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Assen-GP: Warum jetzt am Sonntag gefahren wird

Von Günther Wiesinger
Punkte erst am Sonntag: Die Piste in Assen

Punkte erst am Sonntag: Die Piste in Assen

Alle Rennen in Assen traditionell am Samstag – das ist jetzt vorbei. Die Dutch-TT-Veranstalter rechnen mit mehr Zuschauern.

Es ist kaum zu glauben. Jetzt wechselt der traditionelle Samstag-Termin in Assen auf den Sonntag. Das hat der TT-Vorstand fix entschieden.

Jetzt steht die Welt nicht mehr lange, hiess es vor einem Jahr, als der Renntag der Dutch-TT in Assen/NL auf den Sonntag verlegt wurde.

Jahrelang sprachen die Fahrer immer vom ersten Freitag-Training, obwohl es am Donnerstag stattfand. Manche TV-Zuschauer schalteten versehentlich erst am Sonntag ein. Und manchmal kam ein Sponsor voller Vorfreude am Samstagabend in Assen an, um dann festzustellen: Der Grand Prix war schon vorbei.

Bei der Dutch-TT werden also sogar fast 70-jährige Traditionen auf den Kopf gestellt.

In dieser Saison wird die Dutch-TT in Assen also am Sonntag stattfinden – erstmals. Fahrer, Teammanager, Mechaniker, Journalisten und Fans wurden vor einem Jahr von dieser Absicht überrascht – und waren ein bisschen sprachlos.

Seit 1949 wurde in Assen immer am letzten Juni-Samstag um die Wette gefahren. Der Pfarrer in einer einst an der Strecke gelegenen Kirche habe anfangs den Samstag als Renntermin durchgesetzt, erzählt man sich, weil er am Sonntag die Messe lesen musste – und sich am Samstag unbedingt die Rennen anschauen wollte.

Vor einem Jahr haben die Assen-GP-Promoter Arjan Bos (Vorsitzender der Stichting Circuit van Drenthe) und Direktor Peter Oosterbaan beschlossen, den traditionellen Termin auf den Sonntag zu ändern.

Die Niederländer haben alle Für und Wider gewissenhaft abgewogen. Danach hat der TT-Vorstand entschieden, den MotoGP-Event auf dem Sonntag zu verschieben. Der Veranstalter geht davon aus, dass die Vorteile überwiegen werden und der Zukunft der Dutch-TT mit diesem taktischen Manöver am meisten gedient ist.

In den Niederlanden steht die Dutch-TT quasi unter Denkmalschutz.

Aber durch die Verschiebung des Rennens auf den Sonntag rechnen die TT-Veranstalter mit steigenden Zuschauerzahlen.
So wie die Menschen heute ihre Freizeit gestalten, bestehen am Sonntag mehr Aussichten für den Besuch einer Motorsportveranstaltung als am Samstag. Am Sonntag haben die meisten Geschäfte zugesperrt. Und wenn man die Trainings am Freitag und Samstag durchführt, müssen die Besucher weniger Urlaubstage frei nehmen. Die TT wird dadurch attraktiver für einen Mehr-Tages-Ausflug, der Verkauf von Weekend-Tickets sollte steigen, meinen die Veranstalter.In den letzten Jahren sanken die Zuschauerzahlöen, die in den besten Zeiten bei fast 140.000 am Renntag lagen.

«Die Umstellung ist schon überraschend, weil in Assen aus Tradition bisher immer am Samstag gefahren wurde», stellte Leopard-Moto2-Teambesitzer Stefan Kiefer fest. «Dass künftig am Sonntag gefahren wird, kam etwas unerwartet. Aber für uns als Team macht es keinen grossen Unterschied, ob das Rennen am Samstag oder Sonntag stattfindet. Und für den Veranstalter macht es wahrscheinlich Sinn.» Bruder und Teamteilhaber Jochen Kiefer sieht sogar einen Vorteil: «Wir haben jetzt am Dienstag vor dem Rennen frei.»

Die Entscheidung für den Sonntag wurde von den Niederländern aus der Not geboren. Die Anzahl der Motorrad-GP rund um die Welt ist limitiert, und die Dutch-TT kann nur dauerhaft überleben, wenn die Besucherzahlen wieder steigen. Der TT-Vorstand rechnet mit fünf bis zehn Prozent mehr Besuchern in der Saison 2016, wenn auf der Traditionssstrecke erstmals am Sonntag WM-Punkte vergeben werden. Diese Zusatzeinnahmen werden nötig sein, um die ständig steigenden Dorna-Gebühren, andere operative Kosten und Investitionen bezahlen zu können, heisst es in Assen.

Die Verlegung der Rennen auf den letzten Sonntag im Juni wird dann auch besser zu den restlichen MotoGP-Rennen passen, die alle am Sonntag bestritten werden. «Wir werden mit der Tradition des letzten Juni-Wochenendes nicht brechen. Und wir betrachten die Verlegung vom Samstag auf den Sonntag als Fortführung einer Tradition – mit einer kleinen modernen und unerwarteten Wendung», sagen die Dutch-TT-Promoter.

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