Valencia-Test: Heute beginnt die Michelin-Ära
Heute beginnt eine neue Zeitrechnung in der MotoGP-Weltmeisterschaft. Ab heute 10 Uhr rollen auf dem Circuito Ricardo Tormo in Valencia die 1000-ccm-Rennmaschinen mit den neuen Einheitsreifen von Michelin aus den Boxen.
Die sieben Jahre mit Bridgestone als Alleinrüster sind vorbei.
Im November 2008 hat sich Michelin verabschiedet, damals hatte Bridgestone 2007 mit Ducati und Casey Stoner und 2008 mit Valentino Rossi auf Yamaha bereits zwei WM-Titel gegen Michelin gewonnen.
Die Bilanz von Michelin in der Königsklasse ist umwerfend: Von 1976 bis 2006 wurden in der Königsklasse (500 ccm und MotoGP) 26 WM-Titel und 360 GP-Siege errungen. Michelin hat in der Königsklasse von 1976 (auf Suzuki) bis 2006 dominiert. Nur Kenny Roberts (auf Goodyear 1978, 1979 und 1980), Eddie Lawson (1984 auf Dunlop und Yamaha) sowie Wayne Rainey (1991 auf Dunlop und Yamaha) pfuschten den Franzosen ins Handwerk.
Das heisst: Von 1976 bis Ende 2006 hat Michelin in der Königsklasse nicht weniger als 26 von 31 Weltmeistertiteln gewonnen.
Der letzte Sieg von Michelin in der Königsklasse gelang Dani Pedrosa am 8. Juni 2008 auf der Repsol-Honda in Barcelona. 2009 gab es erstmals die Einheitsreifen.
Bei Michelin ist alles vorbereitet
Die Bridgestone-Trucks mussten Montagfrüh das Fahrerlager verlassen, da gab es kein Erbarmen. Im Laufe des Tages wurden die Michelin-Lkw in den Paddock gesteuert, das Montagezelt wurde aufgebaut; es wurden alle Vorbereitungen zur Ausrüstung der mehr als 25 Fahrer in die Wege geleitet.
Auch die Teams trugen ihren Teil bei. Auf den Lkw, Bikes und Teambekleidungen wurden die Bridgestone-Aufkleber und Aufnäher entfernt oder zumindest abgedeckt.
Heute tuckern die Motorräder erstmals mit Michelin-Aufklebern aus der Box. Bisher durften die Piloten zwar Michelin-Reifen testen, aber sie durften keine Aussagen dazu machen und es gab keine Zeitnahme, denn die Teams standen noch alle bei Bridgestone unter Vertrag.
Die Piloten sind gespannt, ob Michelin das Problem mit den Vorderreifen in den Griff bekommen hat. Zur Erinnerung: Beim Montag-Test in Mugello sind Rossi, Loenzo und Márquez übers Vorderrad gestürzt.
«Ich bin in Aragón Ende September erst einen Tag mit Michelin gefahren. Der Hinterreifen ist gut, beim Vorderreifen sehe ich Raum für Verbesserungen», lautet die Diagnose von Stefan Bradl, die mit der Meinung seiner Kollegen übereinstimmt.
Obwohl sich in den Werksteams von Repsol-Honda, Movistar-Yamaha, Suzuki Ecstar, Ducati Corse und Aprilia Racing Team Gresini vom Fahrerpersonal her nichts ändert, werden heute ein paar prominente MotoGP-Piloten in neuen Teams debütieren: Tito Rabat auf der Marc VDS-Honda wie auch Jack Miller, dazu Scott Redding auf der Pramac-Ducati, Loris Baz bei Avintia-Ducati, Yonny Hernandez bei Aspar-Ducati, wo auch Eugene Laverty erstmals eine Ducati GP14.2 fahren wird statt der Open-Honda.
Weitere Neuigkeiten: Die Teams müssen 2015 in den Rennen alle mit 22 Liter auskommen, die Werksfahrer von Honda und Yamaha durften 2015 nur 20 Liter verbrauchen. Das Mindestgewicht sinkt von 158 auf 157 kg. Die Open-Class ist Geschichte, künftig bekommen also alle Teams die gleichen Reifenmischungen. Und erstmals wird von allen Werken und Teams die Einheits-Elektronik eingesetzt.
Eine weitere Änderung: Ducati geniesst keine Privilegien mehr. Die Italiener müssen wie Honda und Yamaha 2016 mit sieben Motoren auskommen. Ducati durfte 2015 noch zwölf Triebwerke pro Fahrer verheizen. Honda und Yamaha dürfen künftig sieben statt fünf Motoren einsetzen.
Die Neueinsteiger-Teams Suzuki und Aprilia (sie heissen jetzt «concession teams») dürfen hingegen neun Motoren verwenden, ausserdem ist bei ihnen die Motorenentwicklung nicht eingefroren, auch bei den Testtagen existieren keine Beschränkungen.