Lin Jarvis: Sepang 2015 Grund für Lorenzo-Wechsel?
Lin Jarvis: «Nach Sepang hat sich ihr Verhältnis verändert. Das ist eine Tatsache.»
Im Rahmen des «Gran Premio Red Bull de España» in Jerez äußerte sich Lin Jarvis ausführlich zum Wechsel von Jorge Lorenzo 2017 zu Ducati. Der Yamaha-Renndirektor betonte, wie groß dieser Verlust ist und, dass eine Rückkehr von Lorenzo zu Yamaha nicht ausgeschlossen sei.
Lin, hättet ihr vom heutigen Wissensstand aus noch mehr tun können, um Lorenzo zu halten?
Wir haben ihm unser bestes Paket angeboten und mit seinem Management verhandelt. Dabei haben wir ihnen gesagt, dass es das beste Angebot ist, das wir machen können. Ich weiß nicht, ob der Nummer 1-Status wichtig war, denn wir hatten zwei Top-Fahrer. Den Vizeweltmeister und den Weltmeister des letzten Jahres mit Valentino und Jorge. Das hätte sich auch im nächsten Jahr fortgesetzt. Am Fahrerpaket hätte sich nichts geändert. Wir hatten immer eine sehr faire Zusammenarbeit mit Jorge – sportlich und auch menschlich. Natürlich waren wir nicht immer derselben Meinung, aber wir haben die Dinge immer sehr ehrlich und direkt diskutiert. Ich bin sicher, dass ihm Yamaha das bestmögliche Paket angeboten hat.
Könnte Lorenzo, wie einst Rossi, wieder zu Yamaha zurückkehren, wenn sein Ducati-Abenteuer beendet ist?
Ich sehe keinen Grund, warum die Tür für Jorge in Zukunft nicht offen stehen sollte. Wir hatten schon achteinhalb großartige Jahre, am Ende der Saison werden es hoffentlich neun sein, zusammen und gewannen Titel. Die Medienvertreter, die schon länger im Paddock sind, wissen, dass wir zu unseren ehemaligen Fahrern eine gute Beziehung pflegen. Daher würde ich ohne zu zögern sagen, dass Jorge auch in Zukunft immer willkommen sein wird, falls er sich dazu entscheiden sollte, zu Yamaha zurückzukommen.
Wäre es ohne die Vorfälle in Sepang 2015 und danach einfacher gewesen, Jorge im Team zu behalten?
Diese Frage müsstest du eigentlich Jorge stellen und nicht mir. Meiner Meinung nach waren die Vorkommnisse in Sepang sehr unglücklich und haben das Ende der letzten Saison stark beeinflusst. Sie haben auch sicher die Stimmung in der Box beeinflusst. Bis zum Sepang-GP 2015 fuhren Jorge und Valentino schon dreieinhalb Saisons wieder zusammen bei uns. Es lief recht gut, obwohl sie natürlich immer Gegner blieben, haben die Teams gut koexistiert und zusammengearbeitet. Nach Sepang hat sich das verändert. Das ist eine Tatsache. Wir glauben nicht, dass das daran lag, wie Yamaha und ich mit der Situation umgingen. Unter diesen Umständen haben wir das Beste getan.
Bereut es Yamaha, den aktuellen Weltmeister und den Fahrer verloren zu haben, der die letzten drei WM-Titel für Yamaha sicherte?
Absolut. Natürlich hätte ich hier lieber bestätigt, dass Jorge zwei weitere Jahre bei uns bleibt. Ich sagte zu Jorge und seinem Management während des Entscheidungsprozesses, dass die Kombination aus Lorenzo, Yamaha und der M1 eine «winning machine» ist. Wenn wir an diese vier Rennen ab Jerez im letzten Jahr denken, hatte er eine schwierige Phase hinter sich und war dann unbesiegbar. Wir wissen, dass er das kann. Wir werden das sicher vermissen. Ich habe sehr viel Zeit mit Jorge verbracht, denn es sind fast zehn Jahre seit unserer ersten Vertragsunterzeichnung. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Er unterschrieb in Monterey 2006, zwei Jahre bevor er in unser Team kam. Nach guten und schlechten Zeiten und drei Titeln bin ich auch persönlich traurig, dass wir in Zukunft unsere Zusammenarbeit nicht fortsetzen werden.
Bisher wurden Rossi und Lorenzo immer gleich behandelt, doch was passiert nun, wenn Yamaha das aktuelle Bike aufrüstet oder Dinge für 2017 testet?
Wir befinden uns auf einer gemeinsamen Mission mit Jorge. Wir haben noch 15 Rennen vor uns und einen Titel zu gewinnen. Es gäbe keinen besseren Abschluss für diese Zusammenarbeit. Wir wollen nach diesem Jahr Champions sein, deshalb werden wir Jorge unsere maximale Unterstützung zukommen lassen. Er wird weiter genauso wie Valentino behandelt. Daher wird er weiter Entwicklungsteile erhalten. Wenn wir natürlich irgendwann an einen Punkt kommen, wie in Brünn, wenn wir den 2017er-Prototyp einsetzen, ist das eine andere Geschichte. Doch alle Teile, die wir in diesem Jahr entwickeln und vielleicht auch im nächsten Jahr zum Einsatz kommen, werden natürlich beiden Fahrern zur Verfügung stehen. Es geht also nur um Dinge, die wir in diesem Jahr wirklich nicht einsetzen werden. Bei diesen Komponenten werden wir die Informationen natürlich beschränken.