Marc gibt es halt nur einmal in einer Million. Einer, der das Talent hat, schlau genug ist, genug Selbstdisziplin hat und dazu noch das richtige Umfeld findet, das genug Geld auftreibt, um ihm das tägliche Motorradfahren zu finanzieren. Dazu hat er keinen Vater, der noch pausenlos dazwischen heult...»

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