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Cal Crutchlow: «Riskiere meinen Arsch nicht für HRC»

Von Günther Wiesinger
LCR-Honda-Pilot Cal Crutchlow ärgerte sich nach dem Aragón-Training über den Top-Speed der Ducati. «Das ist sicher keine Honda-Piste», versicherte er.

Cal Crutchlow hält sich mit der LCR-Honda nach den ersten zwei freien Trainings auf dem MotorLand Aragón mit einer Zeit von 1:48,50 min an dritte Stelle der Tageswertung. Er büsste nur 0,081 sec auf die Bestzeit von Dani Pedrosa (Repsol-Honda) ein.

Der WM-Achte und Brünn-Sieger war aber alles andere als happy, als er das Resümee des ersten Tages in Aragón zog. «Es war nicht allzu schlecht», räumte er zwar ein. «Aber das ist keine Honda-Piste... Wir sind gut in Schwung und pushen erbarmungslos. Aber wir würden uns viel leichter tun, wenn wir da draußen ein bisschen mehr Hilfe hätten. Dani agiert sehr stark, auch ich lege mich ordentlich ins Zeug. Trotzdem behaupte ich: Aragón ist keine Honda-Piste.»

Cal Crutchlow warf einem Blick auf die Top-Speed-Liste, auf der Ducati-Pilot Eugene Laverty mit 335,4 km/h auf Platz 1 liegt vor den Ducati von Dovi und Piro, er selbst kam auf 329,2 km/h, Dani Pedrosa auf 333,4 km/h, Marc auf 332,7 km/h.

«Dani wiegt 48 kg. Und ich verliere auf den Geraden zu viel Zeit auf ihn. Im Vergleich zu Dani werden wir auf den Geraden ermordet... Der Unterschied zu Ducati ist ein regelrechter Witz. Wir verlieren 3 bis 4 Zehntel allein im fünften und sechsten Gang. Wo soll ich 0,35 Sekunden in einem Sektor wettmachen, der nur eine Gerade und eine Kurve beinhaltet? Das ist schwierig im letzten Sektor. Letztes Jahr im Rennen war es hier exakt gleich. Identisch. 0,35 Sekunden habe ich pro Runde verloren. Über 23 Runden macht das wie viel aus? Acht Sekunden? Das stinkt mir gewaltig, das kann ich euch sagen. Aber ich kann es nicht ändern. Ich habe heute zu Teambesitzer Lucio Cecchinello gesagt: Wir haben das Leder noch leichter gemacht. Ich selbst wiege momentan auch nicht viel. Aerodynamisch sind wir aber nicht so gut wie die andern, weil ich etwas breiter gebaut bin. Aber ich gebe euch jetzt ein Beispiel, das zeigt, wie krank dieser Sport ist: Ich habe versucht, auf der Geraden den Atem anzuhalten. Ich habe in Turn 15 ausgeatmet und dann bis zum nächsten Corner nicht eingeatmet, um dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Ich weiss nicht, wie lange ich keine Luft bekommen habe. Ich fürchtete, mein Kopf würde sich unter dem Helm lila verfärben. Aber ich habe dadurch nicht einmal eine Zehntelsekunde zurückgewonnen... Es ist wirklich demoralisierend, wenn du dauernd auf den Geraden so kostbare Zeit verlierst.»

«Ich kann mich erinnern, wie ich 2014 hier mit der Ducati gefahren bin. Diese Kiste hat auf der ganzen Bergabgeraden nie aufgehört zu beschleunigen... Mit der Ducati war es hier einfach. Da musste man auf der Bremse gar nichts riskieren. Ich glaube, im Nassen bin ich damals am Ende der Geraden im Top-Speed mit der Ducati so schnell gefahren wie jetzt mit der Honda im Trockenen.»

Als einer der wenigen Piloten nützte Cal Crutchlow im Freitag-Training den harten Vorderreifen. «Nur Loris Baz hat ihn auch verwendet. Aber er kann nicht viel dazu sagen, denke ich, denn er ist ja ausreichend damit beschäftigt, dauernd irgendwelchen Gegnern nachzufahren. Dadurch hat er gar keine Zeit, etwas über die Reifen zu lernen. Ja, ich habe den harten Vorderreifen probiert. Auf gewissen Gebieten bringt er Vorteile, auf anderen Nachteile. Wenn ich heute das Rennen fahren müsste, würde ich den normalen Medium-Vorderreifen nehmen, nicht den asymmetrischen. Aber das kann sich morgen alles ändern. Wir haben dann mehr Runden, die Piste wird sich ändern, das Set-up wird verbessert...»

Hat Cal den harten Vorderreifen verwendet, um für HRC zusätzliche Informationen zu beschaffen? «Nein, an so einen Rennwochenende haben wir bei LCR unsere eigenen Aufgaben zu erledigen. Ich riskiere meinem Arsch nicht für HRC. Ich fahre nicht raus und sage: Ich probiere für euch den harten Reifen. Das mache ich erst, wenn sie mir anständig viel Geld nachwerfen. Noch mehr Geld als bisher, meine ich.»

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