Stefan Bradl (Aprilia): «Hartes Brot in Texas»
In der ersten Begeisterung sprach die Aprilia-Truppe am Sonntag nach Platz 7 von Stefan Bradl und Rang 10 von Alvaró Bautista vom besten Ergebnis des Werks aus Noale in der Königsklasse.
Aber was die Einzelergebnisse betrifft, so hat Colin Edwards mit der Dreizylinder-Cube im Jahr 2003 schon einen sechsten MotoGP-Platz in Suzuka/Japan sichergestellt. In Assen erkämpfte der «Texas Tornado» einen siebten Rang.
Und in der 500-ccm-Weltmeisterschaft gelangen Tetsuya Harada 1999 auf der Zweizylinder-Zweitaktmaschine sogar zwei dritte Plätze in Le Castellet und Donington.
Aber das tut der starken Leistung von Stefan Bradl keinen Abbruch. Der Bayer lieferte in Las Termas eine fehlerlose Darbietung ab. Und Platz 7 war auf jeden Fall das beste Ergebnis der RS-GP-Aprilia.
Im Vorjahr hatte Bradl mit Rang 8 in Barcelona auf der Forward-Yamaha und Rang 10 in Sepang auf der Aprilia insgesamt nur zwei Top-Ten-Ergebnisse errungen.
In Argentinien, wo er 2014 auf Platz 5 gefahren war, gelang dem Moto2-Weltmeister von 2011 im 71. MotoGP-Rennen der 43. Top-Ten-Platz.
Schon im Qualifying fehlten Bradl nur 0,243 sec auf den zehnten Startplatz, das wurde bei Aprilia als erster Lichtblick betrachtet.
Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com blickt der Argentinien-GP-Siebte noch enmal auf den turbulenten Sonntag zurück.
«Wir hatten am Wochenende Probleme mit der Kupplung. Ich habe sie dann am Start ziemlich lang schleifen lassen und bin nicht gescheit weggekommen, dadurch habe ich ziemlich viele Plätze verloren. Erstens am Start, dann noch einmal, weil ich in der Anfangsphase etwas vorsichtiger unterwegs war. Ich habe gleich die Stürze gesehen, ich habe selber auch einige kritische Situationen gehabt, deshalb habe ich mich für eine defensivere Fahrweise entschlossen. Ich habe mir gesagt, es ist wichtig, dass wir diesen WM-Lauf zu Ende fahren. Es war sehr schwierig, das Ergebnis ins Ziel zu bringen. Man hat ja gesehen, die Bedingungen waren extrem schwierig.»
«Ich bin dann nach der neunten Runde zum frühest möglichen Zeitpunkt zum Motorradwechsel an die Box gefahren. Das war unser Plan, wir wollten dem Verkehr aus dem Weg gehen und versuchen, dadurch etwas Zeit gutzumachen. Diese Strategie ist super aufgegangen. Ich habe einen super Boxenstopp gemacht, das hat alles gepasst. Ich habe keinen Platz verloren und habe im zweiten Teil gleich ein paar gute Rundenzeiten gefahren. Leider ist dann am Hinterreifen der Luftdruck extrem in die Höhe gestiegen, es kam zu brutalen Vibrationen. Michelin hat aus Sicherheitsgründen einen höheren Luftdruck vorgeschrieben. Beim ersten Run war das noch nicht so schlimm, weil der Grip da noch nicht so toll war. Als der Grip besser wurde, sind die Probleme hinten extrem geworden. Aber ich habe mir nur gesagt: Du bringst jetzt das Rennen heim, egal was dabei rauskommt. Für mich war es wichtig, Punkte zu holen. Auf Smith hatte ich 7 Sekunden Vorsprung. Ich glaube, das war eine gute Leistung von mir. Ich habe den Abstand zu ihm immer weiter vergrössert und Gott sei Dank keine groben Schnitzer gebaut.»
«Ich hatte schon beim Start ein gutes Gefühl und habe mir eingeredet, ich fahre dieses Rennen zu Ende. das war das vorrangige Ziel. Als ich gesehen habe, wie stark die anderen attackieren, habe ich mich ein bisschen zurückgenommen. Im Endeffekt war das die richtige Entscheidung. Platz 7 war ein super Ergebnis, ich bin richtig happy, auch für Aprilia.»
Bradl hatte in einem der zwei Motorräder den müden Motor von Katar eingebaut. Trotzdem hielt er sich damit recht wacker. «Dieses Motorrad haben wir in den ersten neun Runden bis zum Stopp verwendet», schilderte er. «Damit habe ich mich schon schwer getan, das zeigen auch die Top-Speed-Listen. Da sind wir vorläufig ganz hinten. Aber wenn wir das Rennen auf der schnellen Piste in Austin einigermassen gut bewältigen, dann können wir in Jerez und Le Mans gut dabei sein. Dort ist der Top-Speed nicht übertrieben wichtig. Aber Austin wird ein hartes Brot für uns, habe ich das Gefühl.»
Wo konnte Bradl auf Gegner wie Bradley Smith Zeit wettmachen? «Ich habe kein schlechtes Gefühl für das Motorrad gehabt. Es waren schwierige Bedingungen, weil man überall extrem aufpassen musste bei den nassen Flecken. Man hat nicht voll pushen können. Mir ist das ganz gut gelungen. Im Vergleich zur Ducati von Eugene Laverty habe ich mich lange wacker gehalten. Er hat auf den Geraden immer einiges rausgeholt. Ich habe dann versucht, ein bisschen dranzubleiben und flüssig zu fahren, präzise zu sein und keine Fehler zu machen. Aber das hat natürlich in den 20 Runden nicht immer perfekt geklappt... Laverty war lange knapp vor mir. Dann ist er Vierter geworden. Ich denke, er hat das Duell Barberá gegen Pol Espargaró irgendwie ausgenützt und hat sich vorbei geschwindelt. Dann ist bei mir in den letzten sieben Runden beim zweiten Run noch extrem viel Chattering am Hinterrad dazu gekommen. Bautista ist vor dem Stopp gestürzt, er hatte aber Glück, dass der Motor nicht abgestorben ist, so hat er weiterfahren können. Nachher hat er in der Boxengasse noch einen Riesensturz gehabt. Als er mich am Anfang überholt hat, habe ich mich dadurch nicht irriteren lassen. Ich dachte, ich fahr mein Rennen, ich will nicht seinetwegen einen Fehler fabrizieren.»
Bradl fuhr hinten und vorne mit weichen Reifen weg. «In der Besichtigungsrunde habe ich diese neuen Reifen eine Runde lang angefahren. In der Startaufstellung haben wir diese zwei Reifen raus gemacht und in die Box gebracht für das Ersatz-Bike. In der Warm-up-Runde unmittelbar vor dem Rennen haben wir dann beim Motorrad, mit dem ich gestartet bin, hinten und vorne andere Räder mit frischen weiche Reifen hinten und vorne montiert.»