Stefan Bradl: Aprilia hat für 2017 Option auf ihn
In den letzten Tagen tauchten in Internet-Postings (auch auf SPEEDWEEK.com) und in den sozialen Medien immer wieder Vermutungen auf, Stefan Bradl könnte 2017 im Red Bull KTM Factory Team den zweiten MotoGP-Platz neben Bradley Smith einnehmen.
Aber Stefan Bradl hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er gerne auch 2017 im Aprilia Racing Team Gresini fahren würde.
Denn er erkennt das Potenzial der neuen RS-GP 16 und fühlt sich in diesem Rennstall sichtlich wohl.
Ausserdem hat Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano mehrmals durchblicken lassen, dass er gerne auch über die Saison 2016 hinaus mit Stefan Bradl zusammenarbeiten möchte.
Vor dem Jerez-GP verriet Romano Albesiano im Gespräch mit SPEEDWEEK.com sogar ein bisher gut gehütetes Geheimnis. «Aprilia Racing hat eine Option auf Stefan Bradl für die Saison MotoGP-Saison 2017», erklärte der Italiener.
Das heisst: Wenn Stefan Bradl die Ziele von Aprilia in dieser Saison erreicht und sich der italienische Rennstall die Dienste des Bayern auch für 2017 sichern will, kann Bradl gar nicht wechseln. Dann wird Aprilia die Option im Sommer einlösen und den Vorvertrag wirksam werden lassen. Danach fährt Stefan Bradl auch in der Saison 2017 für Aprilia Racing im MotoGP-Werksteam.
Ausserdem beteuert Stefan Bradl: «Es gab nie einen Kontakt mit KTM bezüglich MotoGP-WM 2017.»
Das ist nicht wirklich verwunderlich. Denn erstens waren Bradls Ergebnisse (17 WM-Punkte im Jahr 2015) im Vorjahr nicht gerade hinreissend, und zweitens hat KTM-Rennchef Pit Beirer gegenüber SPEEDWEK.com vor wenigen Tagen verlautbart: «Den Platz des zweiten Fahrers neben Bradley Smith werden wir für 2017 voraussichtlich mit einem schnellen Rookie aus der Moto2-Klasse besetzen.»
Stefan Bradl zeigte in Las Termas (Platz 7) und Austin (Platz 10) sehr ansprechende Leistungen. Er hat bei den letzten fünf Rennen saisonübergreifend bei Aprilia drei Top-Ten-Plätze erzielt, da er auch in Sepang 2015 auf Platz 10 gelandet ist.
Der Moto2-Weltmeister von 2011 kommt mit den Michelin-Reifen inzwischen gut zurecht; und Aprilia macht beim Verständnis für die neue Einheits-Elektronik von Rennen zu Rennen Fortschritte.
«Der Hinterreifen hat zwar in Texas auf der rechten Seite ziemlich nachgelassen, vor allem, weil wir die softe Variante benützt haben», schilderte Bradl. «Auch vom Abrieb her hat er ganz schön mitgenommen und aufgerissen ausgeschaut. Trotzdem war er noch einigermassen fahrbar. Es stimmt, dass sich die Michelin-Hinterreifen in der zweiten Rennhälfte anders verhalten als im Vorjahr die Bridgestone. Aber das ist streckenspezifisch. So genau lässt sich das nach drei Rennen noch nicht beurteilen. Beim ersten Rennen bin ich runtergefallen, beim zweiten haben wir den Motorradwechsel gehabt bei Halbzeit. In Texas habe ich zwar in der zweiten Rennhälfte Zeit auf die Vorderleute verloren, gleichzeitig habe ich aber den Vorsprung auf die Verfolger ausbauen können. Es war also okay.»
Bradl freute sich 2015, weil er bei der Aprilia das Limit ausgezeichnet spürte und das Motorrad schon beim zweiten Rennen in Brünn in die Punkteränge chauffieren konnte.
Das Gespür fürs Limit ist auch mit den Michelin bisher vorhanden. «Den Michelin kommen die wärmeren Temperaturen ein bisschen entgegen», meint Bradl. «Die kühle Nacht in Katar hat mir noch Zweifel bereitet, als der Asphalt deutlich abgekühlt hat. Bei diesen Verhältnissen war der Michelin-Reifen noch unberechenbarer als bei Tageslicht und wärmeren Streckenbedingungen. Das hat auch mitgespielt, als ich das Motorrad im Rennen weggeschmissen habe.»
Der gnadenlose Kampf gegen Bautista
Stefan Bradl hatte seinen starken Teamkollegen Alvaró Bautista zuletzt in Argentinien und Texas in allen Sessions sowie in beiden Rennen unter Kontrolle.
Es fiel auf, dass die Aprilia-Cheftechniker aus allen Bereichen nach den Trainings mehr Zeit beim Technical Debrief mit Bradl als mit Bautista verbrachten und dass sich das Interesse von Rennchef Albesiano und Teambesitzer Fausto Gresini im Vergleich zu Katar stark auf die Boxenseite der Nummer 6 verlagert hat.
«Ja, wir haben in Texas ein gutes Teamergebnis erreicht, denn Alvaró ist Elfter geworden. Zwischen uns beiden existiert ein gesunder Konkurrenzkampf im Team», sagt der Bayer. «Das ist auch spürbar, das ist klar. Aprilia versucht, beide Fahrer gleich zu behandeln. Aber offenbar kommt einiges auf die Ergebnisse an. Die Techniker, die für beide Fahrer zuständig sind, widmen sich beim Debrief zuerst dem Fahrer, der schneller ist und im Training vorne liegt. Ich finde, das ist in Ordnung. Man muss ja schauen, dass man eine Linie reinkriegt. Für mich ist wichtig, dass ich vor Bautista bin. Es geht ja um einiges. Er macht jedoch auch kein Geheimnis daraus, dass ihm viel daran liegt, der Schnellere zu sein...»