Jorge Lorenzo: Sofrologie, das grosse Erfolgsrezept?
Am Sonntag im WM-Finale: Jorge Lorenzo, beschattet von Marc Márquez
Weltmeister Jorge Lorenzo galt in seinen ersten GP-Jahren als Rohdiamaant. Er wurde beispielsweise 2006 für den Sepang-GP gesperrt, weil er beim 250-ccm-WM-Lauf in Motegi eine verantwortungslose Attacke geritten hatte.
Aber der Mallorquiner hat sich im Laufe der Jahre in einen untadeligen Rennfahrer verwandelt, er benimmt sich auf der Rennstrecke korrekt, manchmal könnte man ihm sogar eine gewisse Zweikampfschwäche nachsagen.
Aber Lorenzo weiss sich zu wehren. Er hat sich eine ganz besondere Erfolgsstrategie zurechtgelegt: Er hat in diesem Jahr kurzerhand alle sieben Siege durch Start/-Ziel-Triumphe verwirklicht.
Und es war beispielhaft, wie Lorenzo am Sonntag beim Finale in Valencia seine Nerven unter Kontrolle hatte, wie er diese riesige Nervenbelastung wegsteckte. Immerhin lauerten 30 Runden lang die Repsol-Honda-Stars Márquez und Pedrosa hinter ihm. Jorge leistete sich keinen Fehler, er widerstand den Angriffen von Marc Márquez, falls man sie als solche bezeichnen kann.
Schon 2009 befasst sich Jorge Lorenzo mit der Meditationskunst «Sofrologie».
«Mein damaliger Manager kannte eine Frau, die sich mit dieser Art des Meditierens befasst. Ich habe damals einige Kurse besucht, dadurch bin ich ruhiger und konzentrierter geworden. Ich habe damals gelernt, wie man sich durch perfekte Atmung besser kontrollieren kann», schilderte der Champion. «Im Jahr 2010 habe ich mit diesen Kursen aufgehört. Aber wenn ich spüre, dass ich nervös werde, mache ich mir das Sofrologie-Wissen zunutze. Am Sonntag vor dem Rennen, als die Spannung und der Druck extrem hoch waren, habe ich wieder zu meditieren begonnen. Es war wichtig, möglichst viel Energie zu sparen. Denn wenn du nervös bist, vergeudest du viel Energie. Deshalb habe ich am Startplatz sehr stark meditiert und sehr tief durchgeatmet.»
«Die Wissenschaft der Sofrologie hat mich gelehrt, wie man relaxen kann durch besseres Atmen», ergänzte Jorge. «Es ist ähnlich wie Yoga, aber während dich Yoga entspannt, hilft dir die Sofrologie, klarer und besser zu denken, indem zu alle negativen Aspekte eliminierst. Ich ging damals einmal pro Woche in einen Kurs, zwischendurch habe ich das daheim geübt. Mit Hilfe der Sofrologie habe ich auch mein körperliches Training verändert und meine Denkweise auf dem Motorrad. Es gibt eine ganze Reihe von Vorteilen durch diese Wissenschaft. Und sie haben sich bei mir bestens bewährt. Denn viele Menschen atmen nicht tief genug. Dann schlägt das Herz zu schnell, sie fühlen eine Anspannung in der Magengegend. Sobald ich mich abgespannt fühle, beginne ich mit Sofrologie-Übungen. Es ist von grosser Bedeutung, dass du die Kontrolle über deinen Körper behältst. Nur dann kannst du zu jeder Zeit das tun, was du dir zum Ziel gesetzt hast.»
Lorenzos Vater sagt im Film «Hitting the Apex», er habe seinen Sohn Jorge einst in der Kunst der isrealischen Kriegsführung geschult. Jorge betont, er wisse davon nichts. «Aber es ist richtig, dass ich 2010 Kampfsport betrieben habe, weil ich von meinem Umfeld gehört habe, ich müsse auf der Rennstrecke aggressiver sein. Deshalb habe ich habe ich das gemacht. Ich dachte, es kann mir ja auch im Privatleben mal helfen, wenn irgendwelche Leute auf mich losgehen und mich verprügeln», erklärte der dreifache MotoGP-Weltmeister. «Im Leben ist es wichtig, dass man über alles Bescheid weiss. Man kann nie genug lernen, es gibt so viele Bereiche, die dich weiter bringen.»
«Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn es in den letzten Wochen weniger Polemik in den Medien gegeben hätte», sagt Lorenzo. «Es wurden in den Zeitungen immer neue Märchen aufgetischt. Natürlich wäre es besser gewesen, wenn man diesen Vorfall zwischen Valentino und Márquez in Sepang vermeiden hätte können. Aber diese Zwischenfälle können keine Schatten über meine Leistungen in diesem Jahr werfen. Sie werden meinen Stolz über diese Weltmeisterschaft nicht schmälern.»