Valentino Rossi beleidigt seinen Gegner Marc Márquez
Marc Márquez: Rossi hetzt die Stimmung weiter an
Die Situation ist verfahren. Valentino Rossi ist überzeugt, Marc Márquez sei bei den Rennen in Phillip Island, Sepang und Valencia für Jorge Lorenzo gefahren, er habe sich im WM-Finale auf die Seite seines spanischen Kontrahenten geschlagen.
Tatsächlich wirkten Márquez und Lorenzo so, als könnten sie die Hauptrolle im Film «Ziemlich beste Freunde» spielen.
Und jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie sich das einstmals von gegenseitigem Respekt geprägt gewesene Verhältnis zwischen Rossi und Márquez in Zukunft entwickeln wird.
Wenn man in die Vergangenheit blickt, dann ist zu erwarten, dass sich das Verhältnis noch weiter abkühlen wird.
Als Sete Gibernaus Gresini-Honda-Mannschaft im Oktober 2004 beim Katar-GP gegen Rossis Yamaha-Team protestierte, weil Burgess und seine Truppe am Samstagabend den rutschigen Startplatz gesäubert hatten, wurde Rossi in die letzte Startreihe zurückversetzt. Er stürzte dann bei der Aufholjagd, gewann aber trotzdem gleich in seiner ersten Yamaha-Saison die MotoGP-Weltmeisterschaft.
Von diesem Tag an wurde Gibernau von Rossi nicht einmal mehr ignoriert. Der Italiener behandelt wie ihn wie Luft. Wenn sie bei einer Pressekonferenz nebeneinander zu sitzen kamen, drehte sich Rossi im 45-Grad-Winkel zur anderen Seite weg. Er zeigte Gibernau die kalte Schulter. Sete gewann nie mehr ein Rennen.
Letzten Donnerstag baten Dorna und FIM die MotoGP-Fahrer in Valencia um 15.30 Uhr zu einem Friedensgipfel. Doch das freundliche Zureden nützte nichts.
Der einzige Rennfahrer, der bereits am Donnerstag versöhnliche Töne Richtung Rossi anschlug, war Jorge Lorenzo.
Ich bin überzeugt: Rossi und Márquez werden nie mehr gemeinsam die Friedenspfeife rauchen.
Denn bei Rossi sitzt die Enttäuschung zu tief. Er hat kein Verständnis für das Verhalten von Márquez bei den letzten Rennen. Der neunfache Weltmeister fühlt sich um seine Titelchancen gebracht, der Schaden ist nicht mehr wettzumachen.
Rossi wird unter der Feindschaft zu Márquez nicht leiden. Er braucht solche Feindbilder, sie motivieren und beflügeln ihn, genau so wie ihn die Trennung von Crew-Chef Jeremy Burgess beflügelt hat.
Nach 20 Jahren braucht Valentino immer neuen, immer zusätzlichen Ansporn. Der Kampf gegen die junge Generation treibt ihn an. Er hat Max Biaggi überstrahlt, Sete Gibernau, oft auch Casey Stoner, er hat Lorenzo in der WM 2014 besiegt und ihm 2015 das Leben extrem schwer gemacht.
Rossi hat zuerst einmal die geschäftlichen Bande zu Marc Márquez zerschnitten und den Merchandising-Deal für die MM93-Produkte gekündigt.
Und er wird auch künftig keine Anstalten zur verbalen Abrüstung machen und zur Beendigung des Kalten Krieges.
TV-Moderator Gavin Emmett vom britischen Pay-TV-Sender BT Sports bat Rossi im Juni beim Barcelona-GP um eine Beschreibung von Márquez in drei Worten. Er flehte ihn an, er möge sich bei der Wortwahl politisch korrekt verhalten.
Rossis Antwort kam wie aus der Pistole geschossen:
«Small fucking bastard».
Das war damals noch im Scherz gemeint.